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In Wallenfels macht man sich auf dem Weg wie damals die Jünger

Wallenfels: Die Stadt Wallenfels zeigte sich bei Sonnenschein an Fronleichnam, mit dem Schwenken der Schwedenfahne, von seiner besten Seite.

Für den „höchsten Feiertag“ im Jahr in der Flößerstadt, wurde wieder alles auf „Hochglanz“ gebracht. Bereits in den Tagen zuvor wurden die Gehsteige gereinigt und die Gebäude geschmückt. Besonders geforderte waren die Familien, welche die Altäre gestalten. Bereits Tage zuvor werden hierfür die Vorbereitungen getroffen. So auch bei Hermann Zeuß, der in zweijährigen Turnus eine Altar vor seinen Anwesen gestaltet. Der Aufbau beginnt mit der gesamten Familie bereits um vier Uhr in der Frühe. Das Bild in der Mitte vor dem Altar hat sein Sohn in den letzten Wochen in der Garage vorgefertigt, sagte er. An den anderen Altären sei dies sowohl an Fronleichnam als auch beim morgigen Flurumgang nicht anders. Die vielen Gläubigen, welche es durch dies Straßen der Stadt zog, wurden wie immer von der Soldatenkameradschaft mit ihren unterschiedlichen Einheiten und den Trommlerzug begleitet. Die teilnehmenden Soldaten sind zuvor nicht nur in ihre frisch gebügelte altbayerische Uniform geschlüpft, sondern haben auch ihre Gewehre aus der Waffenkammer abgeholt. Vor Beginn der Kirchenparade wurden dann der amtierende Bürgermeister und die Honoratioren abgeholt. Mit dabei ist eine der drei vereinseigenen Fahnen, sie wird seit acht Jahren von Jürgen Hahn getragen. Der ehemalige Zeitsoldat war acht Jahre bei der Bundeswehr, vorwiegend in Bayreuth und Ebern stationiert. Er war auch im Kosovo eingesetzt und ist seit seiner Wehrzeit bei der Wallenfelser Soldatenkameradschaft. Zunächst marschierte er bei der Infanterie, wo sein Vater Zugführer war, mit. Als dann der jetzige Hauptmann Christopher Zeuß die Verantwortung übernahm und gleichzeitig der alte Fähnrich ausgeschieden ist, hat er die Fahne übernommen. „Mir liegt die ganze Tradition am Herzen, ich mache es auch aus Stolz. Mein großes Vorbild dabei ist mein Vater, der als ältester Soldat bereits zum 52. Mal an der Fronleichnamsprozession teilnimmt“. Weiterhin verriet er, dass die jeweiligen Honoratioren immer am Samstag zwischen Fronleichnam und den Flurumgang ein „Ständerla“ bekommen. Bei ihm, den Fähnrich gibt es dann traditionell selbst gemachten Eierlikör, bevor die gesamte Einheit zur Einkehr zieht. Beim Flurumgang am Sonntag ist die Familie Hahn dann darüber hinaus noch mit der Gestaltung eines Altars gefordert. „Wir sind da mit Leib und Seele dabei, deshalb sind die anstrengenden Tage auch schnell weggesteckt“, meinte Jürgen Hahn mehr als zufrieden. Der Ablauf sei ja fast immer gleich, lediglich zwei Altäre würden sich an Fronleichnam abwechseln, so dass es im zweijährigen Turnus auch zu einer abwechselnden Stecke kommt. Auch die farbenmäßig unterschiedliche Soldatenstaffel laufe immer in gleicher Reihenfolge. Demnach würden dem Husar die drei Ulanen, die Trommler und der Marinezug folgen. Es schließt sich der Hauptmann mit Fahnenzug, der Pionierzug und die Infanterie an. Nach dem „Antreten“ zeichnet Hauptmann Christopher Zeuß langjährige aktive Mitglieder (siehe Info Box) aus. Anschließend lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen und die Kirchenparade setzt sich in Bewegung. Im Gleichschritt begab man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wurde Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz abgeholt. Pater Jan Poja trug Christus in der Gestalt des Brotes bei der Prozession durch die Straßen. Auf der Schwedenbrücke begrüßte das jüngste Stadtratsmitglied Matthias Zeitler die Fahnenabordnung nach altem Brauch. Dabei werden die Fahnen gekreuzt und berühren sich gegenseitig. Anschließend begann Fähnrich Matthias Zeiler die Schwedenfahne zu schwingen. Eine Legende besagt, dass sich die Fahne nicht verheddern darf, ansonsten besteht Gefahr für den Frieden. Der junge Stadtrat zeigte sich jedoch auch bei seinem zweiten Einsatz von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkte die Fahne souverän. Es ging alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte. Anschließend wurde Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilte dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endete die Zeremonie auf der Brücke. Auf dem Platz unterhalb des Rathauses feierte man bei Sonnenschein und üppigen Temperaturen einen Gottesdienst unter freien Himmel. Pater Jan Poja ging in seiner Ansprache auf die Begegnungen der Menschen und den Weg zu Jesus Christus ein. Die Gläubigen haben sich mit Jesus Christus an ihrer Seite auf dem Weg gemacht um das christliche Glaubnis zu begehen und zu zeigen. Fronleichnam sei bereits im Mittelalter entstanden. In Wallenfels machen sich alljährlich die Gläubigen auf dem Weg, wie es vor 2000 Jahren die Jünger, als sie nach Jerusalem aufgebrochen sind, gemacht haben. Das Fest mit dem kirchlichen als auch bürgerlichen Teil solle Kraftquelle für den Alltag sein. Beim Gottesdienst gedacht man auch dem verstorbenen Pfarrer Alexander Brehm, der vor wenigen Tagen im Alter von 42 Jahren verstorben ist. Er war vorher als Stadtrat, Organist und Messer auch im Ortsgeschehen stark eingebunden gewesen. Mit Christus als Brot des Lebens in der Mitte führte der Weg über den Höhenweg zum letzten Altar und dann zurück in die Kirche St. Thomas. Die Mitwirkende Marine- und Soldatenkameradschaft sowie der Trommlerzug, der Musikverein und der örtlichen Gesangverein werden auch dem Flurumgang am morgigen Sonntag mitgestalten. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen.

