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Wie Technik im Alter helfen kann

Wallenfels: Älteren, chronisch-kranken oder pflegebedürftigen Menschen soll mit selbstbestimmten Wohnen und der Digitalisierung das Leben in den eigenen vier Wänden erleichtert werden.

Dafür hat das Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium verschiedene Forschungsprojekte aufgelegt. Am Dienstag wurde im Beisein von Bürgermeister Jens Korn in Wallenfels die Wanderausstellung „9 x selbstbestimmt Wohnen in Oberfranken“ im Caritas Pflegeheim eröffnet. Sie ist bis zum 13. August wochentags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Das Forschungsprojekt „9 x selbstbestimmt Wohnen in Oberfranken“ ist im Winter 2017 gestartet. „Wir erwarten von der Studie ein besseres Verständnis von Familiennetzwerken, wollen die allgemeine Akzeptanz von technischen Assistenzsystemen verbessern und Lösungsansätze für selbstbestimmtes Wohnen im Alter finden“, erklärte Projektleiter Anton Zahneisen von der Joseph-Stiftung während der Ausstellungseröffnung in Wallenfels. Sie erzählt neun Geschichten, wie man heutzutage bei Krankheiten oder im Alter mit technischer Unterstützung leben kann. Dabei ist die Geschichte von sechs Familien anhand von Bildern und Beschreibungen aufgebaut, die andere drei sind in Kurzfilmen mit entsprechenden Schwerpunkten zu sehen. So zeigt der Film „Mit Schwarzwälder Kirschtorte zum selbstbestimmten Wohnen“ die Methode „Familienrat“. In einem anderen Film berichtet der Bayerische Rundfunk anhand einer Teilnehmerfamilie über das Projekt. Zu sehen ist auch eine Techniksäule, die verschiedene Beispiele für technische Assistenzsysteme wie Hausnotruf, diverse Fernsteuerungen für Heizung oder Rollos und Sensortechnik sowie Alarmsystems zeigt. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege fördert das dreijährige Projekt mit rund 580.000 Euro. Beteiligt sind die vier Projektpartner: das kirchliche Wohnungsunternehmen Joseph-Stiftung, die Sozialstiftung Bamberg, die Handwerkskammer für Oberfranken und das Institut für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In einem mehrstufigen Prozess wurden Familien gesucht, die den Verbleib eines Angehörigen in den eigenen vier Wänden ermöglichen wollen und dafür bereit waren intensive Unterstützung zu erfahren. Nach mehreren Vorbereitungsgesprächen führten die Experten das zentrale Element des Forschungsprojektes, den „Familienrat“, durch. Dabei sitzen alle relevanten Mitglieder des Familiennetzwerkes, zumeist erwachsene Kinder der älteren Person oder Nachbarn und Freunde, mit dem Projektteam zusammen. Es wird gemeinsam die weitere Vorgehensweise festgelegt. Die darin getroffenen Festlegungen reichen von persönlichen Aspekten wie mehr gemeinsamer Zeit, über das Umstellen von Möbeln bis hin zum Einbau von sogenannter AAL-Technologie. Also technische Systeme, die den Senior beim Leben in der Wohnung unterstützen. Diese wurden während der Studie kostenlos zur Verfügung gestellt. Nach der Umsetzungsphase folgten Kontrolltermine und es wurde Bilanz gezogen. Diese Arbeit und Ergebnisse werden nun in der Wanderausstellung präsentiert, sagte Zahneisen. In Wallenfels, wo vor fünf Jahren auch der Verein „Initiative Telemedizin“ durch Eva Müller gegründet wurde und es bereits das digitale Gesundheitsdorf Oberes Rodachtal gibt, sei man bereits recht tief in das Thema eingestiegen. Auf mobilen Litfaßsäulen werden verschiedene Aspekte und Erkenntnisse des Projektes, wie die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen bei Finanzierungsfragen, Ausbaupotenziale im AAL-Bereich bei Handwerkern oder Erfahrungen beim Austausch mit Beratungsstellen präsentiert. Die Krankenkassen übernehmen für wohnfeldverbessernde Maßnahmen Kosten in Höhe von bis zu 4.000 Euro. „Das Forschungsprojekt hat uns wichtige Erkenntnisse zum selbstbestimmten Wohnen geliefert, die wir einer möglichst breiten Öffentlichkeit präsentieren wollen, um Ängste zu nehmen und Denkprozesse in Gang zu setzen“, erklärt Projektleiter Anton Zahneisen. Es hat sich gezeigt, dass mehr Zeit und mehr finanzielle Mittel für die Gestaltung und Begleitung des Beratungsprozesses notwendig sind, als bisher im Rahmen des Pflegegesetzes zur Verfügung stehen. Technische Assistenzsysteme sind ein möglicher Weg für gute Lösungen, aber deren Einsatz darf nicht das Ziel von Beratung sein. Zudem muss sich das Handwerk noch auf den Einbau und die richtige Anwendung von technischen Assistenzsystemen einstellen. Dies kann nur beschleunigt werden, wenn die Nachfrage steigt, fasst Projektleiter Zahneisen einige Erkenntnisse zusammen.

Nach der Ausstellung in Wallenfels geht es anschließend vom 14. August bis 21. August jeweils wochentags von 9 bis 18 Uhr in der Grund- und Mittelschule Oberes Rodachtal in Steinwiesen. Den Abschluss macht man vom 22. bis 30. August in Nordhalben. Dort ist die Ausstellung wochentags von 15 bis 20 Uhr im „Haus des Gastes“ geöffnet. Bis zum Sommer 2020 wird die Ausstellung für jeweils mehrere Wochen in Landratsämtern und Rathäusern in Oberfranken zu sehen sein.

2019 - Wallenfels Digitale Pflege I (06.08.19)

Projektleiter Anton Zahneisen, der selbst ein Haus mit technischen Lösungen erprobt hat, berichtete über seine bisherigen Erfahrungen im Eingangsbereich des Caritas Pflegeheims in Wallenfels. Foto: Michael Wunder