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Eine ganze Stadt ist auf den Beinen

Wallenfels: Die Sonne zeigt sich, wie viele Menschen bei der Fronleichnamsprozession und am Straßenrand von ihrer besten Seite.

Bei herrlichem Sonnenschein zogen an Fronleichnam, mit dem Höhepunkt, dem Schwenken der Schwedenfahne, wieder hunderte von Gläubigen durch die Straßen der Flößerstadt. Diese wurden wie auch die Gehwege und Häuser im Vorfeld in „Hochglanz“ versetzt. Herrlich hergerichtet wurden in den frühen Morgenstunden auch die Altäre, so dass man in Wallenfels das „höchste Fest des Jahres“ auch wieder entsprechend feiern konnte.

Eine große Rolle spielt dabei auch die teilnehmerstarke Soldatenkameradschaft mit ihren unterschiedlichen Einheiten und den Trommlerzug. Die teilnehmenden Soldaten sind zuvor nicht nur in ihre frisch gebügelte altbayerische Uniform geschlüpft, sondern haben auch ihre Gewehre aus der Waffenkammer abgeholt. Vor Beginn der Kirchenparade wurden dann der Bürgermeister und die Honoratioren zu Hause abgeholt. Seit über 40 Jahren ist Georg (Schorsch) Heibl mit dabei. Er erinnert sich auf Anfrage: „Während meiner Wehrzeit hat die Stadt Wallenfels bei der Bundeswehr schriftlich angefragt, ob ich denn für das Fronleichnamsfest vom Dienst freigestellt werden könnte“. Wie bei allen anderen wurde dies, wenn es dienstlich halbwegs machbar war, immer befürwortet. „Wir hatte somit auch ein langes Wochenende bei der Familie“, kann er sich noch gut an Mitte der 70er Jahre erinnern. Ins Überlegen kommt der ältere Herr als man ihn nach der Führung der Soldaten anspricht. „Christopher Zeuß ist der vierte Hauptmann während meiner über 40-jährigen aktiven Zeit beim Fronleichnamsfest“, zählt er zusammen. In den letzten 20 Jahren brachte sich Schorsch, wie er sich gerne selbst nennt, auch in die Vereinsarbeit ein und wurde mit dem BKV Verdienstkreuz ausgezeichnet. „Mit liegt die ganze Tradition am Herzen und ich möchte die Jungen unterstützen, damit die Soldatenkameradschaft und das Fronleichnamsfest in der jetzigen Form weiter geht“, meinte er lächelnd. Der Ablauf sei ja fast immer gleich, lediglich zwei Altäre würden sich abwechseln, so dass es im zweijährigen Turnus auch zu einer abwechselnden Stecke kommt. Auch die farbenmäßig unterschiedliche Soldatenstaffel laufe immer in gleicher Reihenfolge. Demnach würden dem Husar die drei Ulanen, die Trommler und der Marinezug folgen. Es schließt sich der Hauptmann mit Fahnenzug, der Pionierzug und die Infanterie an, so Heibl.

Nach dem „Antreten“ zeichnet Hauptmann Christopher Zeuß langjährige aktive Mitglieder (siehe Info Box) aus. Anschließend lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen und die Kirchenparade setzt sich in Bewegung. Im Gleichschritt begab man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wurde Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz abgeholt. Pater Jan Poja trug Christus in der Gestalt des Brotes bei der Prozession durch die Straßen der Flößerstadt. Mit dabei waren auch wieder die Statue des Heiligen Sebastian und die Muttergottesstatue, welche von sechs jungen Mädchen in weißen Kleidern getragen wurde. Nach drei Altären, begab man sich zur Schwedenbrücke, wo als Höhepunkt die Schwedenparade stattfand.

Das jüngste Stadtratsmitglied Matthias Zeitler begrüßte die Fahnenabordnung nach altem Brauch. Dabei werden die Fahnen gekreuzt und berühren sich gegenseitig. Anschließend begann Fähnrich Matthias Zeiler die Schwedenfahne zu schwingen. Eine Legende besagt, dass sich die Fahne nicht verheddern darf, ansonsten besteht Gefahr für den Frieden. Der junge Stadtratnachrücker zeigte sich jedoch bei seinem ersten Einsatz von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkte die Fahne souverän. Es ging alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte. Anschließend wurde Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilte dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endete die Zeremonie auf der Brücke. Am wenigen Meter entfernten Platz unterhalb des Rathauses feierte man bei idealen Wetterbedingungen einen Gottesdienst unter freien Himmel. Pater Jan Poja ging in seiner Ansprache beim Gottesdienst am letzten Altar auch auf die liebgewordene Tradition ein. Fronleichnam sei gerade in Wallenfels sowohl kirchlich als auch bürgerlich ein wichtiges und wunderschönes Fest, sagte der Geistliche. Die Gläubigen haben sich mit Jesus Christus an ihrer Seite auf dem Weg gemacht um das christliche Glaubnis zu begehen und zu zeigen. „Eine ganze Stadt ist auf den Beinen, alles dreht sich um Jesus Christus auf ihn ist alles bezogen und von ihn wird alles zusammengehalten“, so der Pater. Mit Christus als Brot des Lebens in der Mitte führte der Weg zurück in die Kirche St. Thomas. Die Mitwirkende Marine- und Soldatenkameradschaft sowie des Trommlerzugs, der Musikverein und der örtlichen Gesangverein werden auch dem Flurumgang am morgigen Sonntag mitgestalten. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen. mw

Info Box:

Das Ritual mit der Schwedenfahne geht auf eine jahrhundertealte Legende zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt – der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne bereits in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.

Ehrungen:

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade langjährige aktive Soldaten aus. Geehrt wurden: Philipp Müller (Tambour), Patrick Hahn (Infanterie) (beide zehn Jahre), Christian Stumpf, Thomas Stumpf, Thomas Welscher, Christian Zeuß (alle Pioniere, alle 20 Jahre), Andre Weber (Infanterie) (25 Jahre), Henry Stöcker (Marine) (30 Jahre) Ralf Wilde (Marine), Reinhard Stumpf, Josef Schlee, Dieter Müller (alle Tambour), Wolfgang Reuther (Ulanen), Udo Schlee, Bernd Stumpf (beide Pioniere) (alle 40 Jahre) sowie Bruno Krinke (50 Jahre).

 

2017 - Fronleichnam Wallenfels XXX (15.06.17) 2017 - Fronleichnam Wallenfels I (15.06.17)

Pater Jan Poja erteilt den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Foto: Michael Wunder

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete Bruno Krinke für die 50- malige Teilnahme als Soldat an der Fronleichnamsprozession aus. Foto: Michael Wunder

 

2017 - Fronleichnam Wallenfels XXIII (15.06.17) 2017 - Fronleichnam Wallenfels VIIII (15.06.17)

Die jüngsten Mädchen der Stadt bringen bereits Blumen zu den Altären. Foto: Michael Wunder

Seit über 40 Jahren ist Schorsch Heibl beim Fronleichnamsfest in Wallenfels bei den Soldaten dabei. Foto: Michael Wunder

2017 - Fronleichnam Wallenfels XXVI (15.06.17)

Matthias Zeitler schwenkte in diesem Jahr erstmals als jüngstes Stadtratsmitglied die Fahne an der Schwedenbrücke. Foto: Michael Wunder