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Nationalpark wird in der CSU diskutiert

Kronach: Klar und deutlich äußerte sich Landrat Klaus Löffler bei der CSU Delegiertenversammlung zum angedachten Nationalpark. Wenn die Menschen berechtigte Sorgen haben und mehr Informationen und Zeit brauchen, sollten wir dies auch gewähren.

Er meinte, dass alle Interessengruppen einbezogen werden müssten und dazu einfach die Dialogphase mehr Zeit braucht. In Einvernehmen mit den anderen Fraktionen des Kreistags und MdL Jürgen Baumgärtner habe er deshalb die für den Kreistag vorgesehene Entscheidung auf einen Übertritt in die Konzeptphase verschoben. „Es wird am 17. Juli deshalb im Kreistag keine Entscheidung geben, ob man in die Konzeptphase einsteigt“, sagte der Landrat. Ein so höchst sensibles Thema wie ein Nationalpark könne nicht von der einen Minute auf die andere entschieden werden, gleichwohl müssten die Chancen geprüft werden.

Die Neuwahlen des CSU Kreisverbandes kamen für MdL Jürgen Baumgärtner, der den Nationalpark vor wenigen Wochen ins Gespräch brachte zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Er wurde erwartungsgemäß wieder gewählt, konnte aber diesmal „nur“ 78 der 96 gültigen Stimmen erreichen. Das Ergebnis von 81,25 Prozent fiel somit deutlich schlechter aus als vor zwei Jahren damals konnte Baumgärtner noch 97 Prozent der Delegierten überzeugen. Wiedergewählt wurden seine Stellvertreter Angela Hofmann (94 Stimmen), Jens Korn (93) und Gerhard Wunder (93), sowie neu Susanne Daum mit 89 Stimmen. Sie übernimmt das Amt von Sybille Fugmann, die vor wenigen Tagen das Amt der Kreisvorsitzenden bei der Frauenunion übernommen hatte. Zum engeren Vorstand gehören ferner Kreisschatzmeister Jochen Gleich (96) und die beiden Schriftführer Sabine Jaklin und Bernd Rebhan.

Das alles beherrschende Thema Nationalpark wurde ausführlich beleuchtet, es wurde offenkundig, dass dies auch unter den CSU Mitgliedern kritisch gesehen wird. „Die CSU hat bisher immer nur mit den Menschen Politik gemacht, dabei wird es auch in Zukunft bleiben“, sagte der Kreisvorsitzende der Frankenwald CSU Jürgen Baumgärtner. Er wiederholte, dass es keine Verlierer geben darf, die Forstdientleister hätten mit dem Nationalpark ehe besser Aussichten als jetzt, schließlich müsste der gesamte Wald umgebaut werden. Auch die Privateigentümer seien nicht betroffen, sagte Baumgärtner. Die zahlreichen Erfolge der CSU aus jüngster Vergangenheit bauen auf der Grundlage von Ideen und Visionen, deshalb ist die Diskussion gut für die Region. „Wenn nicht wir von der CSU mit den meisten Mandatsträgern von der Kommunen bis hin zum Europaparlament was bewegen, wer soll denn dann was bewegen“, fragte der Kreisvorsitzende in seiner engagierten Rede. Die Mandatsträger sind sich der Verantwortung bewusst, um auch die Region nach außen interessanter zu machen. Durch einen Naturpark könnte nicht nur der Freizeitwert gesteigert werden, sondern durch ein Zentrum für Holzwirtschaft oder eine Fachhochschule auch Arbeitsplätze in Teuschnitz oder Nordhalben entstehen. „Der Frankenwald wird sein Gesicht verändern, er bleibt nicht wie er ist, ob mit oder ohne Nationalpark“, prophezeite Baugärtner. Es könnten staatliche Anreize geschaffen werden, um beim Waldumbau zügiger voranzukommen.

„Die Diskussion ist eine riesige Chance, wir müssen nicht unbedingt einen Nationalpark haben, aber für die Heimat mit Leidenschaft kämpfen“, zeigte sich Baumgärtner zuversichtlich. „Es gab für mich keine andere Möglichkeit und sind die Prügel noch so groß“, meinte er abschließend und fügte hinzu, Bilder wie im Bayerischen Wald wollen wir nicht haben. „Wir lassen weder zeitlichen Druck aufbauen noch lassen wir uns aus München regieren, es wird einfach die Dialogphase verlängert“, so Baumgärtner gewohnt kämpferisch.

