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Wallenfels–Ein Stadtporträt

Wallenfels: Die Stadt Wallenfels – im landschaftlichen Tale der Wilden Rodach gelegen – wird „umhüllt“ von dem auf den umliegenden Ortsteilen Neuengrün, Wolfersgrün, Schnaid, Geuser und Dörnach.

In früheren Jahren verdienten viele Wallenfelser als Flößer ihr Brot bei der schweren Arbeit auf dem Wasser. Bis heute wird die Flößerei in Wallenfels gelebt. Früher als Broterwerb, heute als Attraktion und Alleinstellungsmerkmal für den Tourismus. In den Sommermonaten sind an den Samstagen die Gäste zu den feucht-fröhlichen Vergnügen eingeladen. Daneben ist die Bevölkerung sehr traditionsbewusst und heimatverbunden eingestellt. Eine rund 100 köpfige Ehrenkompanie in altbayerischen Uniformen tritt noch heute bei festlichen Anlässen, wie der jährlichen Fronleichnamsprozession an.

Stadtheimatpfleger Franz Behrschmidt lebt gerne in Wallenfels, weil man hier Tradition und Fortschritt miteinander vereinen kann. Wallenfels lebt von Traditionen, wie das Flößen, Fronleichnam und weiteren Wallenfelser Besonderheiten, die in dieser Art „einmalig in Deutschland“ sind. Die Festjahre 1998 (750 Jahre Wallenfels) und 1999 (450 Jahre Pfarrei St. Thomas Wallenfels) waren für ihn was ganz Besonderes. Der Zusammenhalt und das „Wir-Gefühl“ waren einmalig, sagte er. „Wenn es darauf ankommt, halten die Wallenfels zusammen und man kann man sich auf die Wallenfelser verlassen“, meinte Behrschmidt. In wenigen Wochen kann er auf sein 20-jähriges Jubiläum als Ortsheimatpfleger von Wallenfels zurückblicken und denkt dabei auch an die viele Renovierungen und Restaurierungen von Gegenständen, Martern, Kreuze, Gedenksteinen, Denkmälern meist durch Spenden von Privatpersonen, Firmen und Vereinen und Veranstaltungen durchgeführt. „Darauf bin ich als Wallenfelser ganz besonders stolz“, so Franz Behrschmidt.

Zur Stadtgeschichte

Im Jahr 1126 wurde erstmals von einer Siedlung „Ilowa“, welche identisch ist mit dem heutigen Wallenfels, berichtet. 1248 tritt zum ersten Mal der Name „Waldenfels“ in einer Urkunde auf. Im Bauernkrieg wurde 1525 die Burg Waldenfels zerstört und nicht wieder aufgebaut. Am 15.12.1549 wurde die Pfarrei Waldenfels gegründet. Sie gehörte vorher zur Pfarrei Steinwiesen. Von Bischof Ernst von Mengersdorf wurden am 4.2.1588 die alten Rechte erneuert (Stadtrecht) und neue verliehen (Todesstrafe durch Erhängen). 1811 hatte Wallenfels 1002 Einwohner mit 218 Familien. Am 15.8.1869 wurde die Pfarrkirche St. Thomas durch Erzbischof Michael von Deinlein geweiht. Am 24.6.1951 wurde das Denkmal im Friedhof für die Gefallenen und Vermissten von Wallenfels eingeweiht. Mit Urkunde des Bayerischen Staatsministeriums des Innern wurde am 14.8.1954 dem Markt Wallenfels die Bezeichnung „Stadt“ verliehen. Am 9.10.1971 wurde die neue Grund- und Hauptschule, das jetzige Bildungszentrum, eingeweiht. Die kommunale Gebietsreform konnte am 1.7.1972 abgeschlossen werden. Zu Wallenfels kamen die Gemeinden Geuser, Neuengrün, Schnaid und Wolfersgrün. Die Einwohnerzahl stieg von 2851 auf 3919 Personen. Heute hat Wallenfels rund 2900 Einwohner.

Fronleichnam

Fronleichnam, mit dem Höhepunkt der Fahnenzeremonie auf der Schwedenbrücke, ist für die Wallenfelser ein besonderer Festtag. Die Wallenfelser behaupten es sei für sie der höchste Feiertag im Jahr.

