Neuengrün: Der Dorferneuerung im Wallenfelser Ortsteil Neuengrün steht nichts mehr im Wege. Die verbindliche Zusage dafür machte Baudirektor Anton Hepple von der Direktion für ländliche Entwicklung in Bamberg bei der Präsentationsveranstaltung im Jugendheim in Neuengrün. Zuvor gab es jedoch ein umfangreiches Programm mit Erläuterungen und die Vorstellung des bisher erarbeiteten Projektes.
Nach einer musikalischen Einleitung der Blaskapelle Neuengrün – Schlegelshaid konnte Bürgermeister Peter Hänel eine Reihe von Gästen aber auch viele Neuengrüner Bürger begrüßen. Er bezeichnete es als einen großen Tag für Neuengrün auf den die Bürger seit langem hingearbeitet haben. Nachdem die angedachte Flurbereinigung nicht auf die wohlwollende Resonanz stieß habe man diese auch nicht weiter verfolgt, statt dessen hat der Stadtrat bereits im Jahre 1990 die Durchführung der Dorferneuerung beantragt, so Hänel. Nachdem sich in den ersten Jahren nicht viel tat, nahmen die Neuengrüner vor einigen Jahren das Heft selbst in die Hand. Mit Kreisbaumeister Michael Kestel hatte man einen kompetenten Partner zur Seite. Dieser organisierte auch Besichtigungs- und Informationsfahrten in Ortschaften, wo man bereits erfolgreich die Dorferneuerung durchgeführt hat. Wolle man ursprünglich nur eine vereinfachte Dorferneuerungsmaßnahme durchführen, so merkte man recht bald, dass es gute Gründe für eine umfassende Dorferneuerung gebe. Als einen Meilenstein bezeichnete der Bürgermeister den Besuch eines Grundseminars an der Schule für ländliche Entwicklung in Klosterlangheim, wo einige Bürger teilgenommen haben. Ein weiterer wichtiger Schritt wurde mit der Beauftragung des Ingenieurbüros Weber & Kittner aus Sonnefeld gemacht. Vor etwa einem Jahr, so der Bürgermeister, wurden die Arbeitskreis vor Ort gegründet, welche bisher intensiv gearbeitet haben. Der Bürgermeister bezeichnete das Bürgerengagement als Grundvoraussetzung, für die Einleitung der Dorferneuerung. Die Neuengrüner haben bisher deutlich unter Beweis gestellt, dass hier was bewegt werden soll. Auch für die Präsentation war eine Riesenarbeit notwendig, um den Jugendheimsaal in ein multimediales Ausstellungsforum zu verwandeln, dabei war Improvisation und Kreativität besonders gefragt, so der Bürgermeister. Den Übergang zur Projektvorstellung stellte Gerald Gareis mit einem "Dorferneuerungsgedicht" her. Den Zweck der Präsentation erläuterte Baudirektor Richard Brunner. Demnach wird ein Dorferneuerungsverfahren nicht mehr per Gemeinderatsbeschluss, oder seitens der Behörde eingeleitet, vielmehr müssen die Bürgerinnen und Bürger in einer Vorbereitungsphase nachweisen, dass das Vorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein wird. Lobend erwähnte er das bisherige Tun der Bürger, welche ihre Ortschaft gründlich nach den Fragen: Wo kommen wir her?, wo stehen wir heute? und wo wollen wir hin? durchleuchtet haben. Diese gründliche Bestandsaufnahme liefert eine gute Grundlage für die daraus notwendigen aber auch schlüssigen Forderungen. Was noch wichtiger für die Zukunftsgestaltung einer Ortschaft ist – die Neuengrüner Bürgerinnen und Bürger stehen voll hinter diesem Ergebnis und hinter den Zielen, so Brunner. Wenn es um Denkmalschutz oder Ensembelschutz wie in Neuengrün geht, reagiert die Bevölkerung häufig ablehnend. In Neuengrün hingegen gehen die Bewohner bewusst mit dieser Besonderheit um und wollen diese erhalten und nicht zerstören. Ein einfaches Dorferneuerungsverfahren scheidet deshalb aus, weil hier private Maßnahmen nur im Umgriff durchgeführter öffentlicher Maßnahmen gefördert werden können. Somit, so der Baudirektor, war ein Regelverfahren nötig, damit der sinnvollen Erhaltung, Gestaltung und Förderung der Neuengrüner Besonderheit, der privaten Baumaßnahmen, Rechnung getragen werden kann. Die Förderung von privaten Vorhaben, die in Neungrün zahlreich anstehen, können unter dem Gesichtspunkt der Arbeit für Betriebe aus der Region und die Bindung der Bevölkerung an ihre Ortschaft gesehen werden. Um einer großen Anzahl von Anwesen die