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Waldstillegung oder nicht?

Nordhalben/Rodacherbrunn: Gegen die in Thüringen geplante Stilllegung eines rund 1.400 Hektar großen Waldgebietes demonstrierten am Samstag in Rodacherbrunn rund 300 Personen.

Nahe dem alten Forsthaus hatten die Verantwortlichen um Bürgermeister Jan Schübel (CDU) aus Wurzbach allerdings mit mindestens 1.000 Demonstranten gerechnet. Das gesamte Gebiet nahe Nordhalbens soll in das Programm „Nationales Naturerbe“ (wir berichteten) aufgenommen werden. Rund 90 Prozent der Fläche ist mit Fichten bestockt. Die Gegner haben größte Bedenken, dass bei einer Nicht-Bewirtschaftung ein Übergreifen des Borkenkäfers auch auf die angrenzenden Wälder passiert. Sie forderten deshalb gerade in Zeiten des Klimawandels einen gezielten naturnahen Waldumbau, mit dem Ziel stabile Mischwälder zu schaffen. Mit Transparenten machten die Bürger klar, dass sie den Stillstand ablehnen und keine Zustände der Nationalparks Bayerischer Wald und Harz in ihrer Region wünschen. Bürgermeister Jan Schübel (CDU) aus Wurzbach meinte man will Transparenz statt „Hinterzimmerpolitk“. Gerüchterweise habe man zunächst erfahren, dass die 1436 Hektar große Fläche von Grumbach bis Titschendorf, welche sich im Eigentum der Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH (BVVG) befindet stillgelegt werden soll. Er bezeichnete die Vorgehensweise im Vorfeld als eine Schweinerei. Nach einen Kaufangebot habe man auch einen Petitionsantrag an den Landtag gestellt. Vor Ort möchte man, dass die Flächen auch in 50 Jahren noch bewirtschaftet werden, meinte er unter dem Beifall der Anwesenden. Es müsse deshalb nochmals eindringlich geprüft werden, ob diese Maßnahme abwendbar sei. Das beste Beilspiel, das Natur und forstliche Nutzung in Einklang zu bringen sind, gebe das mehrfach ausgezeichnete Revier von Hartmut Hofmann, welches direkt angrenzt. Der zuständige Landtagsabgeordneter Stefan Gruhner (CDU) sprach von einen starken Ziel für die Natur. Wie er weiter sagte, mache es fachlich keinen Sinn, auch müsse das Eigentum geschützt werden. Für den Klimaschutz sei die Stelllegung mehr als fraglich, hier Flächen stillzulegen und das Holz aus der Ferne anfahren, macht doch wirklich keinen Sinn. Nach eigenen Worten hatte Staatssekretär Olaf Möller vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz kein Heimspiel. In seine Rede – stets durch Pfiffe unterbrochen – ging er auf die große Herausforderung für die Fichte ein. Der Waldbesitzer und aktive Jäger meinte, es gibt Dinge die müssen dem Naturschutz vorbehalten werden. Die Auswirkungen der Klimakriese sind täglich zu erleben. Er sprach von einen ganz normalen Verfahren, wo nichts im Hinterzimmer entschieden wird und wurde. Es gibt aber nichts zu verschönern: „Wir wollen, dass das so wird“, sagte er unter den Pfiffen der Demonstrationsteilnehmer. Laut Gesetz gilt der Wald zur Nutzung und zum Schutz, lediglich fünf Prozent werden in den Schutz gestellt. Dort sollen später nach einen gezielten Waldumbau, der unumgänglich ist, auch die Sägen ruhen. Oberförster Hartmut Hofmann meinte, dass es eine Sauerei sei, wie die BVVG mit ihren Wäldern umgeht. Ganze Käferneste wurden stehen gelassen und erst verzögert aufgearbeitet. Erst seitdem die Initiative besteht bewegt sich was in den Wäldern rum um Rodacherbrunn. Der Umgang mit dem Staatsvermögen sei nicht nachvollziehbar und er könne nicht verstehen, warum man das Angebot von Ausgleichsflächen nicht annimmt. Der Geschäftsführer von Mercer Holz, Wolfgang Beck sagte, dass großflächige Flächenstilllegungen für die Biodiversität nicht geeignet seien. Man dürfe hier dem Bürgern keine weitere Schikane auflege. Er sah 110 Arbeitsplätze gefährdet. Nordhalbens Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) verwies auf die vor zwei Jahren im Frankenwald geführte Debatte um den Nationalpark. Selbst Naturschutzverbände haben damals Stilllegungen in dieser Größenordnung als nicht geeignet empfunden. Jan Schübel machte vor dem großen Konvoi, mit rund 80 Forstfahrzeugen noch klar, dass man weiter machen wird, bis die Forderungen erreicht sind.

2019 - Roacherbrunn Demonstraition I (20.07.19) 2019 - Roacherbrunn Demonstraition II (20.07.19)

Unter den Teilnehmer war auch der der langjährige Landrat das Kreises Lobenstein Norbert Hetterle. Er zeigte für die Stilllegungsüberlegungen kein Verständnis. Der Wald sei ein guter Kohlenstoffspeicher, allen auf der vorgesehenen Fläche speichert dieser allein in einen Jahr knapp 20.000 Tonnen.

Solidarisch mit den Thüringern zeigen sich auch die Jagdpächter aus Ostwestfalen. Sie sind extra angereist, sagte Ludger Glasmacher und wollen die Aktion unterstützen. Insbesondere wisse man ja nicht, was nach der Stilllegung wirklich passiert.

2019 - Roacherbrunn Demonstraition VI (20.07.19)

Oberförster Hartmut Hofmann (am Mikrophon) zeigte auf, wie Waldumbau geht und erntete den meisten Beifall. Foto: Michael Wunder

2019 - Roacherbrunn Demonstraition V (20.07.19)

Diese beiden Frauen sind mit der vorgesehenen Maßnahme nicht einverstanden. Foto: Michael Wunder