Schlagzeilen:Die Postgewerkschaft kämpft um Mindestlöhne
Kronach: Die Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM blickte in der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Frische Quelle auf das vergangene Jahr zurück. Wie deren Ortsvorsitzende Alfred Wich eingangs sagte, haben sich bereits vor 120 Jahren in Berlin Mitarbeiter zusammengeschlossen, um auf die Missstände im Verband Deutscher Postassistenten aufmerksam zu machen. Es gelte nach wie vor seitens der Arbeitnehmer Verbesserungen anzubringen und nicht auf „das Heil von oben“ zu warten. Eine weitsichtige Gewerkschaftsarbeit sichere auch das langfristige Wohl der Unternehmen, so Wich. Auch heute seien – wie vor 120 Jahren auch – trotz modernster Technik, die Menschen nicht unendlich belastbar. Der Ortsvorsitzende forderte bereits in seinen Eröffnungsworten die Unabhängigkeit von Aufsichtsräten, wobei es von den Arbeitnehmern nicht nachvollziehbar sei, wenn diese „nebenbei“ das doppelte Geld bekommen wie eine Vollzeitarbeitskraft. In seinen Geschäftsbericht gab er den Mitgliederstand von 87 bekannt, wobei 50 Kollegen im aktiven Dienst sind und der Rest bereits im Ruhestand ist. Als positives Zeichen sah er die leichte Verjüngung durch Neueintritte und die Tatsache, dass seit mehreren Jahren keine Austritte zu verzeichnen waren. Er dankte deshalb allen bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschiedenen Mitgliedern, welche mit ihrer Treue zur Gewerkschaft die Solidarität zu den aktiven Kollegen unter Beweis stellen. Mit großem Bedauern habe die Gewerkschaft zur Kenntnis genommen, dass der langjährige Betriebsrat Charly Hacker (OV-Coburg), der vielen Beschäftigten durch seinen persönlichen Einsatz geholfen hat, aus privaten Gründen nicht mehr für ein Betriebsratsmandat zur Verfügung stehe. Neuer Interessenvertreter für die Bereiche Bamberg, Lichtenfels, Coburg und Kronach soll der heimische Spitzenkandidat Thomas Zwingmann werden. Vorsitzender Wich rief die Kollegen auf, an den Betriebsratswahlen teilzunehmen und ihre Stimme der DPVKOM zu geben, so dass der „bodenständige Kollege“ Thomas Zwingmann in das Arbeitnehmer-Gremium der Niederlassung Würzburg einziehen kann. Der Ortsvorsitzende informierte über Neuerungen seitens des Gewerkschaftsrates in Sachen Krankenhaustagegeld, Freizeitunfallversicherung und Unterstützungsfonds. Alfred Wich bezeichnete es als skandalös, dass staatliche Auftraggeber wegen geringer Einsparungen die Dienste der privaten Briefdienstleister, welche billige Zustellkräfte mit Dumpinglöhnen beschäftigen, in Anspruch nehmen. Rechnungsführer Peter Seidel zeigte die Einnahmen und Ausgaben der vergangenen zwei Jahre auf. Die Kassenprüfer Eberhard Hoffmann und Siegfried Schneider bescheinigten eine saubere Arbeit, worauf der Kassier wie die gesamte Vorstandschaft einstimmig entlastet wurde. Stellvertretender Bundesvorsitzender Karlheinz Vernet Kosik ging in seinem Referat vorwiegende auf die Niedriglöhne in der gesamten Zustellbranche ein. Sinn der Arbeit müsse es sein, mit einem sicheren Einkommen ohne staatliche Unterstützung den Lebensunterhalt bestreiten zu können. In der Realität sei bei vielen Zustellern eine Lohnaufstockung notwendig, so Vernet Kosik. Aufgrund eines Verfahrensfehlers wurde der bereits beschlossene Mindestlohn von 9,80 Euro vom Verwaltungsgericht gekippt und manche Wettbewerber zahlen deshalb deutlich weniger. Der Druck auf die Post und deren Mitarbeiter werde deshalb größer. Seitens der DPVKOM habe man deshalb eine Unterschriftenaktion initiiert und bereits 12.000 Unterschriften gesammelt. Am 12. April werde man diese bei einer Kundgebung in Berlin übergeben. Trotz zahlreicher Investitionen habe die Post im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Gewinn erzielte, so der stellvertretende Bundesvorsitzende. Als Ziel nannte er die „Verteidigung“ von drei freigestellten Betriebsräten Bereiche Bamberg, Lichtenfels, Coburg und Kronach bei den anstehenden Wahlen. Weiterhin wurden langjährige Mitglieder für die Treue zur Gewerkschaft ausgezeichnet. Dies waren für 50 Jahre Mitgliedschaft Erhard Barthel, für 40 Jahre Herbert Löffler sowie für 25 Jahre Guido Hammerschmidt und Hubert Jakob. Die weiteren zu ehrenden Mitglieder Norbert Burger (40 Jahre), sowie Siegmund Lindner, Klaus Kaiser, Heidemarie Scherbel und Stefan Biesenecker (alle 25 Jahre) konnten nicht anwesend sein, die Ehrung wird deshalb nachgereicht. mw Die Gewerkschaft DPVKOM zeichnete bei ihrer Jahreshauptversammlung Mitglieder für langjährige Treue aus. Im Bild (v.l.) Ortsvorsitzender Alfred Wich, Guido Hammerschmidt (25 Jahre), der Spitzenkandidat für die Betriebsratswahlen Thomas Zwingmann, Erhard Barthel (50 Jahre), Hubert Jakob (25 Jahre), Herbert Löffler (40 Jahre) und stellvertretender Bundesvorsitzender Karlheinz Vernet Kosik. Foto: Michael Wunder |