Nordhalben: Dass man miteinander ins Gespräch kommt und sich die Kirchengemeinden der Region näher kennen lernen, war das Ziel des ersten ökumenischen Treffen in der Nordhalbener Nordwaldhalle. Deshalb hatten die evangelische und katholische Kirchengemeinde Nordhalben unter dem Motto "Kirchengemeinden im Miteinander" eingeladen.
– von Michael Wunder –
Als Referenten konnten die Veranstalter mit Diakon Dr. Georg Zenk und Dekanin Dorothea Richter zwei begeisterte Redner finden, welche die ökumenische Herausforderung der Gegenwart beeindruckend darstellten. Der Diakon stellte dabei fest, dass nicht "die wuchtige Sprache des Lehramts", wie Kardinal Ratzinger auf Kritik hin zugegeben hat, der im Frankenwald und Deutschland so dringlichen Ökumene weiter hilft. Vielmehr müsse erhöhte Sensibilität, vermehrtes Gebet und aufmerksamere Orientierung des Glaubens durch vertiefte Auslotung der Bibel gelten. Denn gerade in der Heiligen Schrift findet man glühende Plädoyers gegen das allzu eigennützige Konzernverhalten der real existierenden Kirchengebilde und für die Einheit des Volkes Gottes, so der Redner. Bereits 1000 vor Christus ergriff der Prophet Ezechiel in einer provokativen Aktion zwei Holzbretter, schrieb auf das eine "Israel" und auf das andere "Juda", hielt es in die Luft und rief: "So spricht Gott der Herr: Alles Holz ist in meiner Hand! Und erst wenn alles Holz in meiner Hand ist, dann werde ich euer Gott sein und dann werdet ihr mein Volk sein!" Streng genommen, so Dr. Zenk, heißt das heute: "Ihr kommt mir gern als Evangelische, ihr verehrt mich gern als Katholiken. Erst wenn ihr zusammen kommt, werde ich euer Gott sein und ihr meine Menschen!" Er stellte die Frage, ob alle die in der Kirche Verantwortung tragen, dies gerne hören, oder gar verkünden. Als weiteren Gegensatz warf er die konfessionell geprägten Festtage des Kirchenjahres, welche im unüberbrückbaren Gegensatz stehen, in den Raum. Soll man Katholiken das Reformationsfest (31. Oktober), Evangelischen "Mariä Aufnahme in den Himmel" (15. August) zumuten, war eine weitere Frage. Dass der einzelne Gläubige und die Gesamtheit der Kirche "allein auf die Gnade" Gottes hoffen, ist nicht nur Martin Luthers zentrale reformatorische Forderung, sondern liturgisch- amtliches Gebet einer untersuchenswerten Fülle offizieller Tages- und Schlussgebete katholischer Messbücher, so Zenk in seiner "feurigen" Rede.
Ich bin nicht der Typ wie mein Vorredner und kann nicht so impulsiv auftreten wie der Diakon, sagte Dekanin Dorothea Richter eingangs ihres Kurzvortrags. Die Ökumene begleite sie seit ihrer Studienzeit vor 30 Jahren, als die Ausbildung von evangelischer und katholischer theologischer Fakultät unter einem Dach war. Heute finden auch hier viele ökumenische Begegnungen statt, die Dekanin erinnerte an den ersten Ökumenischen Kirchentag im Jahr 2000 in Kronach. Sehr positiv bewertete sie die ökumenische Gemeinde auf Zeit anlässlich der Landesgartenschau. Während es vor Ort ökumenisch ganz gut läuft, sei bei der Ökumenischen Großwetterlage ein dunkelgrauer Horizont zu verzeichnen. Es gibt keine kirchenrechtliche Veränderung, die Erklärung Dominus Jesus (der Glaubenskongregation 2000, Einzigartigkeit Jesus und der Kirche) wirkte für die Evangelischen, aber auch für viele ökumenisch gesonnenen Katholiken als Schock. Mit der Rückkehr- Ökumene und der versöhnten Verschiedenheit stellte die Dekanin zwei denkbare Modelle der Ökumene vor. Ihr Ziel ist es die Gemeinsamkeiten an der Basis weiter auszubauen. Sich an dem freuen, was geht. Leiden unter dem, was noch nicht möglich ist. Zur Zeit erlebe man die Ökumene so: Eine wachsende Gemeinsamkeit auf der örtlichen Ebene, ein gutes Miteinander zwischen den Gemeinden und den Pfarrern – dagegen harte Aussagen und Verbote aus Rom oder Bamberg. Bei Kaffee und Kuchen gab es die Gelegenheit zu Gesprächen mit den zwei Rednern und den örtlichen Geistlichen Pfarrer Matthias Rückert und Pfarrer Hans Martin, welche die Besucher auch begrüßt haben. An verschiedenen Stationen mit unterschiedlichen Themen konnte man sich in der Nordwaldhalle informieren. Darüber hinaus stellten sich verschiedene Organisationen an Ständen vor. Die Veranstaltung in der Nordwaldhalle wurde durch den Posaunenchor Heinersberg mitgestaltet. Ein gemeinsames Konzert in der Pfarrkirchen St. Bartolomäus rundete das umfangreiche Programm ab. (mw)
Diakon Dr. Georg Zenk und Diakonin Dorothea Richter (mit Schildern) traten in Nordhalben für die Ökumene ein. Das gute Miteinander stellten auch Pfarrer Hans Martin (2 v.l.) und Matthias Rückert (rechts) in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Mit im Bild der Organisator des ökumenischen Treffens Bernd Daum (links). Foto: Michael Wunder
Der Besuchsdienst der Pfarrei Nordhalben bot verschiedene Artikel zum Kauf an. Foto: Michael Wunder