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Gartenarbeit steht nicht für schnelles Vergnügen
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Erstellt am Sonntag, 13. März 2011 11:16
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Geschrieben von Michael Wunder
Weißenbrunn: Der Kreisverband für Gartenbau und Landschaftspflege Kronach e.V. feierte am Wochenende sein 100- jähriges Bestehen in der Leßbachtalhalle Weißenbrunn.
Kreisvorsitzender Peter Cembrowicz zeigte den eigenen persönlichen Pfad der Geschichte auf. Dabei erinnerte er, wie er sagte, in der heutigen digitalen und gewinnorientierten Zeit auch kurz an die Anfangszeit des Kreisverbandes. Im vergangenen Jahrhundert standen die Pflege der Gärten- und Landschaften immer im Vordergrund des Handelns. Heute biete man mit Gartenpflegekursen, Vorstandsseminaren, Kreislehrfahren, Baumschnittkursen, Kreiswettbewerb, Apfelmarkt Ausstellungen sowie den „Tag der offenen Gartentür“ ein umfangreiches Programm in vielen Orten.
Der örtliche Bürgermeister Egon Hermann, der im Namen aller anwesenden Bürgermeister sprach, ging in seinem Grußwort auf den rührigen Kreisvorsitzenden Peter Cembrowicz ein, welcher es seit zwölf Jahren versteht die 44 Ortsverbände zusammen zu halten. Der örtliche Vorsitzende Dieter Bahr sei beispielgebend und führe bereits die Jugend an Natur und Leben heran, sagte er. Landrat Oswald Marr hob die vitalen Kinder- und Jugendgruppen in den Vereinen auf Landkreisebene hervor. Starke Partner für den Gartenbau Kreisverband seien die einzelnen Ortsvereine, welche vielfältige Aktivitäten in den Orten durchführen. MdB Hans Michelbach sprach von einem stolzen Jubiläum und dankte den Vereinen für die Leistungen um das Gemeinwohl. „Durch ihre Arbeit in den Gärten und im öffentlichen Bereich zeigen sie ein Bekenntnis zur eigenen Heimat und zum Kreis der Gartenbaufamilie“, so Michaelbach. Die Landtagsabgeordnete Christa Steiger ging auf das sehr große ehrenamtliche Engagement des Kreisverbandes für Gartenbau- und Landschaftspflege auf verschiedenen Gebieten ein. Der Geschäftsführer des Bezirksverbandes Ernst Deutsch überbrachte die Grüße von den beiden Dachorganisation, dem Landes- und Bezirksverband. Die Festveranstaltung wurde durch den Musikverein Weißenbrunn unter der Leitung von Sabrina Rechte und der Jugendgruppe des OGV Weißenbrunn die „Maulwürfe“ mitgestaltet. mw
Die “Maulwürfe” des Gartenbauvereins Weißenbrunn. Foto: Michael Wunder
Gartenarbeit steht nicht für schnelles Vergnügen
Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold ging in seinem Festvortrag zunächst auf die Gründung des damaligen Bezirksobstbaumverbandes Kronach am 13. März 1910 ein, dem sich acht der Kreisstadt nahe gelegene Vereine anschlossen. Drei Jahre später wurde bei einer Obstbau- Wanderversammlung in Pressig ein Obstbauverband für den Bezirk Teuschnitz ins Leben gerufen. Diese beiden Verbände bezeichnete Dr. Dippold als die „Wurzeln“ des heutigen Kreisverbandes Kronach. Ziel war es damals die „neue Qualität“ des Obstanbaues voranzubringen. Bereits lange vor der Gründung im Kreisverband wurden Statistiken über die Obstbaumzucht geführt, so sei nachweisbar, wie viele Obstbäume 1868 in den verschiedenen Orten um Kronach vorhanden waren. