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Friedenswallfahrt fand zum 65. Mal statt
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Erstellt am Sonntag, 05. September 2010 13:50
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Geschrieben von Michael Wunder
Neuengrün: Die Frucht der Stille ist das Gebet. Die Frucht des Gebetes ist der Glaube. Die Frucht des Glaubens ist die Liebe. Die Frucht der Liebe ist das Dienen. Die Frucht des Dienens ist der Friede. Mit diesen von Mutter Theresa aufgezeigten Sätzen erinnerte der Festprediger Regionaldekan Thomas Teuchgräber an die gute Lehrmeisterin für den Frieden. Mutter Theresa die vor wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden wäre, stand deshalb bei der Predigt am Friedenskreuz in Neuengrün im Mittelpunkt. Die 1910 im albanischen Skopie (heute Makedonien) geborene Tochter eines wohlhabenden Bauunternehmers gründete 1950 in Kalkutta den Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“, der später vom Papst anerkannt wurde. Mittlerweile unterstehen dem Orden in 133 Ländern der Welt mehr als 700 Waisenhäuser, Kliniken und Schulen. Der Prediger sagte, dass Mutter Theresa durch die Medien zum Star gemacht wurde. 1971 bekam sie den neuen päpstlichen Friedenspreis, 1979 den Friedensnobelpreis in Oslo und 1996 die amerikanische Ehrenbürgerwürde verliehen. In der bisher größten Seligsprechungsfeier eines Menschen in der Geschichte der katholischen Kirche wurde sie nur sechs Jahre nach ihrem Ableben im Jahr 2003 durch Papst Johannes Paul II selig gesprochen. Regionaldekan Thomas Teuchgräber, der in den 80er Jahres selbst die Ehre hatte mit Mutter Theresa in Rom zu reden, war von deren Auftreten und sagenhafter Ausstrahlung sowie der großen Jesusliebe auch viele Jahre danach noch sichtlich begeistert. Ihre damalige Erläuterung: „The fruit of service is peace“ – Die Frucht des Dienens ist der Friede, passe auch gut zur Friedenswallfahrt im Frankenwald. Mutter Theresa zeigte auf, dass der Weg zum Frieden mit der Stille beginnt. Zum Abschluss seiner hervorragenden Predigt sagte der Pfarrer, dass man Mutter Theresa nicht nur bewundern, sondern in den Lebensumständen auch so handeln sollte wie sie. In täglicher enger Verbindung mit Gott in Zeiten der Stille und im Gebet, dass er Glaube und Liebe stärke und uns das erkennen und tatkräftig umsetzten lasse, was dem Frieden dient, den wir alle haben wollen.
Festprediger Regionaldekan Thomas Teuchgräber am Friedenskreuz in Neuengrün. Foto: Michael Wunder
Zur 65. Friedenswallfahrt konnte Heinz Hausmann nach der Abholung der Teilnehmer am Ortsrand eine stattliche Anzahl von Besuchern am Jugendheim zum Legendenspiel begrüßen. Dieses von Heimatdichter Andreas Bauer geschriebene Stück wird nur alle fünf Jahre durch Bürgerinnen und Bürger aus Neuengrün, Wolfersgrün, Schlegelshaid und Wellesmühle aufgeführt. Heinz Hausmann erinnerte an die zigtausende von Menschen, welche im laufe der Jahre in Neuengrün teilgenommen hätten. „Zum Fest des Jahres“ in Neuengrün habe man bisher auch große Persönlichkeiten wie Josef Müller (Ochsensepp), Franz- Josef Strauß oder vor fünf Jahren den Bamberger Bischof Ludwig Schick gewinnen können. Der Regieführer Rektor a.D. Wolfgang Eidloth ging Eingangs auf die Inhalte und Aussagekraft des Stücks ein, welches auch verdeutlicht wie das Gnadenbild nach Neuengrün gekommen ist. Nach dem durch die 20 Darsteller dargebrachten Spiel zog man zum Gotteshaus, wo die Standartenübergabe stattfand. Pater Heinrich sprach dabei von einem sinnvollen und bedeutenden Fest. Auch im dritten Jahrtausend blieb die Menschheit nicht von Krieg und Naturkatastrophen verschont. Es sei deshalb notwendig die Stimme für den Frieden noch lauter und stärker einzusetzen. Evi Wolf sprach im Namen der Dorfgemeinschaft Schnaid, welche die Standarte für ein Jahr hatte. In den zwölf individuell gestalteten Betstunden habe man sich viele Gedanken über den Frieden gemacht, sagte sie vor der Übergabe an die Pfarrgemeinde Zeyern. Den zwei Betstunden schloss sich die Prozession mit dem Musikverein Zeyern zum Friedenskreuz an. Auch die abschließende Eucharistiefeier mit mehreren Geistlichen am Dorfplatz wurde vom Musikverein mitgestaltet. mw
Friedenswallfahrt, die gesamte Gemeinde ist gefordert
Organisation: Bei der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats Silvia Welscher laufen die Fäden zusammen
