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Bundesverdienstkreuz für ehemaligen Tschirner

Tschirn: Der gebürtige Tschirner Wolfgang Förtsch hat sich in Schonach im Schwarzwald für seine Mitbürger in vielfältiger Weise verdient gemacht und ist deshalb mit den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

Damit haben seine herausragenden Leistungen für das Gemeinwohl öffentliche Anerkennung gefunden.

Jetzt zur Jubelkommunion weilte er wieder in seiner Heimatgemeinde die er regelmäßig besucht und in der durch seien Initiative auch viele Verbindungen und persönliche Freundschaften entstanden sind. So spielt zum Beispiel auch schon die Kurkapelle Schonach bei der Tschirner Feuerwehr zum Jubiläumsfest, Feuerwehr und Altherrenmannschaften besuchten sich gegenseitig und viele Tschirner kommen auch in den bekannten Wintersportort zu ihm.

Wolfgang Förtsch wurde, wie seine beiden Geschwister, in Tschirn geboren und eingeschult. Vor 60 Jahren feierte er hier auch seine Erstkommunion. Danach ist die gesamte Familie nach Frankfurt gezogen. Sein Vater, dessen Wagenmachergeschäft hier im Frankenwald nicht mehr so rentabel war, konnte sich bei der Polizei in Frankfurt beruflich verändern. „Es war für mich mit neun Jahren erst die zweite größere Reise. Zuerst der Kommunionausflug nach Staffelstein und dann der Umzug in die Großstadt“, erinnert er sich 60 Jahre danach. Bereits mit 13 Jahren begann er eine Lehre als Dreher in Frankfurt, war mit 20 Jahren bereits Ausbilder und absolvierte wenig später die Meisterschule. Seine Familie ist durch Verheiratung und Ruhestand der Eltern Ende der 70er Jahren wieder zurück nach Tschirn. Ihn, der zwischenzeitlich in Frankfurt auch geheiratet hatte, führte der Weg zunächst in die Nähe von Freiburg, wo er als Ausbilder die Lehrwerkstatt einer Kellereitechnik führte. Nach einer beruflichen Zwischenstation in Kassel zog er wieder ins Badische, in den Wintersportort nach Schonach. Dort ist er seit 1982 beheimatet. Damals begann für den Industriemeister ein Aufstieg, wie er heute vielleicht nicht mehr möglich wäre. Nun, rund 35 Jahre später, wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende war 25 Jahre in der 4.000 Einwohnerstadt im Gemeinderat und davon auch 15 Jahre als Zweiter Bürgermeister. Zusätzlich ist er auch ehrenamtlich noch seit 20 Jahren Arbeitsrichter und 15 Jahre Schöffe am Landgericht. Sein Wirken als Mitorganisator beim Weltcup in der Nordischen Kombination und stellvertretender Vorsitzender des Skiclubs wurde in besonderer Weise bedacht. Unter der Führung von Wolfgang Förtsch wuchs die Firma Burger Industriewerke (BIW) vom kriselnden 80 Mann-Betrieb zu einem der führenden Unternehmen der Branche mit nahezu 300 Mitarbeitern. „Wir hatten bei meiner Übernahme der Firma acht Millionen Mark Umsatz, als ich 2014 in Rente gegangen bin hatten wir 30 Millionen Euro Umsatz“, sagte er stolz. Der spätere alleinige Geschäftsführer war sich nicht zu schade neben seinen Hauptberuf für die Katharinenhöhe, einer Kinderkrebs- Nachsorgeklinik auch „betteln zu gehen“. Es sind zwischenzeitlich nahezu 400.000 Euro an Sponsorengelder unter seiner Regie zusammen gekommen. Neben der Klinik war des Weiteren auch die Klaus-Ringwald-Stiftung ein Nutznießer vom Engagement des Geehrten. Ein weiteres Kapitel hat Förtsch mit der Unterstützung von Wijtek Czyz und dessen Mission „Sailing4handicaps“ aufgeschlagen.

Der gebürtige Pole Wojtek Czyz, ein deutscher Leichtathlet, zog sich bei einem Fußballspiel so eine schwere Verletzung zu, dass sein linkes Bein oberhalb des Knies amputiert werden musste. Er fand schnell den erfolgreichen Einstieg in den Behindertensport und gewann mehrere Medaillen, darunter vier in Gold bei den Paralympics. Seit drei Jahren arbeitet Wojtek Czyz sehr engagiert im Projekt „Sailing4handicaps“, wobei er mit seiner Ehefrau Elena Brambilla auf einem Katamaran um die Welt segelt und beinamputierten Menschen Prothesen baut.

Wolfgang Förtsch will auch als Rentner weiterhin seinen „Betteltouren“ nachgehen. Wie er sagte, sei er dabei nie auf taube Ohren gestoßen und habe sich über kleinere Spenden ebenso gefreut wie über größere Beträge. Besonders stolz ist Förtsch auf die Tatsache, dass man zum dritten Mal hintereinander in Schonach das Weltcup Finale ausführen darf. Dies wäre ohne das Engagement von Wolfgang Förtsch in diesem Umfang und dieser speziellen Machart kaum denkbar gewesen. Auf Initiative der Gemeinde Schonach sei das Ansinnen an den Bundespräsidenten herangetragen worden und so habe ihm Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Wolfgang Förtsch ist bekennender Oberfranke und sagt: “Ich bin jetzt Schonacher, meine Heimat ist aber Tschirn“. Jetzt bei der Jubelkommunion besuchte er seine alte Schule, wo er vor über 63 Jahren eingeschult wurde. Er erinnert sich, dass vier Klassen in einem Raum unterrichtet wurden. Etwas schade bezeichnete er, dass einige die Kommunionjubiläen nicht mehr mitfeiern. Bevor es dann Mitte der Woche wieder ins Schwäbische geht, steht noch ein Bierkopfderby, eines seiner größten Erlebnisse, an. Wolfgang Förtsch ist ein gutes Beispiel, dass zeigt, dass auch Leute vom Land, ohne Studium, was „in der Welt“ erreichen können.

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Stolz trägt der gebürtige Tschirner Wolfang Förtsch das Bundesverdienstkreuz. Foto: Privat