Nordhalben: Vier Frankenwaldvereine der Region, welche als Wegbereiter und Pioniere der Wandererbewegung gelten, konnten anlässlich ihres 100- jährigen Bestehens die Eichendorff- Plakette entgegen nehmen. Diese vom Bundespräsidenten verliehene Plakette ist die höchste Auszeichnung für einen Wander- und Gebirgsverein in Deutschland.
– von Michael Wunder –
Im Beisein vieler Ehrengäste konnte Staatsminister Dr. Werner Schnappauf die Plakette an die vier Obmänner der Ortsgruppen Geroldsgrün, Nordhalben, Presseck und Steinwiesen im "Haus des Gastes" in Nordhalben überreichen. Hauptvorsitzender Robert Strobel sprach in seiner Begrüßung von einer hektischen Zeit, welche durch Unsicherheit geprägt ist und keiner wisse, wohin die Reise gehe. Die Frankenwaldvereine haben in der Vergangenheit bewiesen, sorgfältig mit der Natur umzugehen und sowohl Kommunen als auch den Staat geholfen. Man werde auch in Zukunft die Natur beim Wandern mit offenen Augen beobachten, Veränderungen registrieren, um Missstände zu verhindern. Die Mitglieder der vielen Frankenwaldvereine haben es frühzeitig erkannt, dass die Natur und die Heimat ein kostbares Gut ist, so Strobel. Er dankte den Mitgliedern der vier ausgezeichneten Vereine für ihre vorbildliche Arbeit. Für das große Angebot in den mit Leben erfüllten Vereinen dankte Nordhalbens Bürgermeister Josef Daum den Frankenwaldvereinen. Er dankte dem Hauptverein, dass man als Veranstaltungsort dieser Feierstunde die Gemeinde Nordhalben ausgewählt hat.
Von einer ähnlichen Vorgeschichte der vier Ortsgruppen sprach der Nordhalbener Obmann Hermann Schwarz in seinen Vortrag über die Vereinsgeschichte von der Sektion Frankenwald des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Nordhalben zur Ortsgruppe des Frankenwaldvereins. Bereits am 1. Januar 1876 sei durch den Notar Max Seeliger die Sektion Frankenwald des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Nordhalben gegründet worden. Zu dieser Zeit seien Beamte und sonstige öffentliche Funktionsträger hin und her versetzt worden. Die aus den alpennahen Gebieten stammenden Persönlichkeiten hätten dieses Gedankengut der Entdeckung und Erschließung der Alpen in den Frankenwald gebracht. Bald habe man auch einheimische Bürger aus den sogenannten höheren Schichten des Bürgertums für diese Ideen begeistern können. Die meisten Mitglieder hätten auch Zeit und Geld gehabt, Reisen in die meisten Gebiete der Ostalpen zu unternehmen und diese wandernd zu erkunden. Die Mehrheit der Bevölkerung habe ihr Geld in der Land- und Forstwirtschaft, in Handwerksbetrieben und in den Schieferbrüchen von Lehesten verdient. Für sie war Wandern nach sechs Tagen harter Arbeit, wobei man den Arbeitsplatz oft unter widrigen Witterungsverhältnissen zu Fuß erreichen musste, kein Thema. In den Folgejahren habe sich zunächst ein recht harmonisches Vereinsleben entwickelt, wobei die Mitgliederschar örtlich sehr zerstreut gewesen seinen. Wie den Unterlagen des Vereinsarchivs zu entnehmen sei, sei später auch das Verhältnis zur Gesellschaft Harmonie, wo man sich Vereinsräume eingerichtet hatte, schwer gestört gewesen. Einen weiteren Rückschlag habe man nach der beruflichen Versetzung von Max Seelinger nach Weiler im Allgäu zu verzeichnen gehabt. Nach einer "Übergangszeit" sei die Sektion der "Alpenbrüder" nach Naila verlegt worden, die sich im Jahre 1989 den Namen Frankenwaldverein gegeben hat. Dieser habe sich der Förderung des Fremdenverkehrs angenommen. Der Verkehrsverein Nordhalben sei im Jahr 1903 gleichzeitig mit Steinwiesen als Ortsgruppe des Frankenwaldvereins aufgenommen worden. Nordhalben sei am Eisenbahnnetz mit drei Bahnhöfen angeschlossen gewesen und die erste Wanderkarte von Steben aus dem Jahr 1903 habe bereits mehrere markierte Wanderwege enthalten. Aus der Zeit der beiden Weltkriege und der Inflationszeit seien keine Unterlagen vorhanden, sagte Schwarz. Zwischenzeitlich sei im Jahr 1924 als die Ära des Lehrers Nagengast begann, eine gemeinsame Obmannschaft mit Titschendorf genannt worden, welche aber später wieder aufgelöst wurde. 