Herbert Kaiser meinte, man sollte den Nationalpark nicht in einen temperamentvollen Vortrag groß verkünden, sondern das Votum der Bürger beachten. Das Echo der Bevölkerung sei recht eindeutig, die Bürger wollen keine Konzeptphase sondern eine Schlussphase. Im Frankenwald gebe es nach Meinung von Forstexperten eine starke Verzahnung von Staatsforst und Privatwald, ein Ausschluss des Privatwaldes sei deshalb unmöglich. Jens Korn der Bürgermeister aus Wallenfels meinte, dass die Diskussion um eine möglichen Nationalpark schwierig und belastend sei, aber auch „Energien freigesetzt“ werden. Aufgrund ihrer Erfahrung und den Diskussionen vor Ort stehen die „schwarzen Rodachtaler“ den Nationalpark auch skeptisch gegenüber. Die Stilllegung von Flächen passt nicht zum Kulturwald und sei mit dem Frankenwald nur schwer in Einklang zu bringen. Es müssten deshalb neue Wege beschritten werden. In einen „FrankenWaldZentrum“ für greentech und nachhaltige Holzwirtschaft könnte ein Transfer „Forschung“ entstehen, nachgedacht werden sollte über eine Außenstelle der Hochschule Weihenstephan. Auch sollte man die Möglichkeiten von Weiterbildungsmaßnahmen von Mitarbeitern in der Holzbranche ausbauen, um die „Ursprünglichkeiten“ von Holz und Wald zu vermitteln. Gerhard Wunder fügte hinzu, man sollte die Chancen aus der Diskussion nutzen und weitere Aktivitäten bündeln. Hans Rebhan sagte, es gelte lediglich das Angebot von Umweltministerin Ulrike Scharf an die Region zu prüfen. Durch die Aktionen sei der Bekanntheitsgrad des Frankenwaldes in den vergangenen Wochen extrem gestiegen. Rudolf Kotschenreuther bemängelte den beschämenden Umgang mit dem Landtagsabgeordneten. Dieser habe für die Region in den letzten Jahren unheimlich viel getan, so der Neufanger. Forstunternehmer Helmut Pfadenhauer aus Gifting bekundete gerne im Wald zu arbeiten. Er bezeichnete das Vorhaben als „ökologischen Wahnsinn“. Der Privatwald sei auch die Sparkasse des kleinen Mannes und dürfe nicht angegangen werden. Es müsste ja nicht mal eine enteignet sein, der Schaden wäre ja schon sehr groß, wenn die Flächen aus der Nutzung genommen würden. Die Waldbesitzer haben seit Generationen ihre Hausaufgaben gut gemacht, fügte er hinzu.

CSU Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner verwies in seinen Rechenschaftsbericht auf die zahlreichen Erfolge der vergangenen Jahre. So wurden der Qualitätszirkel zügig auf den Weg gebracht, Hilfen bei der Kurzzeitpflege erreicht und neu Ärzte angesiedelt. „Die Politik mischt sich überall ein, wo die Menschen betroffen sind“, sagte Baumgärtner. Die umstrittene psychiatrische Tagesklinik sei heute eine selbstverständlich, auch habe man Weiterbildungsinitiativen für die Ärzte auf den Weg gebracht und die Bedarfsplanung auf den Prüfstand gestellt. Gelöst wurde die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen. Im September werde man eine über Jahre nicht machbar gewesene Verbesserung der Schülerbeförderung präsentieren. Die sehr

umstritten Bundesstraßenanbindung wurde nach 45 Jahren über Nacht in Gänze in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Perspektive gebe es für die Ortsumgehung in Pressig, wo man im nächsten Jahr mit der Planung beginnt und in Zeyern wo schon gewaltig gebaut wird. MdB Hans Michelbach habe dabei eine große Rolle in Berlin gespielt und werde bei der Bundestagswahl auch wieder von der Frankenwald CSU unterstützt. Diese werde aber alles daran setzen, dass sein Nachfolger aus dem Landkreis Kronach kommt. Landrat Klaus Löffler ging auf viel der Themen ein, welche in den ersten 183 Tagen seiner Amtszeit auf den Weg gebracht wurden. Wichtig war es die FOS im Landkreis zu erhalten, dies sei nur aufgrund der guten Vorarbeit in Ludwigsstadt möglich gewesen. Mittlerweile sei auch der Umbau des VHS Gebäudes gesichert, man habe einen Bescheid über eine Förderung von 90 Prozent der förderfähigen Kosten erhalten, so der Landrat.

 

Wahlen:

Als Beisitzer wurden gewährt: Peter Ebertsch, Jonas Geisler, Andre Gerd Gügel, Reinhold Heinlein, Susanne Heinlein, Mathilde Hutzl, Thomas Karl, Peter Klinger, Thomas Kotschenreuther, Hans-Peter Laschka, Winfried Lebok, Tina-Christin Rüger, Albert Rubel und Tanja Sopart.

Als Delegierte nehmen am Parteitag Jürgen Baumgärtner, Klaus Löffer, Bernd Liebhardt, Heinz Hausmann, Gerhard Wunder, Bernd Rebhan und Jonas Geisler teil.

2017 - Delegiertenversammlung I (22.06.17)

Der engere Vorstand der Frankenwald CSU mit seinen Vorsitzenden Jürgen Baumgärtner (Mitte) und Landrat Klaus Löffler (rechts). Foto: Michael Wunder