 

Auf eine jahrhundertalte Legende geht das Ritual mit der Schwedenfahne zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt – der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne bereits in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.

Ehrungen:

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade langjährige aktive Soldaten aus. Geehrt wurden: Rene Reuther, Christoph Krüglein, Tobias Weiß, Florian Weiß und Mirco Grekorski (alle 10 Jahre), Uwe Wiedel, Josef Schlee, Steven Kleylein und Jörg Krellowetz (alle 20 Jahre), Ralf Stöcker (25 Jahre), Markus Weiß (30 Jahre) sowie Matthias Lutz und Thomas Förner für 40 Jahre. Neu aufgenommen wurden Erik Frömel (Tambour), Nils Stöcker, Niclas Krüglein, Mirco Ebert, Nik Zeitler (alle Marine), Michael Zeitler, Elias Göppner und Nico Zwosta (alle Infanterie).

2018 - Fronleichnam Wallenfels IV (31.05.18)

Diese Soldaten wurden für langjähriges aktives Mitwirken an Fronleichnam in Wallenfels ausgezeichnet. Mit im Bild Hauptmann Christopher Zeuß (rechts). Foto: Michael Wunder

2018 - Fronleichnam Wallenfels XXV (31.05.18)

Seit acht Jahren ist Jürgen Hahn Fähnrich der Soldatenkameradschaft Wallenfels und an Fronleichnam dabei. Der ehemalige Zeitsoldat will damit ein Zeichen setzen und das Fronleichnamsfest in Wallenfels in seiner jetzigen Form aufrecht zu erhalten. Zunächst marschierte er bei der Infanterie, wo sein Vater Bruno Hahn Zugführer war, mit. Als dann der Fähnrich aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist, hat er die Fahne übernommen. Ihn liegt die ganze Tradition am Herzen, zumal sein Vater als ältester Soldat bereits zum 52. Mal an der Fronleichnamsprozession teilnimmt. Darüber hinaus Gestaltet die Familie Hahn seit vielen Jahren beim Flurumgang am Sonntag einen Altar. Foto: Michael Wunder

2018 - Fronleichnam Wallenfels XVIII (31.05.18)

Das Allerheiligste wird von Pater Jan Poja unter dem Himmel durch die Stadt getragen. Foto: Michael Wunder

2018 - Fronleichnam Wallenfels XXVII (31.05.18)

Matthias Zeitler schwenkte in diesem Jahr zweiten Mal als jüngstes Stadtratsmitglied die Fahne an der Schwedenbrücke. Foto: Michael Wunder