Nordhalben: Am Tag von Arbeit, Bildung und Beruf standen eine ganze Reihe von Vorträgen, Präsentationen und Diskussionen in der Nordwaldhalle auf dem Programm. Dazu hatten sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Fachgremien aber auch Nordhalbener Bürger und Geschäftsleute eingefunden, um im Zuge des Jubiläumsfestes diesen Tag zu begehen.
Den Auftakt machten Michael Wunder, Manfred Köstner und Markus Pötzl mit der Power Point Präsentation "Standort Nordhalben – ein Angebot". Sie stellten dabei die Vorzüge der Gemeinde auf den verschiedensten Gebieten heraus. Gleichzeitig gaben sie den Verantwortlichen konkrete Zahlen mit auf den Weg und wiesen auf die schwierige Lage im ehemaligen Grenzgebiet hin. Nach wie vor sei man vom Höchstfördergebiet Thüringen und mittlerweile auch dem neuen Wirtschaftsförderraum Hochfranken umgeben. Seitens der Politik müsse in erster Linie etwas mit der Solidarumlage geschehen, war die Forderung der Vortragenden. Die Gemeinde wendete seit deren Einführung 876 059 Euro für den "Aufbau Ost" auf, musste aber gleichzeitig 2,9 Millionen Euro Schulden aufnehmen um die Aufgaben vor Ort zu erfüllen. Auch wurden anhand der Gewerbeanmeldungen diese in verschiedene Arten gegliedert. Demnach habe das Handwerk den größten Aufschwung in den letzten Jahren und liegt mit 28 Betrieben hinter dem Handel (31) an zweiter Stelle. Darüber hinaus gibt es 16 Gastronomiebetriebe, 14 Dienstleister und vier Industriebetriebe. In der Beschäftigtenzahl liegt der Hauptteil aller Betriebe zwischen einem und fünf Beschäftigten, nur zwei Betriebe beschäftigen mehr als 50 Arbeitnehmer. Mit 280 Beschäftigten, davon 190 aus Nordhalben, sei Capvis (ehemals Findlay) der wichtigste Arbeitgeber am Ort.
Die Referenten unterstrichen anhand der Zahlen des Forstamtes die Richtigkeit, dieses für Nordhalben so wichtige Amt dort zu belassen. Im Hinblick auf die Zukunft müsse auch bei einer weiteren Straffung der Forststrukturen das Nordhalbener Forstamt erhalten bleiben. Als positives Beispiel für das Handwerk nannte man die Firma Adlerhaus, welche in den letzten Jahren den Standort Nordhalben durch zahlreiche Investitionen sicherte.
Die Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt sei vom Höchststand im Jahr 1992 von damals 832 auf nunmehr 616 Arbeitsplätze gesunken. Prozentual liege Nordhalben in der Arbeitslosenstatistik mit 13,6 Prozent über dem Landkreis- Durchschnitt. Anhand von einige Beispielen untermauerten die Vortragenden die Entwicklung der letzten Jahre, wobei sich viele Industriebetriebe zurückzogen und keine neuen entstanden. Allein die heimischen Handwerker oder Kleinbetriebe (mit zwei bis max. zehn Beschäftigten) schafften neue Arbeitsplätze, was auch anhand von Beispielen erläutert wurde. Aufgrund der Tatsache, dass in Nordhalben 454 Menschen leben, welche über 65 Jahre alt sind, sah man in der Seniorenbetreung bzw. im "betreuten Wohnen" ein ausbaufähiges Potenzial.
Als große Herausforderung bezeichnete die stellv. Vorsitzende von Kronach Creativ Marietta Rösler die Abwanderung von jungen Menschen zu stoppen. Als Regional- und Marketingverein könne man zwar keine Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen, sondern nur durch gezielte Maßnahmen für die Voraussetzungen sorgen. Man sei Impulsgeber für die Wirtschafts- und Strukturentwickelungsgesellschaft, habe das Kooperationsprojekt "Einkaufsinitiative" angeregt und sich stark für das Qualifizierungszentrum Mechatronik eingesetzt. Mit der Auslotung des Existenzgründerpreises versuche man Mut zu machen für den Weg in die Selbständigkeit. Lobend erwähnte Marietta Rösler die Firma Adlerhaus aus Nordhalben, welche beim Wettbewerb "Mitarbeiterorientierung" den 1. Preis gewonnen hat.
