Nordhalben: Ein kleines Konzert der besondere Art boten am vergangenen Sonntag Abend die Ausführenden des Abschiedskonzerts für die alte Nordhalbener Dietmann- Orgel. Gemischter Chor und Männerchor des Gesangvereins "Cäcilia" Nordhalben mit Unterstützung des Männergesangsvereins Dürrenwaid und der Nordhalbener Liederkreis "GemeinSangkeit" wechselte sich mit den Orgelmusikbeiträgen in attraktiver Weise. Eingeleitet von Ilona Rufs inzwischen routiniert gekonnter Musikmoderation hatte Udo Simon an der Orgel zunächst Johann Sebastian Bachs "Gestrenge- Fuge" in h-moll (BWV 579) aufgelegt. Mit "Lob, Ehr und Preis" von Gerhard Rabe nach einer Händel- Vorlage und "Alles leben strömt aus dir" von J. H. Tobler stimmten die Männerchöre unter der Leitung von Horst Wunder überzeugend in das Gotteslob ein. Drei Partiten über den Choral "O Gott, du frommer Gott" ließen noch einmal J. S. Bach zu Wort kommen. "Groß ist der Herr" stimmte im Anschluss daran der gemischte Chor der Cäcilia an. Aus der Feder von Carl Philip Emanuel Bach (1714 – 1788), einem der Söhne des Leipziger Thomaskantors stammt dieses Loblied. Dass die scheidende Dietmann- Orgel, wenn überhaupt, mehr eine "Romantikerin" als eine Barockorgel ist, konnte man bei den folgenden beiden Beiträgen hören. Robert Schumanns Orgelstudie in C- Dur und vor allen Dingen Felix Mendelssohns "Finale" aus seiner IV. Orgelsonate forderten die vom Zahn der Zeit gezeichneten Streicher- Register des Instruments. Ein "Highlight" der frühen Abendstunde bot schließlich E. H. Mehuls "Hymne": Fast schon ein wenig beschwörend stellten die 30 Männerstimmen das ein- und ausleidende "Hör´ uns" in die gespannte Stille des Nordhalbener Kirchenraums. Ein Ruf, der nicht zuletzt wohl auch dem Orgelbaugremium aus der Seele spricht, da es doch noch in die Gesamtkosten des Orgelbaus eine Restsumme von ca. 105.000.- € zu finanzieren gilt. Mit dem Liederkreis "GemeinSangkeit" unter der agilen Chorleitung von Sonja Radlo kamen in diesem Konzert auch die Vertreter des Neuen Geistlichen Lieds zu ihrem Recht. "Jede Stunde unsres Lebens" – der Verweis auf den Zeitstrahl – und "Dir allein gebührt der Dank" – der Dank an Gott – beides aus gewohnt frischen und präzise formenden Kehlen dieses jungen Ensembles. Organist Udo Simon fand in diesen Liedern ebenso wie in den Darbietungen des gemischten Chores im letzten Block das treffende Maß an Orgelbegleitung. "Lob und Ehre sei Gott" (Robert Pappert) und "Lobt den Herrn der Welt" nach dem bekannten "Trumpet Voluntary" des Briten Henry Purcell hatte Horst Wunder dafür ausgewählt. Sicher nicht ohne Grund: Als Dank der "Cäcilia", die seit über 25 Jahren in Personalunion auch "Kirchenchor" ist, an "ihre" Orgel durfte man es wohl verstehen. Keinen Zweifel am Lob Gottes ließ die Orgel am Schluss des Konzerts aufkommen: Max Regers "Te Deum", das typisch abwechslungsreiche, zum Himmel weisende Fugato mit dem eindringlichen Thema des lateinischen Chorals, bot dann auch den volumenstarken offiziellen Schlusspunkt. Weit über 100 begeisterte Zuhörer sparten nicht mit dankbarem Applaus. War dieses Abschiedskonzert sicher auch ein "Appetit- Anreger" auf Kirchenmusik, die man in Nordhalben demnächst mit der neuen Rieger- Orgel zu verschiedensten Anlässen erwarten darf. Die vom Publikum gewünschte Zugabe erfüllte Udo Simon mit einer kleinen Improvisation – nicht ohne Augenzwinkern – über "Muss i denn, muss i denn…". mw
Organist Udo Simon zog letztmals die Register der alten Dietmann- Orgel in Nordhalben, welche in den nächsten Tagen abgebaut wird und durch eine neue Rieger Orgel ersetzt wird. Foto: Michael Wunder
Starke Männerstimmen des Gesangvereins "Cäcilia" und des Gesangvereins 1885 Dürrenwaid machten das Abschiedskonzert der alten Dietmann- Orgel (Hintergrund) zu einem vollen Erfolg. Foto: Michael Wunder