Rodachtal: Vor genau einem Monat startete im Oberen Rodachtal die "Rodachtalkarte", unser Mitarbeiter Michael Wunder sprach deshalb mit dem "Macher" Alois Dittrich, der gleichzeitig Sprecher des Arbeitskreises Wirtschaft ist.
Frage:
Vor 30 Tagen wurde in Ihrer Apotheke die Kundenvorteilskarte im Zuge des Projekts "Lebensqualität durch Nähe" vorgestellt. Wie wird die Karte von der Bevölkerung angenommen, sind Sie mit dem bisherigen Verkauf der Karte in den drei Gemeinden zufrieden?
Herr Dittrich:
Ausgehend von 254 ausgegebenen Karten in den Gemeinden Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels innerhalb von dreieinhalb Wochen, kann ich von einem zufriedenstellenden Ergebnis sprechen. Es ist natürlich unumgänglich die Kunden auf die Möglichkeit des Kartenerwerbes und die damit verbundenen Vorteile hinzuweisen. Bei der derzeitigen Informationsflut und damit verbundenen Reizüberflutung, muss man die Vorteile immer wieder hervorheben.
Frage:
Sie appellierten immer wieder an die Geschäftswelt sich zu beteiligen, ist hier inzwischen ein "Umdenken" eingetreten, wie viele Geschäftsleute beteiligen sich mittlerweile an diesem System?
Herr Dittrich:
Ja da sprechen Sie natürlich einen Punkt an, bei dem es besser laufen könnte. Wenn ich eine Chance sehe meinen Betrieb besser zu positionieren, nutze ich diese sobald es mir möglich ist. Hier im Oberen Rodachtal dauert dieser Prozess sehr lang. Nach vielen persönlichen Gesprächen, anders geht das überhaupt nicht, haben wir ab Dezember 2004 mittlerweile 32 Betriebe mit im "Boot", die den Rodachtalkarten – Inhabern Vorteile gewähren.
Frage:
Welche Vorteile haben die Kunden von der Rodachtalkarte? Wurden seitens der Kundschaft auch schon Wünsche an Sie herangetragen?
Herr Dittrich:
Die Vorteile sind sehr vielfältig. Von den Rabatten angefangen bis zur Lotterie von Weihnachtsgänsen ist alles zu finden. Es soll ja immer wieder was anderes geben, das Einkaufen mit der Rodachtalkarte soll Spaß machen und Abwechslung bringen. Immer nur Rabatt, das nutzt sich mit der Zeit ab, das ist irgendwann selbstverständlich und wird nicht mehr wahrgenommen.
Wünsche wurden eher weniger geäußert. Wenn, dann meist irgendwelche witzige Bemerkungen, die nur schwer zu realisieren sind. Nichts desto trotz haben wir einen dieser Wünsche bzw. Bemerkungen im Sinn übernommen und im Dezember gibt es z.B. für jeden Rodachtalkarten- Inhaber eine CD mit Neujahrsmusik völlig unabhängig von seinem sonstigen Kaufverhalten.
Frage:
Kann Ihrer Meinung nach die Attraktivität der Karte noch weiter gesteigert werden und kann vor allem damit das Ziel – die Kaufkraft im Oberen Rodachtal zu stärken – erreicht werden, erwarten Sie davon greifbare Werte?
Herr Dittrich:
Das ist im Prinzip ein Wechselspiel. Für den Kunden wird die Karte attraktiver, wenn möglichst viele Geschäfte die Karte akzeptieren und Vorteile anbieten.
Genauso wird es für den Geschäftsmann interessanter, wenn viele Kunden die Karte haben. Wer will es sich schon leisten einen Kunden zu verlieren, wenn dieser lieber zum Kollegen geht, nur weil dieser die Karte akzeptiert?
Eine alte Kaufmannsweisheit besagt, dass es zehnmal schwieriger ist einen neuen Kunden zu gewinnen als einen alten Kunden zu behalten.
Frage:
Dieses Projekt ist ja das erste in Bayern, das mit Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels über mehrere Gemeinden hinweggeht. Wie ist die Kooperation mit den Geschäftsleuten in den anderen Gemeinden?
Herr Dittrich:
Ich kann da hauptsächlich aus den Erfahrungen aus dem Arbeitskreis Wirtschaft berichten. Hier klappt es erstaunlich gut. Berührungsängste werden sehr schnell abgebaut. Wir sitzen doch alle in einem "Boot". Wir brauchen keine Angst zu haben, dass der eine dem anderen etwas streitig macht. Die Tendenz der Betriebsschließungen auch der benachbarten Geschäfte muss eher Angst machen. Denn nur ein guter Mix von Geschäften und Anbieter von Dienstleistungen macht den Standort für Einkäufe attraktiv. Dies ist auch sehr deutlich in der Zukunftsbefragung dieses Jahres im Oberen Rodachtal zu sehen. Da unterscheiden sich die Bürger des Oberen Rodachtal nicht von anderen Regionen.
