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WBV Rennsteig blickt auf 40- jähriges Bestehen zurück

Ludwigsstadt: Die Waldbesitzervereinigung (WBV) Rennsteig blickte in ihrer Jahreshauptversammlung auch auf ihr 40- jähriges Bestehen zurück.

Vorsitzender Hans-Georg Lindig sagte, dass man ein größeres Fest erst mit erreichen der „magischen Zahl 50“ feiern wolle, aber in der Hauptversammlung die Geschehnisse der vergangenen vier Jahrzehnte ins Gedächtnis rufen möchte. So stelle er fest, dass man die Gründung der WBV damals mit 75 Mitgliedern vorgenommen hat, als Gründungsvorsitzender wurde Ludwig Heyder gewählt. Bereits zwei Jahre später habe man die Mitgliederzahl bereits mehr als verdoppeln können und wies bereits 166 Mitglieder auf. Bis zur Gebietsreform seien Mitgliederzahl und Flächen stets kontinuierlich angewachsen. Dann habe es eine „Zersplitterung“ gegeben, welche heute noch Fehler im gemeinsamen Büro in Teuschnitz verursachen. Zunächst habe man sich auf die gemeinsame Vermarktung von Kurzholz konzentriert. Um Vorteile für die Mitglieder zu erlangen habe man sich von Kindesbeinen an mit der Sammelbestellung von Pflanzen und weiteren für die Waldarbeit notwendigen Materialien beschäftigt. Auch die gemeinsam erreichte Frachthilfe kam den Waldbesitzern am ehemaligen „Eisernen Vorhang“ über Jahre zugute. In den ersten zehn Jahren wurde auch der Wegebau, welcher später von den Jagdgenossenschaften abgewickelte wurde, auf einer Länge von 75 Kilometern vorangetrieben. Durch den unermüdlichen Einsatz von Siegfried Methfessel, der von Anfang an zu der Führungsmannschaft gehörte, sei eine Kleinstflächenförderung gegen die Fichtengespinnblattwespe möglich geworden. Der Vorsitzende verwies in seinen Rückblick auch auf das gemeinsame Büro in Teuschnitz, welches vor fünf Jahren seinen Betrieb aufnahm und heute fünf Arbeitsplätze biete. Unter der Führung von Hermann Henninger wurde die Langholz und Fixholzvermarktung eingeführt und vorangetrieben. Im vergangenen Jahr habe man das Ziel, in einem Jahr 25.000 Festmeter zu vermarkten, erstmals erreicht, stellte Hans-Georg Lindig zum Schluss seines Rückblicks auf 40 Jahre WBV in der Rennsteigregion fest. In seinen Jahresrückblick ging der Vorsitzende schließlich noch auf die Pflege der Wälder ein. Hier sollte man die „ruhige Zeit“ nutzen um die Waldpflege durchzuführen, damit widerstandsfähige Mischwälder entstehen. Das Fachpersonal stehe den kleinen Waldbesitzern unterstützend mit Rat und Tat zur Seite, sagte Lindig. „Der Forstwirtschaft stehe soviel Geld wie nie zur Verfügung, es gelte dieses nur abzurufen“, wies der Vorsitzende auf verschiedene Fördermöglichkeiten, unter anderen bei der Erstaufforstung hin. Neu sei das Abrechnungsverfahren bei der Holzvermarktung, demnach werden die Überweisungen nicht mehr durch die örtlichen Kassenverwalter, sondern direkt vom Büro in Teuschnitz ausgezahlt. Das wesentlich effizientere Verfahren bringe dem Holzverkäufer auch schneller sein Geld. Hans-Georg Lindig dankte den Waldbesitzern, welche über die WBV vermarkten, für das entgegen gebrachte Vertrauen. Er wies noch auf die Rennsteigmesse hin, welche am 24. und 25. April stattfindet und appellierte an die Mitglieder sich am Stand aktiv mit einzubringen. Geschäftsführer Nico Kelz konnte vom Abschluss der „Kyrillmengen“ berichten. Jetzt nachdem das Großschadensereignis, bei dem nicht alles nach den Wünschen der Waldbesitzer verlaufen sei, wurde noch ein Ausgleich für den Wertverlust für rund 300 Festmeter erzielt. Knapp die Hälfte der im vergangenen Jahr vermarkteten Menge von 25.000 Festmeter sei mit dem Käferbefall in Verbindung zu bringen. Ein großes Thema sei deshalb auch die Wideraufforstung mit rund elf Hektar gewesen. Von der Pflanzenbestellung mit rund 80.000 Setzlingen habe man in etwa 50 Prozent als Dienstleister pflanzen lassen. Mittlerweile habe man zehn Waldpflegeverträge mit einer Fläche von 102 Hektar zu betreuen, informierte der Geschäftsführer. Auf die Vermarktung eingehende meinte Kelz, dass man mit rund 15.000 Festmetern (61 Prozent) an Kurzholz den Schwerpunkt setzte. Leicht angestiegen gegenüber dem Vorjahr sei das Langholz, wo man rund 6300 Festmeter (25 Prozent) vermarktete. Der Rest ginge mit rund 3500 Festmeter (14 Prozent) an die Industrie. Die Preisentwicklung stelle sich aufgrund des begehrten Rohstoffes und der leeren Lager der Sägewerker und des gleichzeitig großen Bedarfs als gut dar. Man habe mit einem Preis zwischen 75 und 80 Euro den Stand vor dem Sturm Kyrill wieder erreicht und könne auch aufgrund des steigenden Exports im zweiten Quartal mit einem leichten Anstieg rechnen. Als Ziel für das laufende Jahr nannte Nico Kelz attraktive und konkurrenzfähige Preise, sowie den Ausbau auf dem Energieholzsektor. Durch die Vermarktung über die neu gegründete GmbH könne man das vom Käfer befallene Restholz zeitnah, schnell und kostengünstig aus dem Wald bringen, wies er auf die Vorteile der Waldbesitzer hin.

