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Firma ama mit der Stoffelsmühle eng verbunden

Nordhalben: Mit einer Mühle entstand vor vielen Jahren im Nordhalbener Grund am Zusammenfluss von Rodach und Ölsnitz nicht nur der Weiler Stoffelsmühle, sondern dort war auch lange Zeit eines der bedeutendsten Unternehmen Nordhalbens angesiedelt. Deshalb verbindet die heutige Stoffelsmühle vieles mit der Firma Albert Menger (ama), sie gehört zum Markt Nordhalben, was nicht immer so gewesen ist. - von Michael Wunder - Bis zu der 1978 abgeschlossenen Gebietsreform gehörte die Stoffelsmühle zur ehemaligen Gemeinde Heinersberg, und noch einige Jahrzehnte vorher war die Stoffelmühle wie Heinersberg und der Grund Bestandteil des Kirchsprengels Geroldsgrün, was im dortigen Kirchenbuch (1610 - 1699) belegt ist. Bereits im Jahre 1878 kaufte Heinrich Menger - im nahe gelegenen Dürrenwaid (jetzt zur Gemeinde Geroldsgrün gehörend) - ein Sägewerk. Sein Sohn Albert Menger, später erfolgreicher Unternehmen, hat selbst umfangreiche Aufzeichnungen über sein gesamtes Leben gemacht. Statt Schulunterricht hieß es für den in Dürrenwaid geborenen Albert Menger schon im Kindesalter, bei der Fertigung von Schiefertafelrahmen hart zu arbeiten. Nach der Schulzeit begann er als Sägewerker und wurde vom Vater als Schlosser und Schmied angelernt. Der begabte Mann erkannte, dass dies nicht sein Lebenswerk werde und bildete sich durch Selbstunterrichtshefte im technischen Bereich selbst weiter. Eine "neue Zeit" begann mit der Anschaffung einer kleinen Dampfkraftanlage, für das Maschinenhaus zeichnete er die Baupläne und berechnete die benötigten Riemenscheiben. Nach der Militärzeit, inzwischen 23 Jahre alt geworden, beschloss Albert Menger zweiteilige Holzriemenscheiben zu fertigen. Durch den Einsatz von verschiedenen Maschinen konnte man innerhalb kurzer Zeit mehrere Arbeiter in Dürrenwaid beschäftigen. Im Jahre 1907 erwarb Albert Menger von der Löwenbräu Naila das in einem schlechten baulichen Zustand befindliche Mühlenanwesen in der Stoffelsmühle. Er richtete eine Holzriemenscheibenfabrik ein, um die Stammarbeiter auch in der Zeit des nach dem 1. Weltkrieg eingetretenen geschäftlichen Niedergangs weiter beschäftigen zu könne. Er nahm die Herstellung von Schemeln und Schulmöbeln sowie von Drehstühlen für Büros nach eigenen Entwürfen und Konstruktionen erfolgreich auf. Er errichtete ein Maschinenhaus und erzeugte durch Verbrennung der Holzabfälle mit einer Dampfmaschine den nötigen elektrischen Strom für den Betrieb und die Wohnhäuser. In einer Turbinenanlage nützte er die Wasserkraft, um den Nachtstrom zu gewinnen. So war aus der Stoffelsmühle eine kleine Ortschaft geworden, neben dem Fabrikgebäude entstanden noch einige Wohnhäuser, die zwar ebenfalls zur Gemeinde Heinersberg gehörten, aber dennoch wegen der räumlichen Entfernung ziemlich selbständig waren. Die Firma konnte nach der Errichtung weiterer Fabrikbauten die Zahl der Arbeiter bis zum Jahr 1938 auf ca. 200 steigern und so die Arbeitslosigkeit in der Region wesentlich mildern. Bis zum Jahre 1988 war die Fabrikanlage durch die vorbeiführende Staatsstraße Geroldsgrün - Nordhalben geteilt; nach deren Verlegung konnten die Fabrikgebäude endlich erweitert werden. In den vergangenen 25 Jahren gab es, bis zum endgültigen Aus im Jahre 2003, immer wieder Höhen und Tiefen. In der Stoffelsmühle stehen außer dem größtenteils leerstehenden Betriebsgebäude noch vier Wohnhäuser. Derzeit lebt dort nach Angaben des Standesamtes jedoch nur eine Person. Neben einem nicht bewohnten Haus, welches im Privatbesitz ist, gehören die Häuser zum Firmenareal. mw


Die Gebäude des einstigen Musterbetriebs in der Stoffelsmühle stehen seit der Schließung der Tore vor knapp drei Jahren ziemlich leer. Der Name Stoffelmühle wird auch weiterhin mit der Firma ama einhergehen. Foto: Michael Wunder