Nordhalben habe mit der Präsentation einen glänzenden Eindruck hinterlassen, sagte Regierungspräsident Hans Angerer, der erstmals in der Klöppelgemeinde weilte. Man habe hier richtig erkannt, dass man nicht auf die Hilfe anderer warten kann und im "großen Wettbewerb" selbst anpacken muss. Als sehr innovativ bezeichnete er das örtliche Handwerk und den Mittelstand. Hauptaugenmerk sollte man der Jugend widmen, welche durchaus in der Fremde Erfahrung sammeln kann, dann aber den Weg in die Heimat wieder finden sollte. Hierfür müsse man den "Hebel" ansetzen, so Angerer. Als weiteres sei die Region für "Familienurlaub" hervorragend geeignet. "Selbstbewußt auf die eigenen Stärken besinnen sei das Beste", sagte der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bayreuth Matthias Keefer. Er zeichnete in seinem Vortrag Trends und Tendenzen in der wirtschaftlichen Fortentwicklung der Frankenwald- Region auf. Wegen der Ansiedlung von Gewerbebetrieben machte er auf die möglichen Förderungen aufmerksam. Außerdem wies er auf das Internet- Portal "Sisby", die Beratungsstellen und das Info- Material seiner Behörde hin. Der Kernteamsprecher des Projekts "Lebensqualität durch Nähe" Wieland Beierkuhnlein, der auch am Nachmittag durchs Programm führte, stellte das Projekt nochmals kurz vor. Aus den Arbeiten und Aufgaben berichteten die einzelnen Sprecher der verschiedenen Arbeitskreise, bevor der Philosoph Johannes Nikolopoulos das Ergebnis der Bürgerbefragung vorstellte. Demnach sind 45 Prozent der Bevölkerung des Oberen Rodachtals mit der Lebensqualität ihrer Heimat zufrieden. Als positiv bewertet wurde der gute Ausbau der Radwege und die kommunale Zusammenarbeit der Rodachtalgemeinden. Der sich anschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Helmut Kuhnlein und Willi Fehn, stellten sich der Geschäftsführer von Adlerhaus Marco Adler, Unternehmer Manfred Köstner und Kernteamsprecher Wieland Beierkuhnlein. Willi Fehn sprach die Bedeutung des geplanten Pavillons am "Eingang zum Oberen Rodachtal" an. Stellvertretender Landrat Joachim Doppel gab bekannt, dass man um weitere Zuschüsse aus München für die Fortführung des Projekts "Lebensqualität durch Nähe" bemüht sei. Rainer Kober sprach ein engagiertes Schlusswort und machte Mut den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.
Die für das Abendprogramm als Auflockerung gedachte Modenschau wurde zum Besuchermagnet und nahm ein abendfüllendes Programm ein. Dabei wussten die heimischen Models, Kinder als auch Erwachsene, voll zu überzeugen. Die Kindermodenschau richtete Textil Simon aus, während das Sporthaus Ruf auf seine Produkte aufmerksam machte. Ebenfalls stellte das Modehaus Mohr aus Nordhalben und Chic Style aus Wallenfels ihre Mode den zahlreichen Besuchern vor. Ausgestattet wurden die Models mit Schuhen der Firma Schuh Stumpf aus Wallenfels, während Hair Jam für die passende Frisur sorgte. Mit einem lustigen Stück machten Hedi Höhn und Margrita Baser in der Pause nochmals auf das Projekt "Lebensqualität durch Nähe" aufmerksam. Die Moderation der Modenschau übernahm Christine Eckert, während die musikalische Begleitung in den Händen von Harald Kotschenreuther lag. mw
Schick gekleidet betraten die Jüngsten den Laufsteg in der Nordwaldhalle in Nordhalben und ernteten zahlreichen Applaus für ihre Aufführungen. Foto: Michael Wunder
Mode für das "gesetzte" alter für Sommer und Herbst zeigten die vier Nordhalbener Models. Foto: Michael Wunder