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Auf den Spuren der schwarzen Kunst

Geroldsgrün: Der Begriff Aberglaube wird heute meist mit dem Vertrauen auf teils recht amüsante Rituale ohne jeglichen Nutzen gleichgesetzt.

Bei einer Gemeinschaftsveranstaltung des Kulturvereins und der Volkshochschule (VHS) Geroldsgrün begab sich Adrian Roßner mit seinen Vortrag „Auf den Spuren der schwarzen Kunst“ durch die finstere Welt des Aberglaubens. Dieser umfasst die Lebenseinstellung ebenso wie Brauchtum, über dessen wahren Nutzen heute nicht einmal mehr im Ansatz irgendwelche falsche Hoffnungen bestehen. Größtenteils jedoch ist er ein Überbleibsel unserer älteren Menschheitsgeschichte und Ausformung eines Bestandteils unseres tiefsten Unterbewusstseins, der Angst. Roßner sagte, dass Angst für Lebewesen jeglicher Gattung und Art einst überlebenswichtig war. Immerhin konnte „ein ungutes Gefühl“ dazu führen, gerade jenen einen Schritt zur Seite zu gehen, um damit den lauernden Raubtier auszuweichen. Heute hingegen scheint Angst mehr hemmend zu wirken, denn nützlich, doch dient sie noch immer als eine der wichtigsten Schutzfunktionen unseres Verstands. Auch hat sich die Bedeutung des Wortes Aberglaube in den letzten Jahren drastisch verändert. Spricht man heute schon von Aberglauben, wenn jemand Angst vor einer schwarzen Katze hat, so wurde der Begriff damals in einem Atemzug mit „Missglauben“ oder „Irrlehre“ verwandt. Entstanden ist er in einer Zeit, in der zur Furcht vor Kriegen und Seuchen auch die angebliche Allgegenwart des Bösen hinzukam, der versuchte die Menschen durch List und Tücke in seine Schattenwelt zu ziehen. Damals waren es die Wälder, welche den Menschen Angst und Schrecken einjagten und in denen allerlei Unholde ihr Unwesen trieben. Wie er sagte, dient der Aberglaube dazu sich all jene Geister durch Rituale vom Leib zu halten, zum anderen kann er aber auch als Versuch gesehen werden, sich einen Reim auf die zur damaligen Zeit unerklärlichen Phänomene, wie etwa den plötzlich auftauchenden Waldwind, zu machen. Der Kreisheimatpfleger meinte ferner, dass es für den Kern des Aberglaubens keine logische Erklärung gibt.

„Das was ich nicht verstehe ist der Kern des Aberglaubens“.

Kreisheimatpfleger Adrian Roßner bei seinen Vortrag in Geroldsgrün

Vor allem in den zwölf Nächten zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigtag (Raunächte), war man überzeugt, dass es Geister, Hexen und Dämonen besonders schlimm auf der Erde treiben würden. Deshalb gibt es auch heute noch für jene Raunächte eine Unzahl an Bräuchen. Anhand von einigen Beispielen führte er Riten am Heiligen Abend und Bräche in der Sylvester-Nacht auf. Ebenso ging er auf Geburten und Hochzeiten ein. So legte man den neugeborenen Kindern meist ein frommes Buch in die Krippe, um die noch ungetaufte Seele vor dem Teufel zu schützen. Nach der kirchlichen Trauung ging es bei Hochzeiten immer erst noch nach Hause, um das Glück heimzutragen, war ein alter Brauch, der teilweise noch heute bestand hat. Der Heimatabend wurde vom örtlichen Gesangverein unter der Leitung von Gerdi Kübrich musikalisch mitgestaltet.

2019 - Geroldsgrün Heimatabend I (05.10.19)

Beim Heimatabend mit Adrian Rößner trat auch der örtliche Gesangverein unter der Leitung von Gerdi Kübrich auf. Foto: Michael Wunder

2019 - Geroldsgrün Heimatabend III (05.10.19)

Auf den Spuren der schwarzen Kunst, Aberglaube und Brauchtum im Frankenwald, war der Titel des Vortrags von Kreisheimatpfleger Adrian Roßner in Geroldsgrün. Foto: Michael Wunder