Schlagzeilen:Nationalpark Frankenwald scheint vom Tisch zu sein
Tschirn: Bei der Informationsveranstaltung des Bauernverbandes in Tschirn zeigte man sich zuversichtlich den Nationalpark Frankenwald „überstanden“ zu haben. Gleichzeitig warnte man vor einem möglichen Biosphärenreservat. Christoph Winkler beantwortete dabei die Frage, was denn eigentlich ein Biosphärenreservat sei. Dabei werde im Gegensatz zum Nationalpark nur drei Prozent für den totalen Schutz hergenommen, die Mindestgröße ist aber nicht wie beim Nationalpark auf 10.000 Hektar, sondern auf 30.000 Hektar festgelegt. Hinzu kommt eine 6.000 Hektar große Schutzzone, was die Sache nicht einfacher macht. Der Forstexperte sagte, jetzt lässt man das zweite Karnickel aus dem Sack. Beide Konstruktionen sind auf die Ewigkeit angelegt. Zuvor präsentierten die beiden Forstfachleute Florian Beierwaltes und Dieter Sonntag den Stand in Sachen Nationalpark. Dabei fragten sie Eingangs, was es für einen Grund gibt, die wunderschöne Gegend einfach der Natur zu überlassen. In einen Kurzfilm stellten sie die intakte Natur des Frankenwaldes mit den kahlen Wäldern in den bisherigen Nationalparken gegenüber. Florian Beierwaltes verwies auf das herrliche Wander- und Radler Paradies. Wie er weiter sagte, haben viele Bürger auf Holz zum Heizen umgestellt, mit dem Nationalpark wäre keine Selbstversorgung mehr möglich. Das Argument, dass es nur den Staatswald betrifft könne nicht gewertet werden, weil es dort allen mehrerer Enklaven gibt und der geforderte Mindestabstand nicht eingehalten werden könnte. Auch bei der Bewirtschaftung der Pufferzone sei man sehr eingeschränkt und auf die privaten Waldeigentümer angewiesen. Als wichtigsten Punkt bezeichnete er die rund 800 qualifizierten und sicheren Arbeitsplätze. Die für den Tourismus prognostizierten Zahlen seien nicht belastbar, sagte er. Sollte der Nationalpark kommen seien die Waldbesitzer, die Beschäftigten in Wald und der Holzverarbeitung die absoluten Verlierer. Förster Dieter Sonntag der eingangs auf die rechtliche Grundlagen hinwies, meinte, dass die 75 Prozent große Kernzone weitgehende zusammenhängend und nicht durchschnitten sein sollte, was im Frankenwald unmöglich ist. Vom Nationalpark Frankenwald wären viele „Einöden“ und landwirtschaftlichen Betrieben betroffen und damit würde das Lebenswerk vieler Menschen über Generationen hinweg vernichtet. Die Altersversorgung vieler Privatwaldbesitzer gefährdet und die Lebensqualität vieler Bürger durch Auflagen verschlechtert. Die Nationalparkverordnung Bayerischen Wald sei dem Ministerium unterstellt und hat dort das ausschließliche sagen. Es wird knallhart das Ziel verfolgt, die Flächen aus der Bewirtschaftung und der Nutzung zu nehmen. Dabei wird auch die Infrastruktur zurück gebaut, so Sonntag. Die örtliche Bevölkerung verliert die Rohstoffzulieferung und der Borkenkäfer wird innerhalb kürzester Zeit zuschlagen. Dieter Sonntag erinnerte an die Hochfläche zwischen Tschirn und Nordhalben, welche trotz eingreifen nicht gehalten werden konnte und der Schädling innerhalb von drei Jahren 400 Hektar Wald zunichtemachte. Betroffen wären auch die Jäger, welche eine intensive Bejagung von Privat und Staatswald betreiben. Im Nationalpark wird man mit Wildtiermanagement dem Tierschutz in keinster Weise gerecht. Bürgermeister Peter Klinger meinte, dass die Gemeinde nicht mehr oder weniger informiert sei wie die Bürger. Er selbst hatte lediglich eine Einladung als Vorsitzender der WBV zum Beginn der Dialogphase mit der Umweltministerin in Neukenroth. Dort wurde die Idee vorgestellt und auch darauf hingewiesen, dass der Frankenwald fachlich ungeeignet sei. Sein Stellvertreter Siegmund Kolb war von Anfang an bei den Diskussionen dabei. Dieser zeigte auf, wie positiv der Ausflug in den Bayerischen Wald dargestellt wurde. Dabei seien die Regionen mit sehr unterschiedlichen Niederschlägen und der Höhenlage nicht vergleichbar. Auch stünden die Einnahmen und Ausgaben in keinem Verhältnis. Jährlich müssten dort zehn Millionen Defizite ausgeglichen werden. Richtig sei, so Kolb, dass ein Waldumbau notwendig sei. Die privaten Waldbesitzer müssten den Einschlag forcieren und mehr Laubholz ausbringen. Er begrüßte es, dass die beiden Rodachtalbürgermeister Jens Korn und Gerhard Wunder mittlerweile zurück gerudert sind. Gleichzeitig bedauerte er, dass die Entscheidung für den Eintritt in die Konzeptphase im Kreistag nicht im Juli zustande kommt. Vom neu gegründeten Verein gelte es die frei gewordenen Energien zu nutzen und den Frankenwald weiter nach vorne zu bringen. Der Kreisobmann des Bayerische Bauernverband Erwin Schwarz berichtete von einem Treffen mit den drei anderen Initiativen in Kitzingen. Dort habe Innenminister Joachim Hermann auch gesagt, dass der Bayerische Landtag am 18. Juli entscheide, welche Region in die Konzeptphase geht. Er befürchtet mit dem ins Gespräch gebrachten Biosphärenreservat bereits das „nächste Damoklesschwert“, welches den Grundstücksbesitzern auferlegt wird. „Wir müssen alle an einen Strang ziehen und ohne Schutzgebietsverordnung den Wald entsprechend umbauen“, so Schwarz. Dafür stehe der neu gegründete Verein mit seinen vielen Kräften aus der Region. Peter Klinger meinte, ein Biosphärenreservat verhindert keinen dritten Nationalpark in Bayern. Im Frankenwald habe man viele Schutzgebiete, in unmittelbarer Nähe, der Tschirner Ködeltal ein Naturschutzgebiet und mehrere FFH Gebiete. Er stellte klar, dass die Verschiebung der Ortsdurchfahrtssanierung nichts mit dem Naturpark zu tun hat Michael Renk fragte, wie lange die in München den Irrsinn und Blödsinn noch weiter führen. Über Generationen wurde der Wald hervorragend bewirtschaftet und so soll es auch bleiben. Förster Dieter Sonntag nahm ausführlich zu den Auswirkungen eines Nationalparks Stellung. Foto: Michael Wunder Zahlreich waren auch die Bürger ins ehemalige Jugendheim gekommen, um sich über einen möglichen Nationalpark zu informieren. Foto: Michael Wunder |