Schlagzeilen:Für eine Großstadt geeignete Kunst gibt es in Kronach
Kronach: Kunst, die auf dem ersten Blick manchmal recht einfach sein kann, hat meist tiefere Hintergründe und ist deshalb auch sehr Zeitaufwendig. Der Kronacher Kunstverein (KKV) bietet den Freunden der Kunst mit der Ausstellung „Also sprach Zarathustra“ von Peter Rutzmoser ein besonderes Highlight. In 444 Bildtafeln gibt er die philosophischen Texte von Friedrich Nietzsches Hauptwerk wieder. Bei der Vernissage am Freitag meinte der Künstler, der mit vielen Münchner Gästen nach Kronach gekommen war, dass er fasziniert war, wie Nietzsche von seiner Sichtweise auf die Welt über unser Leben nachzudenken wusste. Die drei Worte „Also sprach Zarathustra“ weckten die magische Aufmerksamkeit des Künstlers. Die drei kleinen Worte wurden größer und zogen Rutzmoser in ein Experiment hinein, dessen Tragweite ihm für die nächsten Lebensjahre nicht bewusst war. Trotz anfänglicher „Rückschläge“ konnte er nicht vom Werk lassen und er setzte auf eine größere Schrift und einer anderen Form von Buchstaben. Schnell wurden aus einer Arbeit, die ursprünglich drei bis vier Wochen dauern sollte, knapp fünf Jahre. „Dieser Nietsche hat mir schon viel Arbeit gemacht“ Der 84-jährige Künstler Peter Rutzmoser bei der Ausstellungseröffnung Der Vorsitzende des KKV Karol J. Hurec ergründete und analysierte die Bestandteile der 444 Tafeln, wovon einige in drei Säulen ausgestellt wurden. Für die große Anzahl der Tafeln – die auch einer großen Kunsthalle würdig sind – benötigte man in der Galerie in Kronach drei Tage zum Aufbau. Hurec sprach von einer vielschichtigen, tiefgründigen, aufwändigen und hochaktuellen Installation. Zum Faktor Zeit meinte er, dass Peter Rutzmoser mehr als viereinhalb Jahre tägliche Lebenszeit verbrachte, um in einem meditativen Akt, fast süchtig, die 444 Bildtafeln beschrieb. Dabei sei der Faktor Schrift ein ganz wichtiger. Während für den alltäglichen Schriftgebrauch eine gute Lesbarkeit der Schrift in der Regel an erster Stelle steht, ist dies im künstlerischen Bereich nicht zwingend notwendig. Für seine Arbeit „Also sprach Zarathustra“ entwickelte Rutzmoser eine ganz spezielle zum Text passende Schrift. Die nicht einfache Schrift widersetzt sich dem „du sollst“ sie zeigt mehr „ich will“ anders sein – „wie ein Kind“ kreativ verspielt – all diese Themen und Forderungen aus der Lehre Zarathustras fließen dabei mit ein. Die Schrift bietet in ihrer Form einen Bezug zum Inhalt und ist gleichzeitig eine kaligrafische, dekorative Gestaltung von hoher Ästhetik. Dazu gehört auch die perfekt gewählte Farbe des Untergrundes. Das dunkle Purpur ist eine in der Natur seltene Farbe und erregt daher leicht visuelle Aufmerksamkeit. Purpur ist in der Esoterik die Farbe der Menschenliebe und des Idealismus. Das von Rutzmoser verwendete gedämpfte, dunkle Purpur unterstreicht in seinem Anmutungscharakter die Stimmung Zarathustras „Predigt“. Um den Bildern auch eine gewisse Schönheit zu geben, hat Rutzmoser einige auch farbig akzentuiert. Die farbigen Ausmalungen in grün, rot und blau dienen einer reduzierten, archaischen Ausschmückung des Textes, in ihrer Verwendung akzentuieren sie Zarathustras schöne Sprache. Nietzsches „Zarathustra“, ist ein filigranes Werk eines Philosophen Karol J. Hurec, der Vorsitzende des KKV über das Werk Der Vorsitzende meinte, dass Peter Rutzmoser mit Zarathustra nicht nur Wort für Wort, sondern Buchstabe für Buchstabe erarbeitet hat und daraus ein raumgreifendes Ereignis geschaffen hat. Die Vernissage wurde durch speziell für die Ausstellung komponierte Klavierstücke von Marc Müller mitgestaltet.
Eine Besucherin hat den Münchner Künstler Peter Rutzmoser (2 v.r.) sogar eine rote Rose mitgebacht. Im Gespräch nach der Ausstellungseröffnung unterhalten sich vor einigen seiner Werke (v.l.) die Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann, der zweite Vorsitzende des KKV Willi Karl, Vorsitzender Karol J. Hurec, Tina Köhler vom „Haus der Kunst“ in München sowie Krystyna Hurec-Diaczyszyn. Foto: Michael Wunder Marc Müller hat für die extravagante Ausstellung, einige Musikstücke komponiert. Foto: Michael Wunder |