Schlagzeilen:Tausende von Besuchern beim Rennsteigkirchentag
von Michael Wunder Tettau: Tausende von Menschen feierten am gestrigen Sonntag anlässlich des Rennsteigkirchentages – der größten Veranstaltung der Bayerischen und Mitteldeutschen Landeskirche zum Thema „Grenzöffnung“ – dem Festgottesdienst unter freiem Himmel. An der kalten Küche nahe Sprechtsbrunn hatten sich neben den Gläubigen auch eine ganze Reihe von Ehrengästen eingefunden, um gemeinsam diesen Höhepunkt des dreitägigen Festes zu feiern. Der Festgottesdienst wurde auch im MDR und Bayerischen Fernsehen gestern Vormittag live übertragen. Superintendent i.R. Ludwig Grosze sagte in der Predigt, dass man bei der kalten Küche, direkt im ehemaligen Todesstreifen gelegen, Gnade gefunden habe. Noch vor der Öffnung der Grenzen galt dieser Bereich, welcher mit spähen Augen durch MP- Schützen beobachtet wurde, als gnadenloses Schussfeld. Den Grundstein für die Demokratie in Ostdeutschland legten vor über 20 Jahren zahlreiche mutige Demonstranten, wobei auch die Kirche ihren Anteil beitrug. Die Führung der ehemaligen DDR habe schnell erkannt, dass die Bürger nicht immer und überall sich der Staatsgewalt der DDR unterordnen zu hatten. Die Freiheit der Christen und der tiefe Glaube an den Herrn waren und sind nicht von politischen Menschen abhängig, sagte der Prediger. Bereits einige Jahre vor der Wiedervereinigung haben Christen im Bereich Ludwigsstadt und Saalfeld bei kurzfristigen Begegnungen immer wieder gemeinsam für den Frieden gebetet. Eine im Jahr 1980 vom Landkreis Kronach angeboten Partnerschaft mit dem Landkreis Saalfeld sei zwar auf „unterster Ebene“ befürwortete worden, die höheren Verantwortlichen lenkten jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein. Der damalige Dekan Wiedemann erinnerte insbesondere an den 12. November 1989 als Pioniere der Nationalen Volksarmee und Westbeamte gemeinsam den Weg bei Falkenstein freigemacht haben. Viele der Gottesdienstbesucher hätten persönlich miterlebt, wie die Grenzen überwunden wurden und die „Glocken der Freude“ im Osten angekommen sind. Niemand hätte sich vor über 20 Jahren vorstellen können, dass sich im Bereich des einstigen Todeszauns Leute treffen werden und beim Abendmahl glücklich Brot und Wein teilen können. Wegen des einsetzenden starken Regen zum Ende des Gottesdienstes, der von zahlreichen Chorsängern und Bläsern mitgestaltet wurde, fielen die Grußworte der Ehrengäste förmlich ins Wasser. Lediglich Regierungspräsident Wilhelm Wenning wies im „kleinen Kreis“ im Festzelt als höchstrangiger Vertreter auch im Namen des Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf die entscheidenden Beiträge der Kirchen zur friedlichen und gewaltfreien Wiedervereinigung hin. Tausende von Besuchern nahmen gestern am Höhepunkt des dreitägigen Rennsteigkirchentags am Festgottesdienst teil. Fotos: Michael Wunder Zahlreiche Bläser begleiteten die Großveranstaltung an der kalten Küche. Ein imposantes Bild boten die Sänger. Brot und Wein wurden bei strömenden Regen an verschiedenen Stellen durch Helfer verteilt. Selbst BR-Vertreter suchten „Unterschlupf“, wie hier unter einen Gerüst, welches für die Kamerateams aufgestellt war. Regierungsdirektor Dietmar Lang (Mitte) erläuterte den Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning (links) und MdB Hans Michelbach den Begriff kalte Küche, welcher weder was mit dem Wetter noch mit dem Essen zu tun hat. Das Wort „Calde“ kommt aus dem Fränkischen und Bedeutet „Grenze“. Der Begriff „Küche“ steht für „Kirche“ und weist darauf hin, dass sich hier vor Jahrhunderten eine Wegekapelle befand, die von einem Einsiedlermönch betreut wurde.
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