Frage:
Die beteiligten Kommunen – von denen das Projekt ins Leben gerufen wurde – haben mit der Rodachtalkarte wenig zu tun, wie klappt die Zusammenarbeit mit den Kommunen?
Herr Dittrich:
Wirklich gut. Die kommunalen Einrichtungen sind doch immer in irgendeiner Form von den Aktivitäten betroffen. Wir tauschen uns bezüglich "Lebensqualität durch Nähe" auch regelmäßig aus. Bei dem Projekt Rodachtalkarte helfen uns die Kommunen mit dem Verkauf der Karten als auch mit der Verwaltung der Gelder aus den Verkaufserlösen durch die Rodachtalkarten. Diese Erlöse kommen dem Konto "Lebensqualität durch Nähe" zu Gute und werden wieder benötigt zur Vorfinanzierung neuer Projekte.
Frage:
Der Rodachtalkarte soll in Kürze bereits ein geschäftsübergreifender Geschenkgutschein folgen, der mit der Rodachtalkarte gekoppelt ist, wie läuft das konkret ab?
Herr Dittrich:
Das war eine Idee, die wir aus Kronach mitgebracht haben. Dort machen etwa 60 Betriebe bei diesem branchenübergreifenden Geschenkgutschein mit.
Wir wollten noch unbedingt vor Weihnachten 2004 den Gutschein anbieten können. Ab der zweiten Dezember Woche soll er kommen. Wir haben die am "System Rodachtalkarte" teilnehmenden Betriebe gefragt, ob sie bei dem Geschenkgutschein mitmachen wollen und so kamen wir mit Anhieb auf 30 teilnehmende Betriebe. Das war auch schon alles, was da gekoppelt wurde.
Also, die branchenübergreifenden Geschenkgutscheine sind in den Geschäftsstellen der Raiffeisen- und Volksbank und der Sparkasse in Nordhalben, Steinwiesen und Wallenfels ab genannten Termin erhältlich. Die Banken unterstützen uns dabei ehrenamtlich, wofür ich mich im Namen aller teilnehmenden Betriebe herzlich bei den Mitarbeitern der Banken bedanke. Die Gutscheine haben einen festen Wert von zehn oder 25,- Euro. Nachdem die Bank diese datiert und abgestempelt hat, wird er gegen Bargeld dem Erwerber ausgehändigt. Dieser Geschenkgutschein kann durch den Inhaber bei allen teilnehmenden Geschäften, die im Gutschein vermerkt sind, wie Bargeld genutzt werden. Dies erleichtert das Beschenken von Freunden und Verwandten ungemein. Der Geschäftsinhaber akzeptiert den Gutschein und reicht ihn mit den vorgefertigten Überweisungsträgern und Begleitformular bei seinem Bankinstitut ein. Dort werden die entsprechenden Beträge auf das Konto des einreichenden Betriebes überwiesen.
Frage:
Demnächst läuft die Betreuung des Projekts durch die GIB Unternehmensberatung aus. Wie wird Ihr rühriger Arbeitskreis weiterarbeiten, was sind die nächsten Vorhaben?
Herr Dittrich:
Für uns wird sich dadurch nichts ändern. Das hohe Ziel der Bewusstseinbildung ist noch immer nicht erreicht. Erst wenn der überwiegende Teil der Bürger die Zusammenhänge verinnerlicht hat und auch lebt sind wir zufrieden. Auch danach gilt es den Prozess am Leben zu erhalten und auszubauen. Wenn wir das erreicht haben, können wir frohen Mutes in die Zukunft sehen. Das können wir aber nur mit den anderen Arbeitskreisen der "Lebensqualität durch Nähe" und den Bürgern gemeinsam schaffen. Vorhaben: Die jetzt angelaufenen Projekte müssen weiter betreut werden, es sind noch keine Selbstläufer. Da brauchen wir viele Mitstreiter. Ein nächstes größeres Projekt wäre die erste Gewerbeschau im Oberen Rodachtal am 24. und 25. September 2005. Auch hierzu brauchen wir wieder Mitstreiter und Akteure. Ein erster Projektkreis trifft sich hierzu im Januar 2005.
Frage:
Weihnachten steht vor der Tür, wenn Sie als einer der Aktivposten im Projekt "Lebensqualität durch Nähe" einen Wunsch bezüglich des Projekts hätten, wie sähe dieser aus?
Herr Dittrich:
Zufriedene Bürger des Oberen Rodachtals, die das Bewusstsein und die Ziele im Sinne der "Lebensqualität durch Nähe" verinnerlicht haben und auch leben.
Ich weiß, ein großer Wunsch, der seine Zeit bis zur Erfüllung braucht.
Wir bedanken uns für das Gespräch. mw
Apotheker Alois Dittrich ist einer der Aktivposten im Projekt "Lebensqualität durch Nähe". Als Sprecher des Arbeitskreises Wirtschaft setzte er sich vor allem für die Rodachtalkarte ein. Foto: Michael Wunder