Steinwiesen: Mit einer verjüngten Führungsmannschaft geht die Waldbauernvereinigung (WBV) Frankenwald in die nächsten Jahre. Bei der Jahreshauptversammlung wurde Peter Klinger zum neuen Vorsitzenden und Christian Simon zum neuen Kassier gewählt. Sie lösen den langjährigen Vorsitzenden Heinrich Bätz und den Kassier Ludwig Wunder ab. Mit einer umfangreichen Tagesordnung, darunter das Hauptreferat von Forstdirektor Michael Schneider (siehe gesonderten Bericht) hatte man sich bei der gut besuchten Versammlung zu befassen.
– von Michael Wunder –
Vorsitzender Heinrich Bätz sagte in seinem letzten Tätigkeitsbericht, dass es von der Holzvermarktung nur Positives zu berichten gibt. Das Kaufinteresse sei, dank des guten Auslandgeschäfts, so gut wie lange nicht mehr. Stammholz könne wie "warme Semmeln" verkauft werden. Auch beim Brennholz gebe es aufgrund der heftig gestiegenen Heizölpreise eine nie dagewesene Nachfrage. Die Brennholz- Selbstwerber müssten teilweise auf eine Warteliste, sagte Bätz. Auf die Holzqualität der Privatwaldbesitzer eingehend meinte der Vorsitzende, dass man sich einem Vergleich zum Staatswald nicht scheuen braucht. Als richtige Entscheidung habe sich die Abwicklung der gemeinsamen Holzvermarktung der drei WBVen im Landkreis erwiesen. Seitens der WBV biete man zwischenzeitlich einen Rundumservice, welcher von der Beratung, der Pflege und der Holzernte bis zum Verkauf der Ware geht. Trotz einiger Schwierigkeiten bei der Forstreform im vergangenen Jahr, könne man alles in allem sehr zufrieden sein. Mit Forstamtmann Peter Schmittnägel habe die WBV den "Wunschberater" bekommen. Der Vorsitzende begründete seine Entscheidung bei der Neuwahl nach zwanzig Jahren in der Führungsspitze nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Er dankte auch seinem langjährigen Kassier Ludwig Wunder, welcher über 30 Jahre die Kassengeschäfte führte, sowie den "Hauptmatador" Peter Schmittnägel für seine unermüdliche Arbeit.
Wolfgang Schirmer vom gemeinsamen WBV- Büro in Teuschnitz ging in seinem Bericht auf die Preise und Nachfrage von Käferholz, wie auch auf frisches Holz ein. Die Waldbesitzer sollten jetzt durchforsten und nicht auf Schadensereignisse wie Käferbefall oder Windbruch warten. Trockenes Brennholz sei derzeit ausverkauft, meinte Schirmer. In detaillierter Form trug Ludwig Wunder den Kassenbericht vor und legte den Umsatz, der sich auf über 200000 Euro beläuft, dar. Die Kassenprüfer Peter Schmittnägel und Markus Schnabrich bescheinigten dem Schatzmeister eine einwandfreie Arbeit. Über aktuelle Themen referierte der Privatwaldberater Peter Schmittnägel. Er rief die Mitglieder auf, die Datenblätter zurückzugeben, um die Mitgliederdatei auf den neuesten Stand zu bringen. Darüber hinaus zeigte er die Auswertung der durchgeführten Fragebogenaktion auf. Wie es mit dem Ochsengrundweg, dem schwierigsten Wegebau aller Zeiten, weitergeht, will man in der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Nordhalben entscheiden, sagte Schmittnägel. Bürgermeister Gerhard Wunder ging in seinem Grußwort auf die alternativen Energien ein, welche auch durch das Projekt Lebensqualität durch Nähe gefördert werden. Auf die enormen Vorräte im Privatwald ging Peter Hagemann vom Forstamt Rothenkirchen ein. Er sah die Privatwaldbesitzer als wichtige Partner des Forstbetriebes. Auf die Schwerpunkte der gemeinsamen Holzvermarktung wies Michael Kreppel als Vertreter der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberfranken hin. Zum Schluss der harmonisch verlaufenden Hauptversammlung dankte Peter Klinger den beiden "Kapazitäten" Heinrich Bätz und Ludwig Wunder, welche enormes für die WBV geleistet haben. Er überreichte als Zeichen des Dankes eine limitierte Uhr und einen Blumengruß. mw
Die Neuwahlen brachten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Peter Klinger, 2. Vorsitzender Michael Wunder, Kassier Christian Simon, Beisitzer Arnold Gremer und Heinrich Beitzinger, Kassenprüfer Markus Schnabrich und Siegmund Kolb.