Das Ritual mit der Schwedenfahne geht auf eine jahrhundertealte Legende zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt – der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne bereits in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.

Flößen

Wallenfels wurde durch Wald und Wasser geprägt. 800 Jahre brachte die Flößerei Arbeit und Brot für viele Familien. Wallenfels war eines der Zentren der Flößerei im Frankenwald. Im zeitigen Frühjahr begann die harte Arbeit der Floßknechte. Stämme wurden zu Kuppeln zusammengefügt und mit Mut und Geschick ins Heimatdorf geflößt. Die gottesfürchtigen Flößer begannen ihre Floßreise, die über die Rodach, zum Main und Rhein führte, mit einem „In Gotts Noma“. Das Mainfloß war ca. 100 m lang und 8 m breit. In Mainz wurde das Rheinfloß gebaut und bis Rotterdam und Amsterdam geflößt. Die Flößer waren früher arme Leute. Sie besaßen meist ein kleines Haus und waren für ihren trockenen Humor und ihre Trinkfestigkeit bekannt. Am 27.11.1982 wurde die Flößergemeinschaft Wallenfels gegründet um die Touristenflößerei zu erhalten. Heute ist dies in Wallenfels ein Tourismusmagnet. In den Sommermonaten bietet man als Alleinstellungsmerkmal auf der Wilden Rodach Floßfahrten an, welche sich großer Beliebtheit erfreuen. In der heutigen Zeit wird mit 16. Meter langen Flossen vom Startpunkt in Schnappenhammer bis zum Ziel dem Flößerhaus in Wallenfels rund fünf Kilometer geflößt.

Einsturz der Kirchenmauer am 11. April 1980

Schon immer hatten die Wallenfelser viele Sorgen mit ihren mächtigen Friedhofsmauern. Im Jahre 1754 stürzte die Kirchenmauer zum ersten Mal ein und wurde daraufhin zum ersten Mal wieder mit 1850 Sandsteinquadern aufgebaut. Am 11. April 1980 früh um 5.15 Uhr stürzte die vordere Friedhofsmauer ein. Beim Einsturz wurden Bagger, Bohrer und etwa 20 Gräber mit in die Tiefe gerissen. Im September 1982 konnte die neue Kirchen- und Friedhofsmauer durch Pfarrer Dieter Scholz in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste geweiht.

Schloßkapelle

Die Schloßkapelle ist ein Wahrzeichen von Wallenfels. Sie wurde als Ersatz für eine abgerissene Kapelle 1922-1923 nach Plänen von Professor Fritz Fuchsenberger aus München zu Ehren der Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges gebaut. Baumeister war Josef Schmittnägel, Zimmermeister Bartl Zeuß, beide aus Wallenfels. Es entstand ein prächtiger Rundbau aus graublauem Wallenfelser Marmor vom Köstenberg mit einem rechteckigen Vorbau, auf dem das Glockentürmchen aufgesetzt ist. Der Weg führt durch den schönen Bergfriedhof über den anschließenden Serpentinenweg mit den 14 Stationen zum ehemaligen Burgstall auf dem 477 Meter hohen Schloßberg mit seiner reichen Vergangenheit.

Herrgottswinkel

Der 1919 gegründete Verein Frankenlust baute die Wanderhütte „Herrgottswinkel“. Diese wurde von Geistlichen Rat Heinrich Wetz im Jahr 1962 geweiht. Sie erfreut sich großer Beliebtheit und ist Treffpunkt zahlreicher Gäste und Wanderer aus Nah und Fern.

Die Umgehungsstraße

Ein Glücksfall für Wallenfels ist der Bau der Umgehungsstraße. Sie wurde am 14.10.2004 eingeweiht und für den Verkehr freigegeben. Jahrzehnte lange Planungen und Diskussion über verschiedene Varianten gingen voraus. Mit Protestaktionen machten die Wallenfelser immer wieder auf das Verkehrsproblem auf sich aufmerksam. Viele Todesopfer und Verletzte forderte die stark befahrene Ortsdurchfahrt von Wallenfels. Mit einem Fackelmarsch wurde kurz vor der Weihe an sie erinnert und gebetet. Viele Wallenfelser beteiligten sich daran um zum Treffpunkt der Brücke am Allerswald bei anbrechender Dunkelheit zu kommen. Bürgermeister Peter Hänel konnte mit großer Freude die Fertigstellung mit der Bevölkerung feiern. Sie ist ein Segen für Wallenfels und nicht mehr weg zu denken.

