Schlagzeilen:

Ein Stein gegen das Vergessen an der Grenze

Titschendorf: Am Tiegelsbach bei Titschendorf wurde ein Mahnmal für den hingerichteten DDR-Grenzpolizisten Manfred Smolka errichtet.

Im Beisein des Landrats Thomas Fügmann (CDU) und des Landtagsabgeordneten Stefan Gruhner (CDU) wurde der Gedenkstein enthüllt, rund 100 Meter entfernt wo der damalige Grenzsoldat auf seiner Flucht angeschossen wurde. Es ist – und war sicherlich auch damals – eine recht ruhige und abgelegene Gegend zwischen den Thüringischen Titschendorf und dem „Schwarzen Teich“ nahe Nordhalben. Über 50 Gäste und die „Adelberg Boum“ sind der Einladung des Titschendorfer Heimatvereins „Fünf Tannen“ gefolgt. Ortsbürgermeister Manfred Rank erinnerte in einer emotionalen Ansprache an den zu Tode verurteilten Manfred Smolka. Er wurde als Kompaniechef in den 50er Jahren in den Grenzort Titschendorf versetzt und hatte 60 Soldaten unter sich. „Er war einer von uns, er hat auf das Wohl und eine zufriedene Dorfgemeinschaft geachtet, was bei seinen Vorgesetzten nicht immer auf Wohlgefallen stieß. Sein Wort galt was, er hatte viele Freunde im Ort und pflegte den Kontakt zur Verwandtschaft“, sagte Rank. Oft wiedersetzte er sich den Anordnungen seiner Vorgesetzten und lies auch zu, dass die Bauern und Waldarbeiter ihrer Arbeit nachgehen konnte, obwohl von „oben“ nicht so gewünscht war. Manfred Smolka war seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge, Schikanen waren die Folge. Als er diese nicht mehr ertragen konnte, floh er 1958 in die BRD, musste aber Frau und Tochter zurücklassen. Als er sich auf Bayerischer Seite ein Standbein geschaffen hatte, beschloss er seine Familie nachzuholen. Von einem falschen Freund an die Staatssicherheit verraten, missglückte das Vorhaben. Er wurde auf Bayerischer Seite angeschossen, zurückgebracht und verhaftet. Wie den Akten, die nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ zum Vorschein kamen, zu entnehmen war, folgte „aus erzieherischen Gründen“ ein Schauprozess. Es stand bereits vor dem Urteilsspruch fest, dass Manfred Smolka seine Flucht mit dem Leben bezahlen muss. Das Todesurteil war damals von Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der DDR unterzeichnet worden. Er fiel als einer der letzten dem Fallbeil zum Opfer. Manfred Rank erinnerte auch daran, dass man vor Jahren bereits mit zwei Holzkreuzen auf das schreckliche Geschehen aufmerksam gemacht habe. Beide Kreuze seien verschwunden, mit dem über eine Tonnen schweren Stein wird es allerdings nicht so einfach sein.

„Ein junger Mann denkt anders als andere und musste nach einen Prozess ohne wirkliche Möglichkeit der Verteidigung sterben“, sagte Pfarrer Denny Seifert. Weil er den menschenverachtenden Anweisungen nicht Folge leistete wurde er degradiert, entlassen und letztendlich getötet. Auf die tragische Lebensgeschichte, die auch der Familie lange verwehrt wurde, ging MdL Stefan Gruhner ein. Es sei Aufgabe der Politik auf das Unrecht hinzuweisen und den jüngeren die Geschichte vor Augen zu führen. „Man kann die Geschichte nicht rückgängig machen, dies darf sich aber nicht wiederholen“, sagte Landrat Thomas Fügmann. Wie der Bruder des Opfers Roland Smolka, der im vergangenen Jahr im Alter von 73 Jahren verstorben ist, forderte soll man die wahre Geschichte aufarbeiten.

2017 - Titschendorf Gedenkstein Smolka II (13.05.17)

Der Titschendorfer Ortsbürgermeister Manfred Rank (Mitte) setzte sich mit MdL Stefan Gruhner (links) und Landrat Thomas Fügmann für das Mahnmal am Tiegelsbach ein. Foto: Michael Wunder