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, waren die Obrigkeiten bemüht, jedes noch so unscheinbare Fleckchen Land – welches man wegen der Bodenbeschaffenheit nicht unter den Pflug nehmen konnte – vernünftig zu nutzen. In der Nähe von Schulen legte man „Industriegärten“ an, wobei man den Schülern mittels praktischen Unterrichts nahe bringen wollte, wie Obstbäume herangezogen und veredelt werden. Auch hatte man versucht in einigen Orten sich als Verein zu organisieren, dies jedoch mit mehr oder weniger Erfolg. Der „Durchbruch“ gelang im Landkreis Kronach erst als der Jurist Jakob Degen als Staatsvertreter die Gründung des Bezirksobstbauvereins Kronach eingeleitet hatte. Er übernahm den Vorsitz und stieß weitere Vereinsgründungen an. Der Obstbau lag Jakob Degen sehr am Herzen, als Regierungsrat pflegte er selbst eine Obstanlage und war um den Vogelschutz bemüht. Nach einen weiteren auf und ab in den folgenden Jahren wurde nach dem Kriegsende am 9. November 1946 unter den Vorsitz von Kaspar Zeuß aus Kronach wieder ein Verband für den gesamten Landkreis Kronach gegründet. 1964 nahm der Landkreis Kronach erstmals am Wettbewerb „Das schönere Dorf“ teil. Drei Jahre später errang Steinbach a.d. Haide erstmals eine Goldmedaille auf Bundesebene. In dieser Zeit rückte auch der Blumenschmuck an den Häusern und in den Vorgärten in den Fokus. Mitte der 70er Jahre weitete sich der Blick auf die Landschaftspflege aus. Die Obst- und Gartenbauvereine begannen nach schwierigen Jahren aufzublühen. Die Vereine haben Verantwortung übernommen für das Gemeinschaftsleben, für die dörfliche Jugendarbeit, für die Pflege der örtlichen Tradition und die Zukunft der Orte. mw
„Gartenarbeit steht nicht für den schnellebingen Fun und für kurzes Vergnügen“
Festredner Prof. Dr. Günter Dippolt Foto: Michael Wunder
Die Zahlen:
Die „Gartenfreunde“ gliedern sich heute in 44 Vereine mit rund 5400 Mitgliedern. Mit acht Vereinen wurde der Kreisverband gegründet, zwei Jahre nach seiner Gründung hatte er bereits zwölf Vereine mit 542 Mitgliedern.
Bei der Neugründung im Jahr 1946 nahm man die Arbeit in 29 Vereinen mit 1059 Mitgliedern auf. 1979 zählte man erstmals mehr als 2000 Mitglieder, 1984 über 3000, 1989 über 4000 und 1998 über 5000, organisiert in 44 Vereinen.
Als sehr aktives Mitglied des Beirates bringt sich Jutta Dietzel aus Neuses ein. Die Fachoberlehrerin steht seit zehn Jahren an der Spitze des Ortsverbandes im Kronacher Stadtteil und gehört seit vier Jahren dem Beitrat auf Kreisebene an. „Ich versuche den Kreisverband für Gartenbau und Landschaftspflege mit pfiffigen Ideen in eine moderne Richtung zu lenken“, sagte die als einzige Frau in der Führungsspitze tätige 51- jährige. So nehme sie nicht nur an den regelmäßigen Treffen der Führungsmannschaft teil, sondern bringe sich aktiv ein, dies war auch bei der Vorbereitung des 100- jährige Gründungsfestes so. Man habe in Weißenbrunn mit der Leßbachtalhalle den richtigen Veranstaltungsort gefunden und musste terminlich mit Rücksicht auf den Festredner noch einiges „schieben“. Schön war, dass sich neben der örtlichen Musikkapelle auch die Jugendgruppe mit zwei Stücken eingebrachten und so den Rahmen der zahlreichen Reden etwas auflockerten. Sie habe sich mit ihren Ortsverband Neuses um den Bühnen und Tischschmuck gekümmert. Der Blumenpracht wurde seit einigen Tagen im Wohnzimmer zum blühen verholfen. Am Festakt gefiel der Beirätin besonders, dass neben den Ortsvereinen auch Gäste von anderen Landkreisen gekommen waren. mw
Beirätin Jutta Dietzel aus Neuses. Foto: Michael Wunder