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Neue Wege bei den Bayerischen Staatsforsten

Nordhalben: Der Forstbetrieb Nordhalben geht in Sachen stabile Mischwälder neue Wege. Bei den Bayerischen Staatsforsten wird neben der herkömmlichen Pflanzung von jungen Waldbäumen erstmals gesät. Hauptakteur dabei ist das Kaltblutpferd Bluetooth.

Mit seinen Besitzer Robert Schmidt geht das Pferd Schritt für Schritt vorsichtig durch den bereits ausgelichteten Fichtenbestand. Das vom Waldgärtner selbst konstruierte Gerät welches Bluetooth durch das flache Waldgebiet zieht ist am Geschirr des Pferdes befestigt. Das Gerät ist eine Einzelanfertigung und wird derzeit patentiert, deshalb ist auch was sich hinter dem Pferd tut streng geheim. Es zieht eine schmale Saatfurche in den Waldboden, worin wiederum die einzelnen Tannensamen fallen und leicht mit Erde überdeckt werden. Das finanziell nicht gerade günstige Tannen-Saatgut kommt aus zugelassenen Waldbeständen, ist zertifiziert und wurde am Pflanzgarten der Bayerischen Staatsforsten in Bayreuth auf die Aussaat im Frankenwald vorbereitet. Wie der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben Fritz Maier erklärt, gibt es bei der Saat gegenüber der herkömmlichen Pflanzung wesentliche Vorteile. Die tief wurzenden Tannen müssen nicht umgesetzt werden, wobei immer die Gefahr besteht, dass man das Wurzelwerk verletzt. „Bei der Saat wird es niemals passieren, dass eine Wurzel beschädigt wird“, meinte Maier. Der ganze Aufwand hat auch seinen Preis. So musste bereits im Vorfeld der Fichtenbestand durchforstet werden und alles Restholz durch verschiedene Selbstwerber aus dem Wald geschaffen werden. Revierleiter Christof Mörtlbauer hat bereits im vergangenen Jahr mit seinen Waldarbeitern die großen Bäume auf einer Fläche von rund zehn Hektar entnommen, damit genügend Licht und Wasser für die künftige Waldgeneration auf den Boden fällt. Dann wurde die liegen gebliebenen Äste soweit geräumt, dass das Pferd ungehindert den Weg gehen kann. Fritz Maier ist sich aber sicher: Der gesamte Aufwand wird sich lohnen. „Wir versprechen uns viel von dieser Maßnahme“. Und schon beginnt der Waldspezialist zu rechnen. Pro Hektar sollen rund 20 Kilogramm Saatgut ausgebracht werden, ein Kilogramm Tannensamen enthält rund 10.000 Samen. Das bedeutet, dass auf einen Hektar etwa 200.000 Samen ausgebracht werden. „Wenn wir nur eine Quote von eins zu zehn erreichen, würden 20.000 Tännchen aufgehen“, meinte Maier. Selbst wenn wir davon nur ein Viertel, also 5.000 Stück erreichen könnten wäre dies schon ein wirtschaftliches Instrument. Denn hier sollen ja Bäume für die nächsten Jahrhunderte wachsen. Er, der selbst auf das Ergebnis gespannt ist, erwartet schon in wenigen Monaten die ersten Bäumchen. Dann ist durch eine gezielte Bejagung auch das Wild von den kleinen Tannen fern zu halten. Übrigens hat diese Naturverjüngung den Vorteil, dass die kleinen Sprösslinge exakt den gleichen Nährstoffgehalt wie die anderen Bäume haben. Der Verbiss hält sich dadurch in Grenzen. Wenn alles gelingt und auf der ebenen Fläche genügend Tannen zum Vorschein kommen, könne ein Teil sogar gezogen und in Hanglangen verpflanzt werden, gibt sich der Amtsleiter sehr optimistisch. Doch dann geht sein Blick schon Richtung Himmel. Die Trockenheit ist nicht gut für den gesamten Wald, insbesondere die Saat könnte jetzt Feuchtigkeit gebrauchen, meinte Maier. „Wir hoffen in den nächsten Tagen auf Regen, noch besser wäre weiße Ostern, meinte Robert Schmidt. Die sich anschließende Schneeschmelze würde langsam in den Boden dringen und das wäre richtig gut, so Schmidt. Er weist auch auf das schwierige unebene Gelände hin, dass ihm und seinen Pferd vieles abverlangt. „Im Waldbestand ist dies aber normal, gut ist es, wenn zumindest aufgeräumt ist und nicht noch Restholz auf dem Boden rum liegt“, sagte der Waldgärtner. Im Frankenwald ist er meist im Fichtenwald unterwegs. Beim großen Sturm von 1958 hat es damals viele großflächige Brüche gegeben, anschließend wurde die Fichte angepflanzt. Jetzt will man den Waldbau dahingehend steuern, dass die Tanne als Ergänzung zur Fichte kommt um die Fichte in gezielten Abständen weiter zurück zu führen. mw

 

2014 - Tannen Sähen I (12.04.14)

Für den Waldgärtner Robert Schmidt und seinen Pferd Bluetooth ist es eine anstrengende Arbeit sich durch den Fichtenbestand zu kämpfen, um die Tannensaat auszubringen. Foto: Michal Wunder

2014 - Tannen Sähen V (12.04.14)

Die Selbstwerber, welche im Vorfeld der Säaktion das Restholz entfernt hatten, durften sich vor Ort über die Vorgehensweise informieren. Revierleiter Christof Mörtelbauer wies darauf hin, dass auch künftig Selbstwerber für derartige Aktionen gebraucht werden. Foto: Michael Wunder

2014 - Tannen Sähen VII (12.04.14)

Revierleiter Christof Mörtlbauer kontrolliert die ausgebrachte Tannensaat. Foto: Michael Wunder