Neuengrün: Nicht nur während der rund fünfeinhalb Stunden dauernden kirchlichen Veranstaltung, sondern auch im Vorfeld ist die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Silvia Welscher stark gefordert. Es gibt eine klare Aufgabenverteilung und der Ablauf ist fast immer der gleiche. Im Vorfeld kümmert sich der Dekanatsratsvorsitzende Heinz Hausmann um den Festprediger und die Gemeinde, welche die Standarte für ein Jahr übernimmt. Darüber hinaus ist das Dekanat für die Einladungen und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Der Rest wie die Abholung der Gläubigen am Ortsrand, die Übergabe der Standarte, die Betstunden und die Prozession mit Eucharistiefeier wird vor Ort organisiert. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates erklärte, dass sie im Vorfeld in engen Kontakt mit Heinz Hausmann und dem Mesner Ludwig Dietz, der sie vor Ort tatkräftig unterstützt, steht. In diesem Jahr sei das durch Laienspieler dargebrachte Legentenspiel etwas besonderes, deshalb haben die Vorbereitungen auch schon früher begonnen als in üblichen Jahren. Dieses von Heimatdichter Andreas Bauer geschriebene Stück wird nur alle fünf Jahre auf der Naturbühne am Jugendheim aufgeführt. Für sie und dem Pfarrgemeinderat galt es deshalb im Vorfeld sich um die Einrichtung am Jugendheim zu kümmern. Der Pfarrgemeinderat sei deshalb in diesem Jahr auch früher als sonst gefordert worden, bereits am Nachmittag habe man die Arbeiten durchgeführt. Für die Friedenswallfahrt müsse im Vorfeld die Musik organisiert und eine Liederauswahl getroffen werden. Auch die Leitung der Betstunden, in der Regel durch die gebende und nehmende Gemeinde der Standarte müsse abgestimmt werden. Die dritte Betstunde werde meist von der örtlichen Jugend durchgeführt. Die anderen Arbeiten wie das Aufstellen des Altars, die Beleuchtung und das Schmücken des Friedenskreuzes sowie das benötigte Podest am Kreuz würden eigenständig von Bürger der Gemeinde erledigt. Sie selbst habe am Samstag noch die Prozessionsordnung gedruckt und ausgehängt sowie einen „Komplettcheck“ durchgeführt. Etwas aufgeregt ist die 45- jährige obwohl sie schon seit fünf Jahren an der Spitze des Pfarrgemeinderats steht, weil bei der großen Veranstaltung im kleinen Ort Neuengrün alle reibungslos über die Bühne gehen soll, sagte sie. Neben der Umsicht währende der mehrstündlichen kirchlichen Veranstaltung sagt die hauptberufliche Chefarztsekretärin bei der Prozession auch die Lieder als Vorbeterin an. Ist die Feier beendet, helfen beim aufräumen nochmals alle zusammen. Gegen Mitternacht trennen sich die Wege der Helfer, während ein Teil noch die örtlichen Gaststätten besucht, gehen andere wie Silvia Welscher heim, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Silvia Welscher beim Vorbeten. Dahinter der Dirigent der Zeyerner Musikkapelle. Foto: Michael Wunder
Vertrauen auf Gott, damit es keinen Krieg mehr gibt
Was sie mit der jährlichen Friedenswallfahrt in Neuengrün verbindet, wollten wir von drei Teilnehmern wissen:
| Heinz Hausmann aus Kronach nimmt dabei als Dekanatsratsvorsitzender eine „Sonderstellung“ ein. In seiner Funktion als damaliger Diözesansekretär zeigte er sich erstmals 1968 für die Friedenswallfahrt verantwortlich. Seitdem ist er ununterbrochen als „Cheforganisator“ zuständig. Bestärkt wurde er 1999 vom damaligen Papst Johannes Paul II, als er mit einer Pilgergruppe in Rom die neue Standarte segnen lies. Der Papst machte deutlich, wie wichtig es sei sich für den Frieden in der Welt einzusetzen. Für ihn sei es deshalb eine Herausforderung Jahr für Jahr Leute anzusprechen und zu motivieren, um die traditionelle Friedenswallfahrt aufrecht zu halten. |
| Alois Wachter aus Neukenroth nimmt seit 33 Jahren in Neuengrün an der Friedenswallfahrt teil. Als damaliger Vorsitzender der KAB hat er dies von seinen Vorgänger übernommen und ist seitdem begeistert, wie es hier gelingt für die Not und das Leid auf der gesamten Welt zu beten. Er vertraut auf Gott, damit es keinen Krieg mehr gibt. Sei Vater sei and en Folgen einer Kriegsverletzung gestorben, auch viele Verwandte mussten im Krieg ihr Leben lassen. Als achtjähriger Junge hat er selbst noch Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Neukenroth und weis was Frieden bedeutet. |
| Bettina Langer aus Küps ist immer mit ihren Mann in Neuengrün. Meist ist auch eine ihrer Töchter mit dabei. Vor rund sieben Jahren ist die Familie durch ein Plakat auf die Friedenswallfahrt aufmerksam geworden und seitdem ist dieser Samstag fester Bestandteil des Terminkalenders. In Neuengrün herrsche eine besondere Atmosphäre, welche nicht so einfach zu beschreiben ist. Es ist einfach eine schöne Art zu zeigen, wie man den Frieden zu schätzen weis. |
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