Tschirn: Gestern um 10.22 Uhr war es soweit, die gesamte Gemeinde Tschirn konnte sich nach einer umfangreichen Sanierung des Kirchturms über das Geläute der gesamten Glocken erfreuen. Im Zuge des Kirchweihfestes wurde die Turmsanierung im Anschluss an den Gottesdienst feierlich abgeschlossen.
Kirchenpfleger Hermann Letsch nannte es einen erfreulichen Grund, nach der Neuordnung des Glockenstuhls, erstmals seit langer Zeit wieder das volle Glockengeläute zu erhören. Die Maßnahme sei mit 65 000 Euro veranschlagt gewesen, wofür man einen Zuschuss in Höhe von 45 500 Euro aus Bamberg erhalten hat. Im Zuge der Baumaßnahmen sind weitere Kosten hinzugekommen, so dass auch die Turmschalung und das Turmkreuz erneuert werden mussten. Die Kosten werden sich dadurch auf 74 000 Euro erhöhen. Die Spendenfreudigkeit bei den Bürgern sei zufriedenstellend, so dass bereits ein Teil der Eigenmittel aufgebracht werden konnte. Pfarrer Hans Martin machte auf die noch "offenen" 20 000 Euro aufmerksam, welche allen von der Pfarrei getragen werden müssen. Er brachte dabei mit dem Schlager der frühen sechziger Jahre "Das alte Haus von Rocky Doky" einen passenden Vergleich mit der Kirche. Das Haus hat vieles schon erlebt, kein Wunder, dass es zittert, kein Wunder, dass es bebt. Aber gerade dieses Haus will ich bewohnen, sang Bruce Low. Ähnlich so der Pfarrer, ist es mit der Kirche. Der Altbau ist fast 2000 Jahre alt und an vielen Ecken reparaturbedürftig. Er erinnerte an die Vorfahren, welche in schwierigen Zeiten das Gotteshaus erbaut und erhalten haben. Von "oben" sei finanziell nichts mehr zu erwarten, deshalb müssten die Gläubigen künftig tiefer in den Geldbeutel greifen. Von einem seltenen Auftrag sprach der verantwortliche Bauleiter Helmut Schlicht. Er habe vom Pfarrer die Anweisung bekommen, er möchte doch mal schauen, in Tschirn wackelt der Kirchturm, so dass die große Glocke schon nicht mehr betrieben werden kann. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung wurde der gesamte Glockenstuhl gerichtet und mit Bohrankern versteift sowie die Fugen abgedichtet. Weiterhin war es notwendig den Drehpunkt der Glocken zu verändern, so dass die Unwucht ausgeglichen wurde. Der Bauleiter dankte allen am Bau beteiligten Firmen und Helfern für die gute Zusammenarbeit. Bürgermeister Peter Klinger bezeichnete die Stabilisierung des Kirchturms und Glockenstuhls als richtigen Schritt zur richtigen Zeit um das mächtige Bauwerk wieder voll erstrahlen zu lassen. Als nächstes stünde seitens der Gemeinde die Umgestaltung des Kirchenumfeldes durch die Gemeinde an. Im Namen der Gemeinde überreichte Peter Klinger ein Geldgeschenk. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Renate Hofmann machte auf die gleichzeitige Sanierung des Pfarrsaals aufmerksam. Durch die Erlöse von verschiedenen Veranstaltungen und dank der Hilfe vieler freiwilliger Helfer konnte auch diese Maßnahme kostengünstig durchgeführt werden. Sie dankte den fleißigen Helfern mit einem Präsent.
Pfarrer Hans Martin zeigte bereits in seiner Kirchweih- Predigt ein "Leitbild" der Kirchengemeinde auf, wonach es vor allem um das "Innenleben" der Kirche ging. Die Gläubigen, so der Geistliche, sind immer eingeladen den Innenraum, wo das Feuer brennt, zu betreten. Die Kirche braucht Menschen, die nahe genug an dieses Feuer herangehen, räumlich und im übertragenen Sinn. Menschen, die bereit sind, sich anstecken zu lassen. Dann werden sie Feuer und Flamme für Jesus Christus und seine Sache sein. Dann glänzt nicht nur die äußere Fassade, dann tut sich was von innen her, so der Pfarrer.
Nach monatelangen Sanierungsarbeiten, bei dem der gesamte Turm gerichtet wurde, erstrahlt der höchste Kirchturm des Frankenwaldes wieder im "alten Glanz". Auch die drei großen Glocken können wieder unbedenklich ihre Dienste verrichten. Foto: Michael Wunder