Möglichkeit der Förderung von privaten Baumaßnahmen zu eröffnen, war es notwendig, auch die umliegenden Einzelhöfe und Weiler in das Verfahren einzubinden. Weil Eigeninitiative eines der Dorfmerkmale in Neuengrün ist, braucht es der Stadt Wallenfels finanziell nicht bange zu werden, so Brunner. Er könne sich deshalb vorstellen, mit relativ geringem Finanzierungsaufwand seitens der Stadt relativ viel in Neuengrün verbessern zu können. Erfreut konnte der Baudirektor auch berichten, dass öffentliche Mittel für die Dorferneuerung, darunter auch EU- Mittel, in ausreichendem Umfang vorhanden sind. Auf die Besonderheiten des Rundangerdorfes, welches sich hufeisenförmig um den Anger zieht, ging Kunsthistorikerin Dr. Angela Michel aus Berlin ein. Sie erläuterte den denkmalpflegerischen Erhebungsbogen, welcher Geschichte und Topographie des Ortes einschließt. Die festgestellten denkmalpflegerischen Strukturen sollten beibehalten werden, sagte Dr. Michel in ihrem mit Power Point unterstützten Vortrag. Auch der Anger als zentraler Punkt mit Kirche, Feuerwehrhaus und der ehemaligen Schule, welcher heute eine soziale Funktion erfüllt, sollte erhalten werden. Mit dem Slogan "Neuengrün – eine runde Sache" umschrieben die beiden Sprecher der Arbeitskreise Ludwig Dietz und Stefan Gareis ihre Präsentationen. Während sich Ludwig Dietz mit seinen Helfern um die Geschichte, Kultur und Soziales gekümmert hatte, sprach Stefan Gareis über Maßnahmen im öffentlichen Raum. Dabei könne man mit relativ einfachen Mitteln die Situation an den Glascontainern, am Bushaltehäuschen und den örtlichen Anzeigetafeln verbessern. Als eine Gefahrenquelle bezeichneten sie den Dorfteich, welcher umgestaltet werden müsste, dabei sollte auch der angrenzende Kinderspielplatz mit modernisiert werden. Investiert werden müsste nach den Vorstellungen der Arbeitskreise in das Feuerwehrhaus und in das Jugendheim, welches als Veranstaltungsort dient. Die auffälligste Schwäche habe man am Friedhof festgestellt, hier sei mit Sicherheit eine größere Maßnahme notwendig, forderten die Sprecher in ihrem durch Power Point und vielen Bilder unterstützten Vortrag. Architektin und Stadtplanerin Christine Bardin und ihre Kollegin Landschaftsarchitektin Barbara Lauterbach vom Planungsbüro stellten die bisher gefertigten Pläne vor. Beide sagten übereinstimmend, dass in Neuengrün die Richtung und das System stimmen und man mit einer guten Vorbereitungsphase in das Dorferneuerungsprojekt einsteigen könne. Baudirektor Anton Hepple sagte in seiner Stellungnahme, dass in Neuengrün ein starkes Interesse vorhanden ist, eine tolle Präsentation vorgeführt wurde und die Arbeitskreise sehr aktiv gearbeitet haben. Im Namen der Direktion für ländliche Entwicklung konnte er unter dem Beifall der Anwesenden eine verbindliche Zusage zur Dorferneuerung, welche noch in diesem Jahr eingeleitet wird, machen. Vorher ist es noch notwendig die Förderprojekte im öffentlichen Bereich in einer Prioritätenliste aufzunehmen. Dr. Günter Happel vom Amt für Landwirtschaft befürwortete die Dörfer des ländlichen Raumes zu stärken. Er war fasziniert vom Geleisteten der Einwohner und meinte, eine Dorferneuerung sei mehr als nur Ortsverschönerung. Heiner Neuner, der Leiter der Volkshochschule Feuerstein, zuständig für ländliche Bildung- und Kultur, lobte die starke Heimatverbundenheit der Neuengrüner. Seine Institution stehe auch nach dem "Startschuß" weiter zur Verfügung. Bürgermeister Peter Hänel sagte in seinem Schlußwort die Unterstützung der Stadt Wallenfels trotz leerer Kassen zu. (mw)
Dank einer guten Vorbereitungsphase durch die Bürgerinnen und Bürger bekam Neungrün den Zuschlag für die Dorferneuerung. Dabei zeigten sich die beiden Baudirektoren, Abteilungsleiter Anton Hepple (links) und Richard Brunner (2.v.l.) als zuständiger Mitarbeiter der Direktion für ländliche Entwicklung von der Präsentation voll überzeugt. Unser Bild zeigt ferner den Moderator des Abends Ludwig Dietz, Architektin und Stadtplanerin Christine Bardin sowie Bürgermeister Peter Hänel. Foto: Michael Wunder