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Steinmetzbetriebe wollen individuelle Ideen umsetzen

von Michael Wunder Kronach: Das Treffen der Kronacher Steinmetze fand am Wochenende erstmals in der von der Stadt neu restaurierten Kühnlenzpassage statt. Neben der Grabmalausstellung fanden dabei auch eine Präsentation zum Thema „Unsere Trauer- und Bestattungskultur im Wandel“ sowie ein Vortrag im Rathaus statt. Bei einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Michael Lischka ging es vorwiegend um die Zukunft der Friedhofskulturen. Wie er eingangs sagte, sei das Grab das allererste Kultursignal, welches den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet. Heute blieben jedoch die Bestattungen und Gräber nicht vom Wandel der Zeit verschont und die Steinmetze müssten mit Umsatzeinbrüchen zu Recht kommen, was bis hin zur Schließung von Traditionsbetrieben führt. Wie Lischka ausführte, gibt es heutzutage nur noch rund fünfzig Prozent herkömmliche Beerdigungen. Professor Dr. Reiner Sörries sprach von einem Mentalitätswandel, wobei heute mehr über das Sterben und dem Tod gesprochen wird als früher. Die Friedhöfe werden auch in 30 Jahren nicht verschwunden sein, auch wenn sich der Umgang mit den Sterbenden in den vergangenen 20 Jahren geändert hat, sagte er voraus. Die Zahl der Erdbestattungen mit den herkömmlichen Gräbern wird aber weiter zurückgehen, die Steinmetze müssten sich deshalb den Bedürfnissen anpassen und die Grabstätten neu gestalten. Zur Ergänzung seine auch innovative Friedhofsgärtner gefragt. Die Trauer muss einen individuellen Raum auf dem Friedhof kriegen (Dr. Peter Witton) Es sei nachweisbar, dass die Trauer und alles dazugehörige wichtig sei, sagte Dr. Peter Witton der Vorsitzende des Hospizvereins Kronach. Auch die Erdbestattung sei kein Auslaufmodell, sondern hier müssten in Zukunft neue Ideen verwirklicht werden. Die Kommunen sollten die Richtlinien flexibler gestalten und nicht auf „Einheitsmuster“ bestehen. Das letzte Grundstück sollte umsonst sein (Steinmetz Volker Rode) Steinmetz und Steinbildhauermeister Volker Rode sagte, dass der Mensch in der heutigen Zeit als „Massenartikel“ entsorgt wird. Die Branche habe noch vor wenige Jahren geglaubt, man habe ein „todsicheres Geschäft“, was jedoch keineswegs mehr so ist. Die Friedwälder nehmen vor allen in den Großstädten enorm zu, sagte Rode. Den Grabstein darf kein ähnliches Schicksal erfahren, wie der Langspielplatte, welche von der CD vom Markt verdrängt wurde, fuhr er mit einen Beispiel der jüngeren Geschichte fort. Um den entgegen zu wirken, forderte er ein gutes Marketingkonzept welches die Steinmetze zusammen mit dem Bundesinnungsverband verwirklichen sollten. Auch die Verteilung der Kosten für Erdgrab gegenüber dem Urnengrab seinen meist von den Kommunen nicht gerecht verteilt, sagte Rode. Michael Gärtner, der Grabmalberater der Stadt Nürnberg verwies auf die seit 1973 um 20 Prozent gesunkenen Bestattungen, welche alle zu Lasten der Erdbestattung gegangen sind. Die Anzahl der Urnenbeisetzungen, welche mittlerweile rund zwei Drittel aller Beisetzungen ausmacht, konnte hingegen stabil gehalten werden. „Man müsse wissen was für wen zu tun ist“, meinte Günter Czasný der Geschäftsführer einer Steinmetzfirma. Die Branche müsse den geänderten Bedürfnissen gerecht werden, was viele Friedhöfe mit neuen Konzepten bereits unter Beweis stellen. Er forderte individuelle Lösungen zu erarbeiten und dabei auch „Musteranlagen“ anzubieten.


Michael Lischke (2 v.l.) leitete die Podiumsdiskussion, an der Volker Rode, Prof. Dr. Reiner Sörries, Günter Czasny und Michael Gärtner teilnahmen. Foto: Michael Wunder