Mauthaus: Das durch die Trinkwassertalsperre Mauthaus – nunmehr offiziell Ködeltalsperre genannt – weit über die Grenzen hinaus bekannte Mauthaus, das zur Gemeinde Nordhalben gehört, weist eine Geschichte von mehreren hundert Jahren auf. War es früher die Markante Mautbrücke, wo ein Brückenzoll erhoben wurde, so sind es jetzt der besagte Trinkwasserspeicher und die gleichnamige Gaststätte der Familie Querfurth, welche den Begriff Mauthaus prägen.
– von Michael Wunder –
Bereits im Jahr 1684 erlaubte Bischof Marquard Sebastian zu Bamberg der Gemeinde Nordhalben von jedem mit Pferden und Ochsen bespannten Fuhrwerk, welches die Ködelbrücke passierte, einen Zoll zu erheben. Der Wegezoll zur Erhaltung der Brücke und des Weges am Ködelberg war mit einem Pfennig pro Pferd angesetzt. Im Jahr 1716 baten die Untertanen von Nordhalben den Bischof Lothar Franz um große und hohe Gnade für den Marktflecken den Zoll auf drei Pfennig pro Pferd zu erhöhen. Als Gründe nannten sie die bereits damals schlechten Geldmittel und den Unterhalt der Brücke sowie der Landstraßen. Die Bürgermeisterrechnung vom gleichen Jahr weist als Einnahmen an Wegezoll zwölf Gulden und 49 Kreuzer auf. Als Reparaturaufwand wurden ohne Handfronen 25 Gulden und 20 Kreuzer genannt. Nach weiteren Recherchen, wo u.a. preisgegeben wurde, dass die Orte Thierbach und Lichtenberg aufgrund der guten nachbarschaftlichen Verbindungen keinen Zoll entrichteten, erhielt man zwei Jahre später, also im Jahr 1718 die Genehmigung mehr Zoll einzufordern. Mit Schreiben vom 9. November 1718 erhielt der Bürgermeister und Rat zu Nordhalben den Bescheid von Sr. Hochfürstlichen Gnaden zu Maria, auch Bischof zu Bamberg, das Wegegeld von einem Pfennig/ pro Stück Vieh auf drei Pfennig zu erhöhen. Eine weitere Bitte um Erhöhung auf fünf Pfennig des untertänigsten, treu gehorsamen Bürgermeisters wurde im Jahr 1795 durch den Bischof Christoph Franz zu Bamberg und der Regierung abgelehnt. Davor hatten die Brüder Müller bereits im Jahr 1741 gegen den Magistrat wegen Freiheit an Brückenzoll Beschwerde eingereicht, welche 100 Jahre später durch die Regierungsentschließung abgewiesen wurde. Neue Wege wurden im Jahr 1855 eingeschlagen, als der Magistrat den Brückenzoll verpachtete. Den Zuschlag erhielt Schlossermeister Georg Wunder für 30 Gulden jährliche Pacht. Erheben durfte er damals für ein Pferd zwei Kreuzer, für einen Ochsen einen Kreuzer und einen Pfennig, für eine Kuh, Stier oder Kalb jeweils einen Kreuzer, für einen Schubkarren auch einen Kreuzer, sowie für ein Schaf, Schwein oder eine Ziege jeweils einen halben Kreuzer. Bereits zwei Jahre später standen dreizehn Nordhalbener Bürger, die sich weigerten den Zoll zu bezahlen mit 28 Gulden und 30 Kreuzer im Rückstand, worauf der Pächter gegen diese Klage einreichte. Kurze Zeit später wurden Nordhalbener Bürger vom Zoll befreit und vorläufig nur von Fremden Zoll erhoben. Einige Jahre später verweigerten auch Bürger aus Steinwiesen den Brückenzoll. Das Bezirksamt Teuschnitz wies die Kläger der Nachbargemeinde jedoch ab und dieses mussten den rückständigen Brückenzoll nachbezahlen. Im Jahr 1870 standen weitere Reparaturen an der Brücke an, wofür der Brückenzoll erneut erhöht wurde. Ein Jahr später erließ Sr. Königliche Magistrat allerhöchsten Befehl: Es musste eine neue Zollordnung mit Herabsetzung der Zollsätze erfolgen, weil keine Genehmigung des Staatsministers eingeholt wurde und somit die Erhöhung nicht zurecht bestand. Nachdem man 1872 eine Überlassung der Brücke an den Staat noch abgelehnt hatte, erklärte man sich 1879 bereit diese unentgeltlich an den Staat abzutreten. Mit Rücksicht auf die ungünstigen Vermögensverhältnisse der Gemeinde Nordhalben wird aus Billigkeitsrücksicht genehmigt, dass die Mautbrücke vom 10. Januar 1881 an in das Eigentum des Staates übergeht und auf Rechnung des Staatsbaufonds entsprechend instand gesetzt wird.
Mit der Inbetriebnahme der Lokalbahn Kronach – Nordhalben im Jahr 1900 begann eine neue Ära beim Mauthaus. Als erstes Gebäude dürfte am Fuße des Mautbergs ein Haus errichtet worden sein, welches bis zum Bau der Ködeltalsperre als Gastwirtschaft fungierte. Heute betreibt man dort noch eine Landwirtschaft. Über die Geschichte ist nach Angaben des Besitzers nur wenig bekannt. Der Bahnhofsvorsteher Bartolomäus Querfuth (Großvater des jetzigen Besitzers Adolf Querfuth) baute im Jahr 1917 direkt neben den Eisenbahngleisen eine Bahnhofsrestauration, welche der "Bahnagent" im Nebenerwerb betrieb. Am "Nurner Weißen Sonntag" im Jahr 1945 wurde das Gebäude beschossen und brannte ab. Nach dem Kriegsende wieder aufgebaut, ging es später auf einen Sohn des Erbauers über. Dieser hatte jedoch wenig Freude an der Gaststätte und ging kurze Zeit später in Konkurs. Ende der 50er Jahre übernahm Ewald Querfuth, ein weiterer Sohn des Erbauers, über die Brauerei das Anwesen. Nach einer kurzzeitigen Verpachtung betrieb er die Wirtschaft von 1964 bis 1979. Anschließend übernahm Sohn Adolf Querfuth die Gastwirtschaft und betrieb diese bis zum Jahr 2000. Seitdem ist dessen Sohn Michael Pächter der Gaststätte und wird von seinen Eltern noch tatkräftig unterstützt. Durch den Bau eines Wohnhauses der Familie Querfurth hat sich das Mauthaus in diesem Jahr um 50 Prozent vergrößert, aus zwei Wohnhäusern sind jetzt drei geworden, in denen insgesamt zwölf Bürger wohnen. Daneben gibt es noch das Betriebsgebäude der Talsperre und den Kiosk. mw
Mauthaus ist besonders durch die Talsperre zu einem Begriff geworden. Aber auch die gut bürgerliche Gaststätte von Michael Querfurth macht die "Maut" weit über die Gemeindegrenzen von Nordhalben hinaus bekannt. Foto: Michael Wunder