Schlagzeilen:Die Kirche braucht eine neue Glocke
Tettau: Das eine funktionierende Kirchenglocke mehr Wert ist als eine Discotheke vor Ort stellte die neue Tettauer Theatergruppe mit der Komödie „Die Lügenglocke“ unter Beweis. Bevor der Wirt und Bürgermeister Alois Filzner (Wolfgang Heinz) den Gemeinderat in seiner Wirtsstube zu eine privaten Vorbesprechung auf die nächste Gemeinderatssitzung einlud, musste dieser erst sein Personal, die Aushilfsbedienung Resi (Tanja Böhm) und seine Tochter (Julia Lipfert) zur Arbeit „anschieben“. Diese allerdings schieben das auf die Tatsache zurück, dass der Bürgermeister immer Nervös ist, wenn der Gemeinderat kommt. Bei Freibier und genügend (verdünnten) Schnaps legt der Bürgermeister den drei Gemeinderäten (Herbert Müller, Dieter Heinrich und Bernd Heinz) seinen Plan für eine neue Diskothek in der Ortschaft nahe. Den Handwerkern verspricht er finanzielle Vorteile von der Anfrage eines tschechischen Betreibers. Selbstverständlich würde der Wirt auch nicht zum „Gotteslohn“, die Währung ist den Gemeinderäten nicht bekannt, arbeiten und erhofft sich neben der Umsatzbeteiligung auch die Vermietung seiner nicht benötigten Lagerhalle und die Lieferung von Getränken. Als einzige weis die Kellnerin Resi, die Freibier in regelmäßigen Abständen auf Anweisung ihres Chefs den mittlerweile betrunkenen Räten bringt, von der Geschichte. Als plötzlich der Pfarrer (Hans Kaufmann) in die Runde platzt und mitteilt, dass die große Glocke samt Glockenstuhl und Treppe eingestürzt ist, herrscht Ratlosigkeit. Keiner der „Großkopferten“ ist bereit mit gutem Beispiel voranzugehen und eine Spende für die Kirche zu tätigen. Vielmehr klagen sie über heftige Steuern und Abgaben, welche das Handwerk ruinieren. Die arme Aushilfskellnerin Resi konnte das Leid nicht mehr ansehen und gab den notleidenden Gemeinderäten schließlich die letzte Runde aus, bevor alle restlos abgefüllte waren. Der Pfarrer fragte: „Wer soll jetzt die Gläubigen zum Gebet rufen“. Nachdenklich stimmt dem Pfarrer, dass die Gemeinderäte jeglichen Anstand verloren haben und weder Ehrlichkeit noch Gottesfurcht zeigen. Am Boden zerstört ist der Geistliche, zumal nur die Alten die ohnehin keine großen Sünden haben zum Beichten kommen und die jungen im Wirtshaus sitzen. Die mitleidige Aushilfskellnerin Resi schmiegt jetzt ihren Plan, der den Pfarrer helfen und den „Großkopferten“ einen Denkzettel verpassen soll. Gerade recht kommt dabei die Wahrsagerin Wally Waldmoser (Monika Barnickel), welche schon an frühen Morgen einen gewaltigen Durst mitbringt. Sie hatte bereits mehrere Male Unglücke in der Gemeinde Tettau vorausgesagt, wurde dennoch von den Gemeinderäten nicht ernst genommen. Sie offenbarte, dass sie im Schlaf übersinnliche Kräfte hat und ihre Träume Wirklichkeit werden. Der jüngste Traum: Der Herrgott läutet persönlich die Glocken, wenn im Wirtshaus Lügen erzählt werden, geflucht wird oder krumme Geschäfte gemacht werden. Die Idee dazu hatte die Aushilfskellnerin Resi, welche als gelernte Elektrikerin mit Wissen des Pfarrers eine spezielle Glocke bastelte, welche per Sender immer läutete, wenn eine der drei Vorgaben passierte. In der Wirtsstube hört die Glocke nun kaum mehr auf zu läuten und draußen auf der Straße passen die Leute auf, wer ein- und ausgeht. Bereits nach kurzer Zeit geht die „verfluchte Bimmelei“ nicht nur den Wirt, sondern auch dessen Frau (Dr. Ines Pechthold) auf die Palme. Erste Erfolge kann der Pfarrer vermelden, als er vier Stunden am Stück im Beichtstuhl gesessen hat. Die Räte scheinen Vernunft anzunehmen und erkennen, dass eine Glocke wichtige ist als eine Diskotheke. Schließlich gingen die Räte auf Glockensuche, es wurde fleißig für die Kirche gespendet, damit der Spuk aufhört. Die Regie des mit perfekter Tontechnik aufgeführten Stückes führte Benjamin Baier. Diskotheke oder eine neue Kirchenglocke, keine leichte Entscheidung für die Gemeinderäte. Foto: Michael Wunder |