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Wallenfels kämpft um Arzt und Metzger

Wallenfels: Wie es in Wallenfels mit der Nahversorgung weiter geht diskutierte man bei einer Veranstaltung des CSU Ortsverbandes im Jugendheim.

„Mir blutet das Herz, wenn es in Wallenfels einen guten handwerklichen Bäcker gibt und jemand kommt vom Netto mit aufgebackenen Semmeln“, sagte der Obermeister der Bäcker Gerhard Löffler. Er nahm an der Diskussionsrunde ebenso wie der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbandes Uwe Fleischmann, Fleischerobermeister Eberhard Kraus und die Vorsitzende der Seniorengemeinschaft Bianca Fischer-Kilian teil. Eingangs fragte die Vorsitzende der Frauenunion Sibylle Fugmann, welche die Diskussion moderierte, wie es gelingen kann die Lücke zwischen Stadt und Land zu schließen. Der Kronacher Metzger Eberhard Kraus, dem man nach Schließung der letzten Metzgerei in der Flößerstadt auch wegen einer Filiale gefragt hat, meinte, er habe in Kronach viel zu tun, seine Nachfolge sei auch dort nicht gesichert, deshalb könne er sich mit 58 Jahren keine weitere Aufgabe auflasten. Die Dichte der Metzger sei in der Kreisstadt in Ordnung auf dem Land hingegen ist es viel schwieriger. Er, der nachhaltig wirtschaftet und mit den örtlichen Bauern zusammenarbeitet sei mit seinen Geschäften zufrieden. Um die Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen muss letztendlich der Laden auch laufen und ein entsprechender Umsatz vorhanden sein. Die Ausbildung von Fachkräften sei heutzutage schon aufwändig, teuer und auch die bürokratischen Auflagen würden immer mehr, sagte Kraus. Als Vorteil in Wallenfels sieht er, dass noch Metzgereigebäude vorhanden sind, eventuell könnte man an den Meisterschulen intensiv Werbung dafür machen, schließlich koste eine „Erstausstattung“ auch jede Menge Geld. Als Überbrückung könnte man auch einen Verkaufswagen in die Überlegungen einbeziehen. Dieser dürfte allerdings nur dort tätig werden, wo keine örtlichen Geschäfts sind, sonst wäre dies unfair gegenüber diesen. Ähnlich sah es Bäckerobermeister Gerhard Löffler, der insbesondere an das Kaufverhalten der örtliche Bürger appellierte. In der heutigen Zeit sei das Ziel, die Nachversorgung überall fußläufig zu erreichen, nicht mehr möglich. Er, der in Kleintettau neben seiner Bäckerei selbst einen „Tante Emmaladen“ betreibt, meinte, dass sein Sohn nach Übernahme der Bäckerei die Lebensmittel rausschmeißt. Man könne aufgrund der Einkaufsmengen einfach nicht mit den großen Geschäften konkurrieren. Für den Handwerker sind Backautomaten keine Alternative zum örtlichen Bäcker. Stolz sind die Großbetriebe, welche teilweise pro Tag eine Million Stücke herstellen ohne diese in die Hand zu nehmen. Der örtliche Bäcker komme im gleichen Zeitraum gerade auf 100 Stücke, so Löffler. In Wallenfels hätten es die Bürger noch selbst in der Hand ihren Bäcker zu halten, meinte er. Der Arzt Uwe Fleischmann meinte, dass es nicht nur weniger Menschen werden, sondern die vorhandenen auch immer älter werden. Eine gute ärztliche Versorgung sei deshalb unerlässlich. Speziell nördlich der Kreisstadt gebe es bei der Nachbesetzung von Arztstellen bereits Schwierigkeiten. Junge Kollegen scheuen oft die Selbstständigkeit mit dem hohen wirtschaftlichen Risiko und möchten lieber ein geregeltes Angestelltenverhältnis eingehen. Mit dem Numerus clausus hat man in der Vergangenheit auch Fehler gemacht, welche zu spät korrigiert wurden. Einzelpraxen in jeder Ortschaft werden über einen längeren Zeitraum nicht mehr möglich sein. Eine Zusammenlegung in „Großpraxen“ sei denkbar. Auch werde man um die Telemedizin, welche nicht nur Vorteile hat, nicht umhinkommen. Er könnte sich gut vorstellen, dass sich in Zukunft drei oder vier Ärzte eine Praxis mit zwei Stellen teilen und abwechselnd tätig sind. Auch er nannte die Bürokratie als ein Problem, weshalb weniger Zeit für die Patienten bleibt. Für die Senioren im gesamten Landkreis sei eine gegenseitige Unterstützung durch die Seniorengemeinschaft, der bereits über 1.000 Mitglieder angehören, gewährleistet. Der soziale Aspekt und das Miteinander seien wichtig, deshalb bevorzugen die älteren Menschen auch kleinere Läden. Für diese seien weder Backautomaten noch Lieferwagen eine Lösung der Probleme. Stadtrat Bernd Stöcker machte auf die abgelegenen Ortschaften aufmerksam. Eva Müller und der örtlich Arzt Ulrich Voigt machten auf die Telemedizin, welche in Wallenfels eine Vorreiterrolle einnimmt, aufmerksam. Welche Hilfen dabei die Kommunen geben könnten fragte Manfred Köstner und Bernd Rebhan. Im Bereich der Medizin sah Dr. Uwe Fleischmann hier, wie in Wallenfels bereits praktiziert Möglichkeiten, in den anderen Bereichen dürfte dies allerdings schwierig werden. Eingangs der Veranstaltung blickte Bürgermeister Jens Korn (CSU) 30 Jahre zurück. Im Jahr der Grenzöffnung war im Zentrum am Marktplatz, wo heute leere Schaufenster vorzufinden sind, vieles geboten. Eine Post, eine Drogerie sowie sogar eine Privatbank gehörten dazu. Man hatte zwei Hausärzte vom Typ „Onkel Doktor“ vor Ort. Zu der Zeit, als Wallenfels über 4.000 Einwohner hatte, heute sind es noch 2.736, gab es sieben Metzger in der Stadt, heute keinen einzigen mehr. „Wenn wir es nicht schaffen die Grundversorgung sicherzustellen, werden immer mehr Leute dem Land den Rücken kehren“, meinte der Bürgermeister. Speziell bei der Suche nach Metzger, wo er bisher unzählige Gespräche führte, sei auch das fehlende Verkaufspersonal ein Problem. Vom neuen Nahverkehrsprojekt, welche im kommenden Jahr startet, erwarte man eine Verbesserung, dies liege aber wiederum am Bürger wie er es letztendlich nutzt.

2019 - Nahversorgung CSU Wallenfels I (02.10.19)

Der Obermeister der Bäcker Gerhard Löffler, Metzgerobermeister Eberhard Kraus und der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbandes Uwe Fleischmann (v.l.) stellten sich den Fragen der Moderatorin Sibylle Fugmann im Jugendheim Wallenfels. Foto: Michael Wunder