Nordhalben: Am vergangenen Pfingstwochenende pilgerten die Nordhalbener traditionell nach Marienweiher. Über 60 Gläubige aus der Region kamen am Sonntag früh um 2 Uhr in der Marienkapelle zusammen, um sich gemeinsam betend auf die 42 Kilometer lange Wegstrecke zu machen. Die Wallfahrt (siehe Info-Box) ist seit mehr als 150 Jahren ein fester Bestandteil des religiösen Lebens in Nordhalben. Beim Festgottesdienst in Marienweiher wies der Pater auf die Botschaft des Pfingstfestes hin. Der heilige Geist sei da, die Menschen dürften die Türen der Hoffnung nicht verschließen. Er öffnet die Augen und auch die der Herzen. Im Anschluss des Gottesdienstes wurden vier langjährige Wallfahrer ausgezeichnet. Dabei umfasste die Ehrung zwei Jubiläen mit jeweils 25 Jahren, eine mit 35 Jahren und eine besondere Auszeichnung für 50 Jahre Treue zur Wallfahrt. Geehrt wurden Horst und Timo Schnura (je 25 Wallfahrten), Erwin Jaksch (35 Mal) und Heiko Scherbel (50 Mal). Sie erhielten Urkunden und kleine Andenken, die ihre langjährige Verbundenheit mit dem Marienheiligtum würdigen. Der 57-jährige Heiko Scherbel war bereits mit acht Jahren zum ersten Mal mit seinen Vater dabei. Wie er in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte, sei es eine persönliche Kraftquelle alljährlich nach Marienweiher zu pilgern. Er sei auch dankbar, dass er gesundheitlich immer dabei sein konnte und soweit fit sei. Das ist nicht selbstverständlich und ist nicht immer so, schließlich gebe es immer Situationen, wo man an seine Grenzen stößt. Dann hilft man sich gegenseitig und kann es immer irgendwie durchziehen. Er sieht dabei jeden einzelnen der 106.000 Schritte als einen Schritt nach vorne an. Das besondere an der Wallfahrt ist auch, dass es über den gesamten Zeitraum von 50 Jahren kein Update gab. Es ist während der zwei Tage alles ein fester Bestandteil und war immer schon so. Gleiche Zeiträume, gleiche Ruhepausen, gleiche Gottesdienstzeiten, gleiche Gebete an den verschiedenen Orten, alles ist wie vor 50 Jahren, erinnert er sich zurück. Er sieht die Zukunft der Wallfahrt, obwohl es nicht mehr die Mengen an Pilgern wie früher sind, nicht gefährdet. Menschen suchen mit bestimmten Maßnahmen den Sinn im Leben zu finden, Wallfahrten gibt einen Sinn, deshalb wird es auch zukünftig Menschen geben, die an Wallfahrten teilnehmen und diese Tradition an Pfingsten erhalten bleibt.
Alljährlich nehmen die Wallfahrer unter der Leitung von Alfred Lunk und Daniel Köstner die Strapazen auf sich und pilgern zur Basilika nach Marienweiher. Über Schwarzenstein, wo der erste Wallfahrergottesdienst stattfand, und Enchenreuth kam man am Nachmittag bei wechselhaftem Wetter mit teilweisen Regen an. Am Montag machte man sich dann nach dem Wallfahrergottesdienst und dem Frühstück bei „herrlichen Pilgerwetter“ auf dem Heimweg. Auf der gleichen Strecke fanden auf dem Heimweg noch eine Andacht und eine Rast in Schwarzenbach statt. Am Abend trafen die Wallfahrer dann wieder in Nordhalben ein, wo sie Pfarrer Richard F. Reis in der Marienkapelle empfangen hat und zur katholischen Kirche begleitete. Die Organisatoren kündigten bereits die nächste Wallfahrt für Pfingsten im kommenden Jahr an und hoffen erneut auf zahlreiche Teilnehmer sowie beständigen Wetter.
INFO BOX:
Geschichte der Wallfahrt:
Die Nordhalbener Wallfahrt an Pfingsten hat eine lange Tradition. Dabei handelt es sich um eine Gelöbniswallfahrt, die auf das Jahr 1856 zurückzuführen ist. Nach dem großen „Brand von Nordhalben“, wobei ein großer Teil des Ortes vernichtet wurde, gelobten die Bürger, als Dank für die große Hilfe um den Wiederaufbau des Ortes, alljährlich eine Wallfahrt zu begehen. Diese führte zunächst nach Maria Kulm in der heutigen Tschechei, nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs wurde Marienweiher als Wallfahrtsort auserkoren.

Der Pater zeichnete mit Wallfahrtsführer Alfred Lunk (links) die Wallfahrer Heiko Scherbel (50 Mal) sowie Horst und Timo Schnura (jeweils 25 Mal) mit Urkunden und einem Geschenk aus. Foto: Michael Wunder

Im Bild die Wallfahrer beim Auswallen vor der Basilika Marienweiher mit Jubilar Heiko Scherbel (links). Foto: Michael Wunder