Schlagzeilen:

Fähnrich hat glückliches Händchen

Wallenfels: Bereits in aller Frühe ist an Fronleichnam, dem besonderen Fest in der Flößerstadt, vieles in Bewegung. Die Altäre werden vorbereitet und prachtvoll mit Blumen geschmückt und die Böllerschützen bereiten sich am Leutenberg vor.

Es werden die Gewehre an die Soldaten ausgeteilt und anschließend werden nach dem „Antreten“ auch schon der Bürgermeister, der Schwedenfähnrich sowie der Schwedenleutnant zu Hause abgeholt. „Es ist im Wesentlichen immer der gleiche Ablauf“, verrät Günther Stöcker. Er selbst ist Kammerwart und hat sowohl die Gewehre als auch die Uniformen unter sich. Hinter einer doppelten Stahltür in einem Raum im nahegelegenen Kulturzentrum sind die Gewehre, deren Verschluss zugeschweißt ist, sauber aufgereiht. Diese werden mit einigen Ausnahmen eigentlich nur an Fronleichnam ausgegeben und anschließend wieder eingesperrt. Während die rund 100 teilnehmenden Soldaten bereits den Bürgermeister abholen ist der Kammerwart schon bei seiner nächsten Aufgabe. Er richtet alles für die Ehrungen (siehe Info Box), welche der Hauptmann Christopher Zeuß noch vor Beginn der Kirchenparade und Prozession durchführt, vor.

Anschließend lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen: „Präsentiert die Gewehre! Augen nach links!“ Im selben Augenblick bewegt sich der Schwedenfähnrich Sven Hofmann mit seiner Mannschaft, die vorher „in Reih und Glied aufgestellt war“ mit der Schwedenfahne aus dem Rathaus und begrüßt nach jahrhundertealtem Brauch alle anderen Fahnenträger, dabei werden die Fahnen gekreuzt und berühren sich gegenseitig. Im Gleichschritt begab man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wurde Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz abgeholt. Pater Jan Poja trug Christus in der Gestalt des Brotes bei der Prozession durch die Straßen der Flößerstadt. Mit dabei waren auch wieder die Statue des Heiligen Sebastian und die Muttergottesstatue, welche von sechs jungen Mädchen in weißen Kleidern getragen wurde.

Nach drei Altären, zwei davon wurden nach Auskunft von Ortsheimatpfleger und Vorbeter Franz Behrschmidt neu restauriert, begab man sich zur Schwedenbrücke, wo als Höhepunkt die Schwedenparade stattfand. Dort begann Fähnrich Sven Hofmann die Schwedenfahne zu schwingen, diese darf sich nicht verheddern.

Eine Legende besagt, dass ansonsten die Gefahr für den Frieden besteht. Der junge Stadtrat zeige sich jedoch auch bei seinem zweiten Einsatz von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkte die Fahne souverän. Es ging alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte. Anschließend wurde Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilte dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endete die Zeremonie auf der Brücke. Anschließend feierte man auf dem Platz unterhalb des Rathauses bei idealen Wetterbedingungen einen Gottesdienst unter freien Himmel. So gab es auch heuer wieder mit den Mitgliedern der Marine- und Soldatenkameradschaft sowie des Trommlerzugs eine beeindruckende Prozession. Musikalisch wurde diese durch den Musikverein und dem örtlichen Gesangverein mitgestaltet.

Der gesellige Teil, die Soldatenabordnungen und Vereine fanden sich im Kulturzentrum und den örtlichen Gaststätten ein, dauerte jedoch noch einiges länger. Nicht nur die Fronleichnamsprozession ist in Wallenfels einzigartig, sondern es folgt auch am morgigen Sonntag noch ein Flurumgang. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen. mw

 

Das Ritual mit der Schwedenfahne geht auf eine jahrhundertealte Legende zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt – der Legende nach unter der Schwedenbrücke. Und in Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet. Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne bereits in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.

Ehrungen:

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade langjährige aktive Soldaten aus. Es nehmen an der Fronleichnamsprozession teil: Thomas Fischer (zehn Jahre), Stefan Müller und Manfred Werner (beide 25 Jahre), Harald Schneider (30 Jahre) sowie Georg Heibl (40 Jahre). Neu in die Infanterie aufgenommen wurde Lars Bindemann.

 

2015 - Fronleichnam Wallenfels IV (04.06.15)

Bereits lange vor dem „Antreten“ der Soldaten hat Kammerwart Günther Stöcker die Gewehre an die Soldaten ausgeteilt. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels VII (04.06.15)

Georg Heibl (rechts) wurde für 40- malige Teilnahme als Soldat an der Fronleichnamsprozession durch Hauptmann Christopher Zeuß (Mitte) und seinen Stellvertreter Edgar Bärenz ausgezeichnet. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels VIIII (04.06.15)

Mit dem Kreuzen der Fahnen wurden die teilnehmenden Vereine durch Schwedenfähnrich Sven Hofmann am Rathaus begrüßt. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels XV (04.06.15)

Die Muttergottesstatue wurde von sechs jungen Mädchen in weißen Kleidern getragen. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels XXII (04.06.15)

Der jüngste Stadtrat Sven Hofmann beim traditionellen Fahnenschwenken auf der Schwedenbrücke. Foto: Michael Wunder

2015 - Fronleichnam Wallenfels XXIV (04.06.15)

Pater Jan Poja erteilt den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Foto: Michael Wunder