Hammermühle

Die Hammerschneidmühle liegt westlich von Wallenfels. Im Mühlenverzeichnis von 1625 wurde die Sägemühle das erste Mal urkundlich erwähnt. Das zur Schneidmühle gehörende Wohnhaus wurde 1966 wegen Baufälligkeit abgerissen. Von 1933 bis 1991 war Andreas Schlee, genannt Christl Schneidmüller auf der Hammermühle. Der offizielle Schneidbetrieb wurde 1988 eingestellt. Im Jahre 1997 wurde von den Interessenten beschlossen, diese wieder instand zu setzen. Die Schneidmühle wurde komplett renoviert. Jochen Unkauf ist heute noch als ehrenamtlicher Schneidmüller tätig und zeigt die Wirkungsweise des geschichtlichen Denkmals zahlreichen Besuchern und Gästen.

Gschtopfta Rumm - Eine Wallenfelser Spezialität

Wenn die Erntezeit vorüber ist, beginnt die Zeit der Wallenfelser Spezialität. War es früher ein „Arme-Leute-Essen“ hat es sich heute zur kulinarischen Spezialität entwickelt. So bekam Wallenfels deshalb die Auszeichnung „100 Genussorte Bayern“. Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Wallenfels waren vor wenigen Tagen mit großer Begeisterung dabei diese Spezialität herzustellen. Unter der Leitung von Gastwirt Uwe Eger werden die „Gschtopftn Rüben“ am Weihnachtsmarkt in großen Mengen verkauft und finden reißenden Absatz.

Friedenswallfahrt in Neuengrün

Auch in den Ortsteilen, immerhin gehört mit Neuengrün, Wolfersgrün, Geuser und der Schnaid seit der Gebietsreform vier ehemalige selbständige Gemeinden zur Stadt, ist ein reges Vereinsleben. Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl von Einzelhöfen, die ebenfalls zur Stadt zählen. In Neuengrün etwa wird seit über 70 Jahren jährlich die überregionale Friedenswallfahrt, das größte Fest am Ort, gefeiert. Dort wird auch alle fünf Jahre das vom Heimatdichter Andreas Bauer geschriebene Legendenspiel aufgeführt. Zigtausende von Menschen zog es dabei im Laufe der Jahre in das Runddorf. „Zum Fest des Jahres“ in Neuengrün habe man bisher auch große Persönlichkeiten wie Josef Müller (Ochsensepp), Franz- Josef Strauß oder den Bamberger Bischof Ludwig Schick gewinnen können.

In jüngster Vergangenheit hat sich in Wallenfels auch einiges getan. So wurde gehört die Flößerstadt zu den 100 besten Genussorten Bayerns. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau haben zum 100-jährigen Jubiläum des Freistaates Bayern die „100 besten Genussorte Bayerns“ gesucht. Der aktive Bürgermeister Jens Korn treibt unermüdlich die Sanierung der Stadt voran. Auch ist er bestrebt die Flößerei für die kommenden Jahre durch den Bau eines dringend notwendigen Floßteichs sicherzustellen.

2017 - Fronleichnam Wallenfels XI (15.06

Fronleichnam in Wallenfels. Foto: Michael Wunder

2018 - Fronleichnam Wallenfels XXVII (31.05

Fahnenschwingen an Fronleichnam. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels Franz Behrschmidt beim Vorbeten

Stadtheimatpfleger Franz Behrschmidt beim Vorbeten. Foto: Michael Wunder

2018 - Wallenfels Herrgottswinkel I 2013 (28.10.18)

Die Frankenlust-Hütte am Herrgottswinkel. Foto: Franz Behrschmidt

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Die Eröffnung der Umgehungsstraße im Jahr 2004. Foto: Franz Behrschmidt

2018 - Wallenfels Einsturz Kirchenmauer 1980 (28.10.18) OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Einsturz der Kirchenmauer im Jahr 1980. Foto: Franz Behrschmidt Die Schloßkapelle. Foto: Franz Behrschmidt