Neuengrün: Nach dem emeritierter Erzbischof Ludwig Schick im vergangenen Jahr, kommt heuer Bischof Herwig Gössl als Prediger zur 80 Friedenswallfahrt nach Neuengrün. Die Vorbereitungen sind für das große Fest – in diesem Jahr wieder mit Legendenspiel – bereits in vollen Gange. Die Wallfahrt wird vom Dekanat Kronach organisiert und durch die Seelsorgebereiche Kronach und Frankenwald sowie die örtliche Kuratie unterstützt. Zudem sind die Soldatenkameradschaften in Kreisverband Kronach als Kooperationspartner beteiligt. Die Abholung der Wallfahrer am Ortseingang findet wegen des alle fünf Jahre stattfindenden Legendenspiels bereits um 18 Uhr statt. Nach der Begrüßung der Teilnehmer auf der Freilichtbühne am Jugendheim das Legendenspiel statt. Um 19.15 Uhr ist die Betstunde in der Kirche, bevor man sich um 20.30 Uhr mit der Lichterprozession auf dem Weg zum Friedenskreuz macht. Nach der Rückkehr findet um 21 Uhr auf dem Kirchenvorplatz die Eucharistiefeier, zelebriert von Erzbischof Herwig Gössl, statt. Anschließend erfolgt die Übergabe der Friedensstandarte vom Seelsorgebereich Frankenwald an den Seelsorgebereich Kronach. Gleichzeitig wird ein Versprechen abgegeben, dass dort jeden Monat eine Betstunde stattfindet. Man erwartet auch heuer wieder viele Wallfahrer aus der gesamten Region. Viele von ihnen kommen seit Jahrzehnten auf des Frankenwaldes Höhen nach Neuengrün, um für den Frieden in der Welt zu beten. In den vergangenen 80 Jahren waren viele Prominente Gäste unter anderem Minister Josef Müller (Ochsensepp), der ehemalige Ministerpräsident Franz-Josef Stauß und Kultusminister Alois Hundhammer oder auch Bischof Ludwig Schick in Neuengrün. „Macher“ der damaligen Heimfahrerwallfahrt seien Andreas Bauer, der auch das Legendenspiel dazu schrieb, und Prälat Georg Werthmann, der später erster Pfarrer bei der Bundeswehr wurde, gewesen. Die größeren Änderungen in der Durchführung gab es in den späten 60er Jahren. Als Heinz Hausmann 1967 Diözesansekretär wurde, übernahm das katholische Volksbüro zum größten Teil die organisatorische Arbeit. Die Heimkehrerwallfahrt wurde in Friedenswallfahrt umbenannt, es wurden neue Texte für die Betstunden verfasst und die Wallfahrt von einst zwei auf einen Tag reduziert. Immer mit dabei ist das Gnadenbild von Neuengrün. Nach einer mündlichen Überlieferung soll es unmittelbar in der Zeit der Reformation von einem ungekannten Meister geschaffen worden sein. Da das Jesuskind große Ähnlichkeit mit dem bekannten Prager Jesulein aufweist, sprach man die Statue einem böhmischen Bildschnitzer zu. Für den kleinen Ort stellte die damalige Heimkehrerwallfahrt immer eine riesige Herausforderung dar. Seit dieser Zeit ist auch das Neuengrüner „Urgestein“ Ludwig Dietz, ob als Mesner oder jetzt mit der Musik, immer dabei. Auch er hat vieles Geschichtliche festgehalten, was es für die nächsten Generationen zu erhalten gibt.
Die Geschichte:
Die Friedenswallfahrt weist eine lange Geschichte auf, die bereits 1946 mit der ersten Heimkehrerwallfahrt begann. Gläubige aus Neuengrün und aus den Nachbargemeinden, Überlebende des Weltkrieges, verzweifelte Angehörige von Vermissten und Gefallenen und zahlreiche Menschen, die für den Frieden dankbar waren, sind nach Neuengrün gepilgert, um für den Frieden zu beten. Bereits ein Jahr später wurde das erste Friedenskreuz aus Holz auf der Anhöhe errichtet. Im Jahr 1949 fanden die Weihe der Friedensstandarte und die erste Lichterprozession statt. Hauptredner war damals der aus Steinwiesen stammende Dr. Josef Müller (Ochsensepp) der zu dieser Zeit Justizminister und stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident war. Andreas Bauer hatte nicht nur die Heimkehrerwallfahrt, wie sie bis Ende der 60er Jahre hieß ins Leben gerufen, sondern auch ein Legendenspiel geschrieben. Dieses wurde seitdem alle fünf Jahre aufgeführt und musste nur ein einziges Mal in der Corona abgesagt werden. In diesem Jahr steht die Aufführung dieses Legendenspiels – wegen Corona nach zehn Jahren – wieder an. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sei von den Kriegsheimkehrer, aus Dankbarkeit ihrer Rückkehr beschlossen worden, jährlich eine Wallfahrt nach Neuengrün durchzuführen. Tausende waren noch in Gefangenschaft. Im Jahr 1946 fand die erste Heimkehrerwallfahrt statt, bei der Prälat Georg Werthmann, ehemaliger Militärpfarrer und Stadtpfarrer von Kronach, sprach. Er wurde später Generalvikar der Bundeswehr. In den ersten Jahren waren Politiker die Festredner. 1948 sprach Kultusminister Dr. Alois Hundhammer. Mehrmals war Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident Dr. Josef Müller (Ochsensepp) in Neuengrün. 1952 war der CSU, Bundestagsabgeordneter Dr. Franz-Josef Strauß, der Festredner. Das Anliegen ist immer noch und immer wieder aktuell.
Vor 30 Jahren, zur 50. Friedenswallfahrt wurde eine neue Standarte angeschafft, die vom akademischen Bildhauer Heinrich Schreiber entworfen wurde. Sie wurde 1999 in Rom von Papst Johannes Paul II gesegnet. Der Heilige Vater bat damals dem früheren Dekantsratsvorsitzenden Heinz Hausmann weiterhin für den Frieden in der Welt zu beten und die Wallfahrt durchzuführen.

Mehrere Priester nehmen alljährlich an der Friedenswallfahrt mit Lichterprozession zum Friedenskreuz teil. Foto: Archiv Michael Wunder