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Erstes Lokaltheater und ein heimatliches Kriminalstück in Nordhalben

Nordhalben: Ein neuartiges Veranstaltungsformat sorgt aktuell in Nordhalbener für mehrere ausverkaufte Vorstellungen: Das vom Initiator Rudolf Ruf so getauftes „Lokal-Theater“ (ein Wortspiel: erstens spielt das Stück in einem Lokal und zweitens lassen zahlreiche lokale Bezüge eine besonders authentische Atmosphäre aufkommen) zog das Publikum an.

Und die Gäste kamen auf ihre Kosten: Szenenapplaus, fröhliche Mienen und viel Lob erntete das 90-minütige Theaterstück „Mord im Pferdestall“ (eine Pilsbar im Keller eines Nordhalbener Gasthauses): Gespielt wurde am Tresen des Gasthauses „Wagner“ inmitten der Ortschaft. Und – die Handlung spielte sich auch exakt dort selbst ab: Nordhalben, Anfang der 1970er Jahre; die Eigentümerfamilie der örtlichen (tatsächlich aktenkundigen) Zigarrenfabrik, im Stück die „Bachschmidts“ in Anlehnung an den Markennamen genannt, feiern dekadent und überheblich den 65. Geburtstag des Firmenpatriarchen Alfred (gespielt von Horst Schnura). Aus dem Prolog, der einen Original-Einspieler der Produktion 1964 zeigte, war zu erfahren, dass Bruder Georg (Rudolf Ruf) eine neue Zigarrenform, den Zigarino durchsetzen will, welcher jedoch die Firma an den Rand des Ruins führen würde. Während der Geburtstagsfeier dann geschieht ein Mord. Im Stile der landläufig bekannten Krimidinner – mussten sich die Zuschauer treppab in die Bar „Pferdestall“ begeben, wo das Opfer zu besichtigen war – gemeuchelt mit dem Dolch, den Georg noch stolz vorher den Zuschauern präsentiert hatte. Vom „Tatort“ ging es direkt zum Buffet – denn das Verbrechen musste schließlich verkraftet, und die Verdächtigen ausführlich diskutiert werden! Für Erheiterung sorgten vor allem die lokalen Firmen- und Personennamen, die authentisch in die Geschichte eingebettet waren: ob örtliches Betonwerk oder der Schreiner, Autowerkstatt oder Bademeister – die „Bachschmidts“ kennen nun mal auch die örtliche Szene. Im Verlauf des Stücks zeigt sich das wahre Gesicht der Familie: Die Firma am Rand des Abgrunds, eine zerstrittene Familie – und viele Mordmotive:

Da kommt die Baronin von Lindendorff (Susanne Erdmann) von Monaco zurück in die Heimat – die Millionen des verunfallten Gatten verprasst. Ehefrau Gabriele (Lisa Trapper) möchte mit ihrem sizilianischen Liebhaber (Julia Schnura) eine Finca bauen, doch leider ist letzterer etwas knapp bei Kasse. Das Bachschmidt- Model Sandra (Lea Zimmermann, mit prächtig-künstlichem Sprachfehler spielend) wittert ihre einzige Chance bei Bachschmidt, sieht ihre Felle jedoch davon schwimmen, weil Freund und Juniorchef Max (Fabian Wagner) zu arg dem Alkohol frönt. Und Rechtsanwalt Dr. Sommerfeldt (Uwe Witurka) schmiedet geheime Pläne, zusammen mit Chef Alfred den unbeliebten Bruder Georg zu entmachten. Nach vielen gegenseitigen Verdächtigungen und Querelen, die die so reichen und souveränen „Bachschmidts“ zu Handgreiflichkeiten und zur verbalen Eskalation trieben, konnte Kommissar Hagen (Markus Jaksch) schließlich den Mörder überführen. Jedoch blieb in den vier ausverkauften Vorstellungen die Spannung erhalten: Initiator und Autor des selbst verfassten und inszenierten Stücks, Rudolf Ruf, hatte kurzerhand in jeder Vorstellung einen anderen Mörder parat – schließlich hatte jeder ein Motiv! Am Schluss siegt die Moral in Person der erfrischend (als einzige Darstellerin) Dialekt sprechenden resolute Putzfrau (Birgit Fischer): „Geld macht nicht glücklich – vor allem wenn es alle haben wollen.“ Am Schluss waren sich alle – Zuschauer, Ensemble und Gastwirtsleute einig: Das vielleicht erste Kriminalstück, als Theater im Wirtshaus, am Tresen - war rundum ein Erfolg und sollte vielleicht nicht das letzte Stück dieser Art gewesen sein!

2018  - Lokaltheater I (25.01.18)

Das Ensemble „Mord im Pferdestall“´, (v.l.) Fabian Wagner, Lea Zimmermann, Horst Schnura, Markus Jaksch, Susanne Erdmann, Uwe Witurka, Rudolf Ruf, Birgit Fischer, Julia Schnura, Lisa Trapper. Foto: Rudolf Ruf

2018  - Lokaltheater III (25.01.18)

Der Alkohol zeigt bei Max (Fabian Wagner, vorn) Wirkung- Freundin Sandra (Lea Zimmermann) stützt ihn. Pikiert im Hintergrund (v. l.) Alfred (Horst Schnura), Zimmermädchen Daniela (Birgit Fischer), Rechtsanwalt Dr. Sommerfeldt (Uwe Witurka), Baronin von Lindendorff (Susanne Erdmann), Kommissar Hagen (Markus Jaksch), Gabriele (Lisa Trapper) und Robert di Salvo (Julia Schnura). Foto: Rudolf Ruf