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Christen gedachten der Grenzöffnung im Grund

Heinersberg: Während das Bayerische Kabinett in Hof und Mödlareuth unter großem öffentlichen Interesse tagte und auch in weiteren Städten und Gemeinden der 20. Jahrestag der Grenzöffnung im Rampenlicht stand, feierte man in der Jubilate Kirche im Grund einen ökumenischen Gottesdienst „in aller Stille“.

Eingangs schaute man dabei „dem Volk aufs Maul“, wie es Pfarrer Holger Winkler bezeichnete, als verschiedene Gemeindemitglieder auch kritisch auf die Zeit nach der Grenzöffnung hinwiesen. Man müsse trotz vieler Probleme, wie den Verlust von Arbeitsplätzen, Kürzungen bei den Renten und schlechte Straßen, dankbar und froh über die Ereignisse vor 20 Jahren sein. Angst, Enttäuschung und Ernüchterung seinen keine Einzelstimmen mehr, sagte der Pfarrer. Als der Eiserne Vorhang fiel wurden viele im Osten und Westen von der „Grundmelodie“ der Freude und des Jubels getragen. Heute, zwei Jahrzehnte danach, will man an die Befreiung und Begeisterung von damals erinnern und Kraft für die nicht leichter werdende Zukunft schöpfen. Unter der Teilnahme weiterer Geistlichen, unter anderen waren auch der ehemalige Pfarrer Andreas Sauer und Hans Martin an ihre alten Wirkungsstätten zurückgekehrt, fand eine Lichterprozession zum Dreiherrenstein im Grund statt. Angeführt vom Kreuz, welches mit Stahldraht vom ehemaligen Grenzzaun umhüllt war, machten sich die rund 100 Bürger auf dem Weg zum Dreiherrenstein. Dort, wo früher drei Herren, jeder von seinem Land aus, tagten, gedachte man unter Mitwirkung des Posaunenchors aus Heinersberg der Öffnung der Grenze. „Wir waren auf alles eingestellt, nur nicht auf Kerzen“, sagte eine Zeitzeugin in unmittelbarer Nähe der Grenze, welche den Menschen unsagbares Leid und Not zugefügt hat. Pfarrer Holger Winkler sprach von einem Gefühl der Bestätigung, wobei die Unterdrückten und Erniedrigten durch den Mauerfall erlöst wurden und durch ihr hartnäckiges Wirken das Regime zum Sturz brachten. Seitens der Kirchen bestehe auch das Gefühl der Erleichterung und Ermutigung, zumal damals die Revolution auch mit von den Kirchen ausging. Man habe im Osten den Aufbruch gewagt und sei gemeinsam aus den Kirchen heraus gegangen, um für den Frieden zu demonstrieren. Man dürfe – trotz aller Schwierigkeiten – deshalb auch 20 Jahre danach nicht das Ziel aus den Augen verlieren und müsse auch künftig für ein Leben in Fülle, Freiheit und Frieden kämpfen. Nach der Rückkehr im Gotteshaus wies Gemeindereferent Bernd Sorgenfrei nochmals auf die vielen glücklichen Umstände der Grenzöffnung hin. Der Dank dabei galt vorwiegende den Menschen in der ehemaligen DDR, welche die Wende eingeleitet haben. Die Menschen haben zum richtigen Zeitpunkt fehlerlos gehandelt, so konnte man ohne Gewaltausbrüche wieder zusammen finden. Im Anschluss waren die Teilnehmer zu einem Stehempfang im Gemeindesaal eingeladen. mw

Zur Öffnung des Grenzübergangs bei Nordhalben findet am 18.11.09 um 18 Uhr eine Gedenkfeier an der Stelle des ehemaligen Schlagbaums statt. Die Feierstunde wird anschließend mit einer Fotoausstellung bei einem gemütlichen Beisammensein im „Haus des Gastes“ fortgesetzt. mw

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Am Dreiherrenstein im Grund gedachte man mit einem ökumenischen Gottesdienst der Grenzöffnung vor 20 Jahren. Fotos: Michael Wunder