Kassier Thorsten Wiebe ging ausführlich auf die umfangreiche Buch- und Kassenführung ein. Die beiden Prüfer Pius Neubauer und Klaus Treuner bescheinigten eine saubere Arbeit, welche im vollen Umfang den Anforderungen entspricht. Für die mittlerweile im Büro in Teuschnitz angestellte Claudia Panzer wurde Klaus Treuner zum neuen Kassenprüfer einstimmig gewählt. Von einem guten Waldbestand, wo gerade nach dem Großschadensereignis Kyrill großartiges geleistet wurde, sprach die weitere Stellvertreterin des Landrats Jutta Laczo. Zweite Bürgermeisterin Eva Jahn appellierte in ihren Grußwort an die Mitglieder stets auf die Sicherheitsbelange zu achten. Der neue Geschäftsführer der WBV-MR Bioenergie GmbH Alexander Bächer stelle die Aufgabenfelder seiner Einrichtung vor. Durch Planung, Bau und den Betrieb von bestehenden Anlagen will man die Biomasse Heizanlagen in den drei Landkreisen Coburg, Lichtenfels und Kronach weiter ausbauen. Horst Gleißner sprach über die PEFC-Zertifizierung, welche durch einen unabhängigen Dritten eine Ausführung der Arbeiten nach den geltenden Richtlinien bescheinige. Wie er dabei sagte, sei es ein verlangen der Gesellschaft (Abnehmer), auch wenn seit Jahrhunderten nachhaltig in den Wäldern gewirtschaftet wurde. Weltweit seien von den rund 3,8 Milliarden Hektar Wald nur rund zehn Prozent zertifiziert, in Deutschland rund 66 Prozent und in Bayern gar 75 Prozent. Die WBV Rennsteig habe gut getan und rechtzeitig an drei unterschiedliche Zertifizierungen teilgenommen. Horst Gleißner zeigte die Vorgehensweise bei den Audits auf und nannte die Kernpunkte der Leitlinien. Dabei stehen ein angepasster Wildbestand sowie die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften ganz oben auf der Liste. Weiterhin würden die Verwendung von Bio- Öl, eine angemessene Pflege und Erschließung gefordert. Dabei müsste ein flächiges Befahren vermieden und sich auf die Rückergassen konzentriert werden. Zusammenfassend sagte der Referent, die Zertifizierung nutzt ausschließlich den Wald und den Waldbesitzern, dabei werde die Nachhaltigkeit durch einen Dritten bestätigt. „Wer aufgrund der Zertifizierung etwa ändern muss, habe vorher was falsch gemacht“, bat er um eine gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Waldbesitzern. „Es ist auch Geduld gefragte, denn im Wald dauert alles etwas länger“ entgegnete er einer Nachfrage von Forstdirektor Michael Schneider, welcher auf Nachweisen in den Baumärkten einging. Michael Schneider selbst sah aus Sicht des Amtes für Landwirtschaft und Forsten die Situation in den Wäldern erheblich verändert. Auch in den folgenden Jahren werden die steigenden Temperaturen und der Wasserhaushalt die reinen Fichtenbestände weiter schädigen. Der Forstdirektor wies auf die Nachteile der reinen Fichtenkulturen hin, welche nicht mehr der „Brotbaum“ des Frankenwaldes sei. Jüngstes Beilspiel seien die vom Borkenkäfer aufgelichteten Bestände, welche dann noch vom Sturm Kyrill angegriffen wurden. Die Fichte werde es auch weiter geben, diese werde jedoch nur in Verbindung mit anderen Baumarten stabile Wälder hervorrufen. Schnelles Handeln sei jetzt nach dem Winter gefordert, die „Einzelfälle“ an Windwurf und Schneebruch müssten zügig aufgearbeitet werden, so Schneider. Im Namen des Amts gratulierte Michael Schneider der WBV Rennsteig, um Siegfried Methfessel der von Anfang an dabei ist, zum 40- jährigen Bestehen. Im Ausblick wurde noch der Termin für die Tagesfahrt zur Interforst am 17. Juli genannt. mw