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Parteien, Gewerkschaften und Vereine wurden aufgelöst

Kronach: Über die Rolle der Kirche im Dritten Reich sprach der Dozent für Kirchengeschichte Georg Gresser in der Synagoge in Kronach.

Die CHW hatte die Veranstaltung mit dem Thema „Kirchlicher Widerstand im Dritten Reich am Beispiel Franken“ zusammen mit der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde sowie dem Aktionskreis Kronacher Synagoge organisiert und durchgeführt. Die Frage, ob die katholische Kirche im dritten Reich Widerstand geleistet habe, wurde erst Anfang der 60er Jahre aufgegriffen und könne so nicht beantwortet werden, sagte Gresser. Der Widerstand sollte sich am Gefahrenpotential jedes Einzelnen messen und sich nicht auf die Kirche als gedanklichen Kontrakt, Gebinde, Hierarchie oder Gottes Volk beziehen. Viele Priester waren in einem moralischen Zwiespalt getrieben, so dass sie sich wegen der zu erwartenden Konsequenzen nicht trauten sich offen gegen das NS-Regime vorzugehen. Mit dem Ermächtigungsgesetz, dem auch die Abgeordneten der katholischen Zentrumspartei zustimmten, hatte Hitler sämtliche Gesetzte außer Kraft gesetzt und die Diktatur eingeleitet. Dadurch hatte man, so Gresser, dem System zur Macht verholfen. Durch das Ermächtigungsgesetz mussten sich auch die Parteien auflösen und es durfte kein Geistlicher mehr ein politisches Amt begleiten. Die Bischöfe seine unschlüssig gewesen und hatten gehofft, dass Hitler die Grenzen des Machbaren aufgezeigt würden. Von den Versprechungen Hitlers, sei jedoch nichts geblieben und es mussten neben den Parteien auch die Gewerkschaften, Berufsverbände und traditionellen Vereine aufgelöst werden. Die Angst, auch der Geistlichen sei damals groß gewesen und man folgte auch in der Region der Aufforderung die Hakenkreuzfahne an den Kirchen zu hissen. Sich in den Predigten mit flammenden Reden offen gegen das Regime auszusprechen hätte sofort zur Deportation und schlimmstenfalls in den Bau geführt, sagte Gresser. Der zu dieser Zeit tätige Papst Pius XII sei ein “Diplomat der alten Schule gewesen“ und habe – trotz persönlichen Mutes – meist geschwiegen. Der Dozent sagte abschließend, es sei leicht aus der heutigen historischen Distanz zu urteilen. mw

2010 - Georg Gresser (25.04.10)

Der kirchliche Widerstand im Dritten Reich am Beispiel Franken war das Thema des Vortrags von Georg Gresser. Foto: Michael Wunder