Wallenfels: "Was uns bevorsteht ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich versteht", sagte geschäftsführender Diözesansekretär Ralph Korschinsky beim Kreisverbandstag der Katholischen-Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Wallenfels.
– von Michael Wunder –
"Weder kann von einer Volkswirtschaft zum Wohle aller die Rede sein, noch sei den Politikern und ihren Beteuerungen zur Sanierung und Krisenbewältigung zu trauen, weil der Terror der Ökonomie unter dem Diktat der Weltwirtschaft stehe und das Leben vergifte, lähme und mit falschen Versprechungen in Apathie halte. Das politische Denken und Handeln wird nur noch von den Prinzipien profitablen Wirtschaftens bestimmt".sagte er weiter.
Zum Thema "Dem MENSCH-SEIN Zukunft geben" griff er auch die Pisa- Studie, die Pflege und Bildung, aber auch die Sicherheit und Gesundheit in unserer Gesellschaft auf. Der Referent sprach sich für eine erweiterte Pflegeversicherung aus, die einerseits bezahlbar, andererseits aber auch das seelische Wohl der Gepflegten berücksichtigt. Zur Gesundheitsreform meinte Korschinsky, die sogenannten "Reformer" halten unser Gesundheitssystem für unbezahlbar und wollen es teilen – in das "medizinisch Notwendige", das die Krankenkasse und das "Wünschenswerte", das die private Zusatzversicherung zahlt. Für die Menschen mit wenig oder keinem Geld wird sich nicht gleich, aber irgendwann als Folge dieses ersten Schrittes die Frage stellen: Welche mögliche Therapie bezahlbar ist und im Extremfall: Wer muss sterben oder schwerkrank leben, weil er oder sie nicht genug Geld haben. Auch die Arbeitslosigkeit werde immer mehr zum Problem, schon bald könne es fünf bis sechs Millionen arbeitsuchende Männer und Frauen geben. Tendenz: weiter steigend. Ihr Nutzen für die Wirtschaft wird geringer eingeschätzt als ihre Lohnkosten, darum stellt sie niemand ein. Sie selber sehen sich oft als nutzlos und wertlos, werden auch von ihrer Umgebung so gesehen und gehen nicht selten daran zugrunde. Das Ganze wird als "Arbeitsmarkt" bezeichnet, sagte der Redner im Pfarrzentrum.
Die Kreisvorsitzenden legten zum Ende der Wahlperiode ausführliche Rechenschaftsberichte ab. Kreisvorsitzender Ulrich Bernschneider rief die 100- jährigen Jubiläumsfeiern der Ortsverbände Neukenroth und Stockheim und die 1. Mai Kundgebung in Erinnerung. An der Einweihungsfeier der Bildungsstätte in Obertrubach haben die Mitglieder teilgenommen, sie wird künftig Treffpunkt der politischen Wochenende, der Einkehrtage als auch der Betriebsseelsorge sein. Als "einmalig" bezeichnete er die Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl mit dem Thema "Den Ausstieg aus der Solidarität verhindern". Ein herzliches Vergelt`s Gott richtete er an die Ortsverbände, welche die Spendenaktion für die Flutkatastrophe aufgegriffen und gespendet haben.
Kreisvorsitzende Gabriele Zeuß sagte, dass alle Maßnahmen und Aktionen vom gesamten Vorstand mitgetragen wurden. Als großes Problem im Verband bezeichnete sie die Nachwuchsfrage. Trotz guter Arbeit, speziell auch für die junge Generation bleibt diese Altersgruppe der KAB fern. Sie stellte die Frage ob es besser sei, den Kindern oder Enkeln fünf Euro in die Hand zu drücken oder vielleicht darüber nachzudenken von diesem Geld eine Mitgliedschaft in der KAB schmackhaft zu machen. "?Auch unsere Vorfahren haben gewußt was wichtig ist und in der Gesellschaft gebraucht wird", sagte Zeuß. Auch wies die Kreisvorsitzende auf die vielfältigen sozialen Tätigkeiten der Vertretungs- und Beratungstätigkeiten des Verbandes hin. Hieran knüpfte auch der Diözesansekretär Wolfgang Haas an. "Selbst unseren Mitgliedern ist teilweise nicht bekannt, was die KAB für Hilfestellungen auf den verschiedensten Rechtsgebieten anbietet", so Haas. Selbst Nichtmitglieder können sich für Beratungen an die KAB wenden. Die Aufgaben der Christlichen Arbeiter – Hilfe stellte Mathilde Hutzl vor. Durch das ehrenamtliche Wirken vor Ort könne man bei Bedarf schnelle und unbürokratische Hilfe leisten, so die Vorsitzende der CAH. Einen detaillierten Bericht über die Kassengeschäfte legte Heinz Hausmann den Mitgliedern dar. Die beiden Revisoren Hans Wicklein und Bernhard Schneider bescheinigten eine gute Arbeit. Die Entlastung erfolgte daraufhin einstimmig. Vor den Neuwahlen wurde Erika Broy, welche sich nicht zur Wiederwahl zur Verfügung stellte, verabschiedet. Ihr wurde die höchste Auszeichnung des Verbandes, die Rote Ehrennadel überreicht. Mathilde Hutzl sagte, 45 Jahre gehöre Erika Broy dem Verband an und seit 1979 war sie auf unterschiedlichen Ebenen in der Führungsmannschaft tätig. Ohne großes Aufsehen habe sie ihre Aufgaben sowohl auf Kreisverbandsebene als auch im Ortsverband Wickendorf erfüllt. Erika Broy dankte für die Auszeichnung, aber die Krankheit ihres Mannes lasse eine weitere Tätigkeit, welche sie gerne weiterhin übernommen hätte, nicht zu.
Neuwahlen:
Bei den turnusgemäß durchgeführten Neuwahlen wurden einstimmig wieder bzw. neu gewählt: Ulrich Bernschneider (Kreisvorsitzender), Friedrich Jakob (Stellvertreter), Gabriele Zeuß (Kreisvorsitzende), Adelheid Kotschenreuther (Stellvertreterin), Heinz Hausmann (Kassier), Mathilde Hutzl (Schriftführerin), Hans Wicklein (stellvertretender Seniorenbauftragter), Renate Welscher (Beauftragte der Seniorinnen), Hermine Weigel (stellv. Beauftragte der Seniorinnen). Für die Christliche Arbeiter – Hilfe ist Josef Stecker und für den Aktionskreis Mathilde Wunder zuständig. Vier Positionen blieben unbesetzt und werden im Kreisvorstand nachgewählt. (mw)
Erika Broy (Bildmitte) wurde mit der Roten Ehrennadel, der höchsten Auszeichnung der KAB, ausgezeichnet. Im Bild die weiteren Mitglieder des Kreisvorstands nach den Neuwahlen im Pfarrzentrum in Wallenfels.
Foto: Michael Wunder