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Auch nach 50 Jahren noch ein Segen für die Region

Nordhalben: Heute, am 26. August, genau vor 50 Jahren, begann mit dem Bau der Ködeltalsperre eine der größten Baustellen im oberfränkischen Raum.

In den folgenden fünf Jahren entstand zwischen Mauthaus und dem ehemaligen Schwarzen Teich bei Nordhalben einer der größten Trinkwasserspeicher. Zwei Jahre zuvor hatte man im Straßen- und Wasseramt Kronach den Bauentwurf gemacht und alle notwendigen Vorarbeiten geleistet. Den Ingenieuren war es ein ernstes Anliegen, die Gesamtanlage unter Berücksichtigung aller technischen Erfordernisse in die fast unberührte Natur der Nordhalber Ködel harmonisch einzufügen. Die starke Industrialisierung, aber auch der erhöhte Wasserverbrauch durch die Menschen machten es notwendig, die bis dahin einzelnen örtlichen Wasserversorgungsanlagen, welche gerade in den Trockenphasen nicht mehr genügend Wasser lieferten, für mehr sauberes Trinkwasser zu sorgen. Weite Teile Oberfrankens waren als Wassermangelgebiete gekennzeichnet. Mit dem unberührten Bergwasser der Frankenwaldbäche mit einer sich anschließenden Aufbereitung wollte man der Situation entgegen treten. Das Objekt Mauthaus hat bei den durchgeführten Erhebungen die günstigsten Voraussetzungen aufweisen können. Schon damals stellte man fest, dass sowohl das Wasserdargebot als auch dessen Wassergüte den Erwartungen entsprach. Die in Betracht kommenden Ködelbäche waren nahezu frei von menschlichen Wohnsiedlungen und zu großen Teilen mit Schatten spendenden Nadelbäumen bestockt. Der daraufhin erarbeitete Talsperrenvorentwurf fand bereits 1962 die Zustimmung der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren.

Bevor man 1968 mit dem Bau begann, mussten in den beiden Jahren zuvor rund 85 Hektar Wald gerodet und etwa 70.000 Wurzelstöcke entfernt werden. Nach dem Baubeginn am 26. August 1968 standen, um die Nurner Ködel umzuleiten, zunächst die Stollenvortriebe im Vordergrund. Im darauffolgenden Jahr, dem Hauptbaujahr, wurden die meisten Betonbauwerke im Rohbau fertig gestellt. Die zeitaufwändigen Dammschüttarbeiten, wie auch die gleichzeitig laufenden Untergrundverpressungen, die Hochbaumaßnahmen und Montagearbeiten erstrecken sich auch noch über die Jahre 1970 und 1971. Im Frühjahr 1971 wurde bereits die Vorsperre und 1972 der Hauptsee probeweise eingestaut. Zeitgleich entstanden beim Taleingang bei Mauthaus ein Krafthaus und das Tosbecken.

Die offizielle Inbetriebnahme der Trinkwassertalsperre Mauthaus – auch Ködeltalsperre genannt – war am 21. Mai 1973 durch den bayerischen Innenminister Bruno Merk (CSU). Die erste Trinkwasserentnahme folgte zwei Jahre später. Die damals 48 Millionen Mark teure Talsperre war damit auch die erste Bayerische Trinkwassertalsperre.

Die Ködeltalsperre in Zahlen:

Die Talsperre hat ein Einzugsgebiet von knapp 40 Quadratkilometer und einen Gesamtstauraum von 21 Millionen Kubikmeter Wasser.

Die Wasseroberfläche beträgt bei Vollstau rund 92 Hektar.

Die wichtigsten Bauwerke sind:

Vorsperre:

Dort hat man mit etwa 45.000 Kubikmeter Schüttgut einen Damm errichtet, um auf die verlässlichste Art ankommendes Treibzeug abzufangen. Ihre beiden Zuflüsse sind die Tschirner und Nordhalbener Ködel. In der Vorsperre können bis zu 700.000 Kubikmeter Wasser auf einer Fläche von 14 Hektar gespeichert werden.

Hauptsee:

Die Hauptsperre erstreckt sich in stets wechselnder Linienführung über die gesamte Länge zwischen Vor- und Hauptdamm. Bei Vollstau bildet sich ein See von 250 Meter Breite und 4,4 Kilometer Länge, mit einer Fläche von rund 92 Hektar. Der Stauraum der Ködeltalsperre ist mit 21 Millionen Kubikmeter Wasser berechnet.

Der Hauptdamm:

Für den Hautptdamm mit Hochwasserentlastungsanlage wurden rund 900.000 Kubikmeter Schüttgut benötigt. Dieser ist aus Grauwacke- und Tonschiefergestein mit zentralem Dichtungskern aus Lehm. Die Dammkrone liegt 61 Meter über der Gründungssohle ist 285 Meter lang und hat an der Krone eine breite von neun Metern.

Der Entnahmeturm:

Über den 67 Meter hohen Stahlbetonturm wird alles Trinkwasser abgeleitet. Der zylindrische Hohlkörper ist in 16 Stockwerke unterteilt.

Die Stollenbauwerke:

Insgesamt wurden vor 50 Jahren beim Bau der Talsperre drei Stollen angelegt. Dabei ist der Zugangsstollen zum Turm mit 263 Metern der größte Stollen. Er kann vom Eingang gegenüber dem Krafthaus betreten werden und führt bis zur Sohle des Entnahmeturmes. Mit 280 Metern ist der Kontrollstollen noch etwas länger, aber nicht so groß. Er verläuft genau unter der Hauptachse des Damms, dort sind auch wichtige Messstellen für die Überwachung des Dammkörpers vorgesehen. Ein noch kleinerer Schrägstollen ermöglicht die Be- und Entlüftung, er führt über Treppen nach außen ins Freie.

Das Tosbecken

Hier werden die wuchtigen Wasserströme, die gelegentlich vom Hochwasserüberlauf oder aus dem Grundablass mit großer Geschwindigkeit kommen, gebrochen. Das „beruhigte“ Wasser fließt dann der Rodach zu.

Das Krafthaus mit Schaltwarte

Im Krafthaus stehen drei Turbinen zur Stromerzeugung bereit. Die erzeugte Energie wird ins Netz eingespeist. Von der Schaltwarte können alle Prozesse gesteuert werden.

Die Ködeltalsperre ist auch nach 50 Jahren noch ein Segen für die Region. Viele Gemeinden können damit ihren Trinkwasserbedarf decken. Sie verhindert bei Hochwasser einen gewissen Schutz und gleicht in Trockenperioden gleichzeitig das Wasser in der Rodach aus. Darüber hinaus ist sie ein beliebtes Ausflugziel für Wanderer, Radfahrer oder Inlineskater. Die Talsperre ist ein Stück Natur pur und etwas ganz besonderes in Oberfranken. Viele in- und ausländische Gäste besuchen alljährlich den zwischen Steinwiesen und Nordhalben gelegenen Trinkwassersee. Die Talsperre wird nach wie vor vom Freistaat Bayern betrieben und der Freistaat verkauft das Wasser an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO). Diese wiederum bereitet es in der Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) in Rieblich auf gibt es durch ein über 400 Kilometer langes Versorgungsnetz an die Kommunen weiter.

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Wo vor 50 Jahren noch das Tal war und einige Mühlen standen, ist seit langen alles mit Wasser gefüllt. Foto: Repro Michael Wunder

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Der Entnahmeturm vor dem Aufstauen. Foto: Repro Michael Wunder

2018 - Talsperre II (08.08.18)

Aktuell ist der See gut in der Natur eingepasst. Foto: Michael Wunder