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Ein Brand mit Langzeitwirkung

von Michael Wunder

Nordhalben: Einer der größten Brände im Landkreis Kronach ereignete sich genau vor 40 Jahren in Nordhalben.

Es war die Nacht vom 28. auf 29. April, als in Nordhalben ein Großfeuer ausbrach, welches noch heute Auswirkungen auf die wirtschaftliche Geschichte der Gemeinde hat. Nordhalben, zu jener Zeit ein aufstrebender Ort mit knapp 2500 Einwohnern und vielen Arbeitsplätzen in einigen größeren Betrieben, leidet heute vor allen an der Arbeitsplatzsituation. Wenn in wenigen Monaten beim letzten größeren Industriebetrieb, einen Automobilzulieferer die Tore geschlossen werden, gibt es in Nordhalben keinen größeren Industriebetrieb mehr. Wo einst hunderte von Menschen ihr tägliches Brot verdienten sind dann Ruinen, Lager oder einfach leer stehende Gebäude vorzufinden.

Dieses „Schicksal“ begann - wie oben erwähnt – Ende April 1972 als in wenigen Stunden die damalige Schreib- und Spielwarenfabrik Rehbach bis auf die Grundmauern nieder brannte. Kurz nach Mitternacht hörte der gegenüber der Firma wohnende Prokurist Anton Scherbel (Pfeifer) die Fensterscheiben klirren. Aus seinem Fenster schauend, sah er Flammen über der Spritzerei aus dem Gebäude schlagen. Als er über Telefon die Feuerwehr verständigen wollte, war dieses bereits tot. Anton Scherbel fuhr mit seinem Pkw zum Feuermelder in der Ortsmitte, schlug die Scheibe ein und löste Sirenenalarm aus. Wenige Minuten später traf die Nordhalbener Wehr ein, konnte aber das mittlerweile lodernde Feuer nicht mehr erfolgreich bekämpfen. Durch den ausgelösten Großalarm kamen weitere Wehren aus der Umgebung mit Tanklöschfahrzeugen zu Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Feuer bereits weiter ausgedehnt. Obwohl innerhalb einer Stunde 19 Wehren nach Nordhalben angefahren waren und mit 40 Rohren das Feuer einzudämmen versuchten, gelang es nicht mehr das Gebäude von der Vernichtung zu retten. Ein großes Handicap war zu dieser Zeit der bestehende Wassermangel, so dass erst längere Schlauchleitungen zur ins Tal gelegenen Rodach gelegt werden mussten. Zum Einsatz kam auch der Löschzug der Bundeswehr Naila, welche bereits zu dieser Zeit technisch hervorragend ausgerüstet war. Durch dieses Großfeuer entstand der Firma Rehbach ein Sachschaden von etwa fünf Millionen Mark. Es wurden über Nacht 120 Beschäftigte arbeitslos. Obwohl nur wenige Tag nach dem Unglück bereits beschlossen wurde, neue Fertigungshallen in eingeschossiger Fertigbetonbauweise an einen anderen Ort in Nordhalben zu bauen, fasste die Firma Rehbach nicht wieder richtig Fuß. Einige Jahren später musste in den 1974 fertig gestellten Hallen die Produktion bereits eingestellt werden und die Hallen wurden an eine andere Firma verkauft. mw

 

Die Firma J.J. Rehbach wurde 1817 von König Maximilian in Obernzell bei Passau gegründet. Sie entstand aus einer Graphittiegelfabrik. Fünf Jahre später hatte Johann Jakob Rehbach diese Firma erworben und weitere zwei Jahre später nach Regensburg verlagert. Durch die Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 wurde die Regensburger Firma ausgelöscht. Der Vater es letzten Firmeninhabers Ernst Pensel kaufte seinerzeit die Firma mit allen Rechten und Patenten auf. Bereits im Jahre 1895 war der Großvater von Ernst Pensel nach Nordhalben gekommen und hatte im Hof des Nordhalbener Postamtes eine Fakturei gegründet. Vom Vater des Firmeninhabers Ernst Pensel wurde 1904 das erste Fabrikgebäude an der Stelle als Schiefertafelfabrik erstellt, wo sie sich bis zum Großbrand befand. Im Jahr 1922 wurde die Firma um ein weiteres Gebäude, der Bleistiftfabrik, erweitert. 1947 wurde die damalige Fabrik Pensel in J.J. Rehbach umbenannt, da dieser Name besonders im Ausland sehr bekannt war. Im Jahre 1953 wurde mit der Fertigung von Holzspielwaren begonnen, nachdem bereits abzusehen war, dass der Absatz von Schiefertafeln bald zurückgehen werde. Im Jahre 1965 wurde die Schiefertafelfabrikation dann ganz eingestellt. mw

1972 - Brand Rehbach I

Die Feuerwehren aus der gesamten Region waren vor 40 Jahren beim Großbrand der Firma Rebbach im Einsatz. Die Reste der Ruinen wurden erst von wenigen Jahren dem Erdboden gleichgemacht. Foto: Archiv, Repro Michael Wunder