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Wie das Amt verändert

Kronach: „Spuren der Macht“ heißt der Titel der Bilderausstellung über die Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Am Sonntag fand im Beisein vieler Gäste in der Galerie des Kronacher Kunstvereins (KKV) die Eröffnung der Doppelausstellung mit Bildern von Herlinde Koelbl und ein Querschnitt von Stefan Dillers Makro- und Mikrostrukturen statt. Gemeinsam haben beide einen über einen längeren Zeitraum ergründeten Veränderungsprozess. Die gezeigten Werke der weltbekannten Fotografin Herlinde Koelbl über die „Mutti“ wie sie von vielen liebevoll genannt wird, stammen auch seiner Sammlung der Rieder Stiftung. Es sind in den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends 20 beschriftete Porträts entstanden, diese werden leihweise und temporär für Ausstellungen zur Verfügung gestellt. Der Durchbruch als angesehene Fotografin gelang Herlinde Koelbl mit gerade eben dieser Serie „Spuren der Macht“. Sie ist eine renommierte Chronistin der Gegenwart, eine Menschenfotografin, der es meisterhaft gelingt, eine intime, von Respekt und Empathie geprägte Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Porträtierten öffnen, ihre aufgesetzte Mimik, ihre manierierten Posen vor der Kamera aufgeben. Mehr als acht Jahre lang begleitet Herlinde Koelbl 15 bedeutende Politiker, führende Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und Gesellschaft, um Veränderungen ihrer Persönlichkeiten zu ergründen und zu dokumentieren. Sie durchleuchtet dabei, welche gewohnheitsmäßige Ausübung der Macht bei Auf- und Abstieg welche Spuren hinterlässt. Für die Menschen an der Macht scheint es keine Alternativen zu geben, solange sie dabei sind. Erst ein gewaltiger Sturz ändert ihre Haltung. Die gezeigten Aufnahmen von Angela Merkel sind zwischen 1991 und 1998 entstanden, als sie in der Regierung von Helmut Kohl zunächst zur Bundesministerin für Frauen und Jugend, dann zur Umweltministerin ernannt wurde. 2006 und 2008 erfolgten weitere Fotoshootings, da hat Angela Merkel bereits Gerhard Schröder als Kanzler abgelöst. Man kann deshalb feststellen: Merkels zahlreiche Jahre als Politikerin in Machtpositionen haben Spuren hinterlassen, ihre Veränderung ist beeindruckend und frappierend: Aus „Kohls Mädchen“ der politischen Anfangsjahre ist eine, wenn nicht die mächtigste Frau der Welt geworden.

Der in Kronach geborene Fotograf Stefan Diller lebt in Würzburg und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit wissenschaftlicher Fotografie. „Kunst macht Unsichtbares sichtbar“ sagte Paul Klee- elektronenmikroskopische Aufnahmen machen für unser Auge unsichtbare Strukturen sichtbar. Stefan Diller stellte Aufnahmen von menschlichen, teils gentechnisch veränderten Zellen, dann Mikrometeoriten so wie Bilder von Nutz- und Nahrungspflanzen aus dem Bestand des botanischen Gartens in Würzburg aus. Daneben ist eine Beamer- Präsentation in die Ausstellung integriert, auf der „nanoflights“ zu verschiedenen Themen zu sehen sind. Für diese neue Art der Wahrnehmung von Mikrostrukturen im Rasterelektronenmikroskop entwickelte Stefan Diller die nanoflight-Technik und wurde dafür von der Deutschen Gesellschaft für Elektronenmikroskopie 2013 mit dem Technikpreis ausgezeichnet. Er erstellt auch den kleinsten Elefanten der Welt, dieser ist weniger als einen Millimeter groß. Die Ausstellungseröffnung der zwei Schwergewichte der Fotografie wurde von der Berufsfachschule für Musik mitgestaltet, wofür der Vorsitzende Karol J. Hurec herzlich dankte.

 

2019 - Ausstellungseröffnung XXIV (07.04.19)

Besucher der Ausstellungseröffnung vor den Fotos, die Herlinde Koelbl über viele Jahre hinweg von Angela Merkel gemacht hat. Foto: Michael Wunder