Nordhalben: Die Geschichte Nordhalbens hat durch die Übergabe von zwei Bänden durch Klaus Köstner um elf Kilogramm zugenommen. Unter dem Titel "Uffm Riegberg" (Auf dem Regberg) hat der ehemalige Nordhalbener in über achtjähriger Arbeit das heimatkundliche Werk hergestellt. Dieses Buch hat der Autor nun der Öffentlichkeit vorgestellt, indem er dem Arbeitskreis Heimatpflege eines der ersten Exemplare übergab. Es soll im Historischen Heimatmuseum verwahrt werden.
– von Michael Wunder –
Klaus Köstner, Volksschullehrer im Ruhestand, ist 1942 in der Huela geboren und auf dem Regberg aufgewachsen. Zum Quellenstudium verbrachte er rund ein Jahr in den Archiven von Bamberg, Coburg, Greiz, Lobenstein und Kronach und wertete darüber hinaus eine Reihe von Kirchenbüchern im angrenzenden Thüringen aus. Der Titel "Uffm Riegberg" ist ein Ausschnitt aus einem Eintrag im Trauungsregister des katholischen Pfarramtes Nordhalben vom 20. Juni 1669. Damals wurde auf dem Regberg der Hofbesitz Hanß Simon mit Margarethe Künlin (Kuhnlein) getraut. Das in kleiner Auflage gedruckte und in Leinen gebundene Werk mit mehr als 1200 Seiten Umfang enthält eine Vielzahl von Fotos, Dokumenten und Plänen und ist Felix Brendel, dem Enkel des Autors, gewidmet. In seiner Einleitung schreibt Klaus Köstner: "Nachfolgende Generationen möchte ich eine Vorstellung von den Lebensverhältnissen unserer Vorfahren vermitteln und damit Raum geben für die Bewertung ihres Handelns und ihres Schicksals. Insbesondere die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander und ihre Verflechtung in den Strom der Geschichte sind das Thema meiner Arbeit. Ich habe versucht, durch intensives Forschen zu erfahren, wer unsere Ahnen waren und unter welchen Bedingungen sie lebten. Mir ging es um Einblicke in soziale Strukturen, die auch in beispielhaften Darstellungen sichtbar werden. Aus dem Erfolg oder dem Scheitern der einzelnen Menschen, die sich vor dem Hintergrund ihres jeweiligen Umfelds abzeichnen, lassen sich Maßstäbe für ihre Beurteilung, aber auch Anregungen für unser zukünftiges Handeln gewinnen". Das umfangreiche Werk zeichnet das Lebensbild einer Familie im Frankenwald des 20. Jahrhunderts. Ausgans- und Endpunkt der Zeitreise ist der tragische Tod der Mutter des Autors am Muttertag des Jahres 1948. Einer der weiteren Schwerpunkte des Buches ist die Historie des traditionsreichen Hofes am Regberg, der in 400 Jahren seines Bestehens oftmals die Besitzer wechselte. Hanß Simon, der älteste unter ihnen, zählt zu den Ahnherren Klaus Köstners. Ein Kapitel befasst sich mit der ungeklärten Herkunft des Namens Regberg, ein weiteres mit den historischen Ansiedlungen des Weilers, zu denen neben dem bekannten Hof einst auch eine Glashütte, zwei bäuerliche Anwesen und eine Forstwartei gehörten. Die Familie von Klaus Köstner zog um das Jahr 1940 auf den Regberg. Die beiden Bände sind gleichzeitig auch als Nachschlagwerk für den Leser konzipiert, der sich eingehender mit der Historie verschiedener Nordhalbener Familien vertraut machen will. Zu diesem Zweck enthält das Buch zahlreiche Übersichten, Dateien, Verzeichnisse und Tabellen. Daneben findet sich auch ein Erfahrungsbericht über das Quellenstudium in verschiedenen Archiven, der für all diejenigen besonders aufschlußreich sein dürfte, die sich mit der Familienforschung näher auseinander setzten wollen. Eingehend forschte der Schreiber nach dem Ursprung des Namens Köstner, der wohl im 13. Jahrhundert in Bamberg zu suchen ist. Dort zählten einst die Köstner zu den angesehensten Bürgern. Hermann Köstner wirkte um 1320 in der Domstadt als Schöffe. Das Buch zeigt die Ausbreitung des Namensträgers auf, die spätestens im Jahr 1485 Nordhalben erreichte. So gab es zum Beispiel 1555 in Nordhalben bereits sieben Haushaltsvorstände mit dem Namen Köstner. Als ältester namentlich bekannter Vorfahren Klaus Köstners gilt derzeit Erhardt Köstner, der um 1620 geboren wurde. Ausgehend von seinem Stammbaum hat der Verfasser die Lebensdaten der Ahnen seiner sechzehn Urur- Großeltern, ihrer Ehepartner und ihrer Berufe bis in die Zeit des 30- jährigen Krieges dokumentiert. Ihre biographischen Daten sind sowohl alphabetisch als auch chronologisch aufgelistet. Im zweiten Band geht es vor allem um den historischen Familienbesitz zahlreicher hiesiger Familien vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und um die Geschichte von etwa 40 Nordhalbener Anwesen. Verzeichnet sind auch die vielen Flurnamen der Marktgemeinde. In rund neunzig Kapiteln hat Klaus Köstner ein umfassendes Lebensbild seiner Ahnen und Urahnen entworfen und auch im Vergleich mit ihren Verwandten ihr wechselvolles Geschick dargestellt. Der Bogen spannt sich von den Familienstrukturen bis zu ihren Lebensgrundlagen, von der Kleidung und Hygiene bis hin zu Gebräuchen und Aberglauben, von Weltkrieg und Internierung bis zum Ziegenhüten, von Kinderspiel bis zur Sammelleidenschaft. Darüber hinaus sind auch spezielle Aspekte wie die zahlreichen Nordhalbener Auswanderer und traditionelle Hausnamen mit abgehandelt. Klaus Köstner hat bei der Übergabe auch zugesagt, bei einem Stammtisch im Herbst Ausschnitte seines Werkes dem Publikum vorzustellen. mw
Worte des Dankes sprachen die Mitglieder des Arbeitskreises Heimatpflege an Klaus Köstner (3 v.l.) aus. Im Bild (v.l.) Alfred Hagen, Manfred Köstner, Bernd Daum sowie Heidi und Otmar Adler. Foto: Michael Wunder