1948 habe der Apotheker Georg Lang das "Ruder" übernommen und auch Mitglieder der Arbeiterschaft und von Heimatvertriebenen zugelassen. Nach einer kurzen Talfahrt habe Anfang der 70er Jahre der Förster Hermann Schwarz als Obmann die Führung des Frankenwaldvereins Nordhalben übernommen. Die Mitgliederzahl sei bis 1975 auf 81 Mitgliedern angewachsen. Höhepunkt in der Vereinsgeschichte sei im Jahr 1976 die Ausrichtung der Hundertjahrfeier des Hauptvereins gewesen. Mit kräftiger Unterstützung der Nordhalbener Vereine und der Gemeinde habe man über 4000 Besucher aus nah und fern zu dieser Veranstaltung begrüßen können. Die Ortsgruppe habe nun auch die Wende geschafft und habe 118 Mitglieder registriert können. Zwischen 1977 und 2003 habe die Mitgliederzahl zwischen 170 und 180 Mitgliedern geschwankt. In einem gut ausgebauten Wegenetz sind Wanderungen in und um Nordhalben, sowie in allen Ecken des Frankenwaldes Regelveranstaltungen geworden. Darüber hinaus konnten als "Spezialität" in über 30 Herbstreisen die mitteleuropäischen Kulturkreise und deren große Vielfalt dargestellt werden. Bei all den Unternehmungen stand das Wir- Gefühl mit den Nachbarn in allen Himmelsrichtungen an vorderster Stelle. Der langjährige Vorsitzende dankte am Schluss seiner mit starkem Beifall belohnten Rede allen die, auch in schwierigen Zeiten, dem Frankenwaldverein zur Seite standen.
Staatsminister Dr. Schnappauf bezeichnete die Entwicklung der jüngsten Zeit für die Wanderer als besonders erfreulich. Gerade die junge Generation habe Wandern als eine zeitgemäße Freizeitgestaltung neu entdeckt, was auch eine Studie der Uni Marburg belegt. Bereits die Gründungsväter vor 100 Jahren waren sich bewusst, dass sich Wandern nicht nur auf körperliche Bewegung in der freien Natur beschränkt, sondern Kennenlernen der Heimat und das Erleben der Vielfalt der Natur einschließt. Der Minister bezeichnete die Mitglieder der vier Ortsgruppen als Leuchttürme des ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Wirkens. Um den Standart der vergangenen Zeit zu halten, sei der Staat welcher über seine Verhältnisse gelebt hat, künftig mehr denn je auf das ehrenamtliche Engagement angewiesen. Dr. Schnappauf überreichte die hohe Auszeichnung, benannt nach dem deutschen Romantiker Eichendorff, an die Obmänner Walter Kofmane (Geroldsgrün), Hermann Schwarz (Nordhalben), Willibald Gareiß (Presseck) und Alexander Pertsch (Steinwiesen). Der Obmann der Ortsgruppe Steinwiesen Alexander Pertsch wünschte sich in den Dankesworten neben den guten Wanderwegen auch einen Ausbau des Radweges zwischen Erlabrück und Mauthaus. Als Dank für das gute Miteinander überreichte die Ortsgruppe Lobenstein ein Geschenk an die Ortsgruppe Nordhalben. Die Veranstaltung wurde vom Posaunenchor Geroldsgrün unter der Leitung von Helmut Schmeißner und des Gesangvereins Frankenwald Heinersreuth unter der Leitung von Harald Dietzel mitgestaltet. (mw)
Der Bayerische Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Dr. Werner Schnappauf (2.v.l.) überreichte die Eichendorff- Plakette an die Obmänner der Ortsgruppen Geroldsgrün, Nordhalben, Presseck und Steinwiesen. Mit im Bild die Ehrengäste sowie Hauptvorsitzender Robert Strobel (mitte rechts). Foto: Michael Wunder
Der langjährige Obmann der Ortsgruppe Nordhalben des Frankenwaldvereins blickt auf die 127 jährige Geschichte zurück.
Foto: Michael Wunder