"Aufbruch in der Forstwirtschaft" – Aktuelles aus forstlicher Sicht von Michael Schneider"
Einen Rückblick in die Geschichte des Frankenwaldes, welche mit der Frankenwaldbestockung im Jahre 1790 begann, setzte Forstdirektor Michael Schneider an den Anfang seines Hauptreferats "Aufbruch in der Forstwirtschaft". Als wesentlichste Punkte der vergangenen zwei Jahrhunderte nannte er den Rückgang der Tanne von ehemals 50 Prozent auf derzeit unter fünf Prozent, während die Fichte von einst 40 Prozent mittlerweile einen Anteil von 85 Prozent hat. Das Laubholz lag während des gesamten Zeitraums unter zehn Prozent.
Die Auswirkungen der Forstreform auf die privaten und kommunalen Waldbesitzer
Nach dem Willen der Politik erfolgt eine Trennung von Staatswald und Privatwald. Während nach 253 Jahren der einheitlichen Verwaltung der Staatswald zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts übergeführt wird, kommt der Privat- und Körperschaftswald zum Amt für Landwirtschaft und Forsten. Auf die Waldbauernvereinigungen kommen durch die Übernahme von Aufgaben des ehemaligen Forstamtes zusätzliche Belastungen zu, sagte Schneider. Im Vordergrund stehe die betriebliche Beratung, welche bei der WBV Frankenwald Forstamtmann Peter Schmittnägel übernimmt. Mit der Reform verbunden sei auch eine neue Finanzierung der WBV. Während man früher einen pauschalen Verwaltungskostenanteil erhielt, werde man jetzt über die betriebliche Vermarktung anteilig finanziert.
Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2002
Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur aus dem Jahre 2002 haben doch einige Überraschungen gebracht, sagte der Forstdirektor. Während Deutschland das holzreichste Land sei, stecken im Privatwald die höchsten Holzvorräte. Das höchste "Betriebsrisiko" bestehe in reinen Fichtenbeständen, deshalb sei man seit Jahren bemüht einen "vernünftigen Mischwald" zu erreichen. Auch wirken sich die Klimaveränderungen mit weniger Niederschlag negativ auf die Entwicklung der Fichten aus. Als Problem im Privatwald sah der Waldfachmann vor allem noch viele ungepflegte Wälder, welche über Jahrzehnte nicht die notwendige Pflege erhielten. Die Gründe dafür seien vielfältig, meistens sind die Besitzer nicht in der Lage sich fachgerecht um den Wald zu kümmern. "Es liegt ein großer Vorrat an totem Kapital im Wald, diese Situation sollten die Waldbesitzer nutzen", sagte Schneider. Einzigartig in ganz Bayern sei, dass die drei Waldbauernvereinigungen des Landkreises durch eine gemeinsame Geschäftsstelle zusammenarbeiten. mw
Nach zwei Jahrzehnten an der Spitze der Waldbauernvereinigung Frankenwald stellte sich Heinrich Bätz (3 v.r.) und Kassier Ludwig Wunder (3 v.l.), der die Kassengeschäfte über 30 Jahre führte, bei den Neuwahlen nicht mehr zur Verfügung. Im Bild v.l. 2. Vorsitzender Michael Wunder, Kassier Christian Simon, Privatwaldberater Peter Schmittnägel, 1. Vorsitzender Peter Klinger, Forstdirektor Michael Schneider und Bürgermeister Gerhard Wunder. Foto: Michael Wunder
Forstdirektor Michael Schneider spannte den Bogen bei seinem Referat "Aufbruch in der Forstwirtschaft" recht weit. Von der Geschichte des Frankenwaldes bis auf die künftige Entwicklung des Holzgefüges hatte er vieles zu berichten. Foto: Michael Wunder