Schlagzeilen:Josef Wunder ist ein Pionier der Segelfliegerei
Nordhalben: Der Luftsportclub (LSC) Nordhalben hat seine Mitgliederzahl im vergangenen Jahr trotz einem Sterbefall und vier Austritten um fünf Personen erhöht, ihm gehören jetzt 180 Mitglieder an. Eine ganze Reihe von Mitgliedern wurde für langjährige Treue zum LSC ausgezeichnet. Als einer der Pionier der Segelfliegerei gehört Josef Wunder (Schütz) den Luftsportclub an. Über drei Jahrzehnte stand er als aktiver Werkstattleiter in der Verantwortung des Vereins. „Wir müssen von vorne beginnen“, meinte er bei der Erzählung seines „Lebenswerks“. Bereits zwei Jahre nach der Vereinsgründung die im Jahr 1951 stattfand, gründete er mit zwölf weiteren Interessierten eine Jugendgruppe. Unmittelbar danach habe man das erste Flugzeug, den Schulgleiter SG 38 gebaut, der bereits im Jahr 1954 bei der 800. Jahrfeier der Gemeinde eingeweiht wurde. „Wir sind damals mit Gummiseilen von Hang geschnalzt worden und waren dabei nur wenige Sekunden in der Luft. Da ist halt jeder mal reingesetzt worden, sieht der heute 75- jährige seiner Jugendzeit mit 15 Jahren gelassen hinterher“. Auf die Frage, ob denn damals auch schon ein Flugschein benötigt wurde, meinte Josef Wunder lächelnd: „Wir sind ja praktisch schwarz geflogen“. Dieser Zustand sollte jedoch nicht lange währen, denn bereits 1956, als man auf dem Flugplatz mit den Segelfliegern in Kulmbach Freundschaft schloss, legte Josef Wunder die A-Prüfung mit dem Schulungsgleiter ab. Es folgten in jährlichen Abstand die B- und C-Prüfung. „Mit der Theorie war es damals noch nicht so schlimm und umfangreich wie in der heutigen Zeit“, meinte er. Über drei Jahre sei er zusammen mit Karl Roth mit dem Fahrrad zum Segelfliegen nach Kulmbach gefahren, später mit dem Motorrad. „Im Sommer hat uns dann alle paar Wochen die Luis (Neubauer) mit dem Lastauto, dem der vereinseigene Segelflieger hinten angehängt war, nach Kulmbach gefahren. Wir waren rund 14 junge Männer, die auf der Ladefläche – heute nicht mehr vorstellbar – transportiert wurden. Josef Wunder überlegt bei all seinen Ausführungen nicht lange, er hat das gesamte „Fliegerleben“ im Kopf. Bereits 1959 hat der Kulmbacher Verein einen Doppelsitzer K 7 gekauft, den auch die Nordhalbener mit benutzen durften. Zu dieser Zeit beschloss man beim LSC Nordhalben mit dem Bau einer K8 (Einsitzer) zu beginnen. In vierjähriger Bauzeit wurde die heute noch im Diensten des Vereins stehende K8 gebaut. „Da drüben, deutet er auch das Nachbargrundstück seines Elternhauses hin, haben wir in einer Baracke unter der Leitung des Segelflugzeugbaumeisters Karl Deckelmann den Flieger gebaut“. Drei Mitglieder haben viermal wöchentlich gewerkelt und rund 2.500 Stunden Arbeitszeit investiert, rechnet er vor. Besonders gut erinnern kann er sich auch an die feierliche Weihe im Jahr 1962, im gleichen Jahr wurde das Flugzeug von ihm und Karl Roth noch in die Lüfte gebracht. „Mit 24 Jahren habe ich dann den Luftfahrtschein gemacht“, so der begeisterte Bastler. Josef Wunder war es auch, der als erster Nordhalbener im Jahr 1965 das Leistungszeichen Silber C mit Erfolg ablegte. In diesem Jahr begann man auch mit dem Bau der Werkhalle (im Volksmund Fliegerhalle) genannt, diese wurde 1967 fertig gestellt. Von nun an hatte der LSC ordentliche Räume um seine umfangreichen arbeiten tätigen zu können. Gleichzeitig übernahm Josef Wunder die Aufgabe des Werkstattleiters. Während seiner 33-jährigen Tätigkeit wurde die K8 dreimal Generalüberholt, sowie eine „Bruch K7“ erworben und wieder aufgebaut. Auch diese K7 ist heute noch beim LSC im Einsatz. Darüber hinaus bauten die aktiven Vereinsmitglieder einen Doppeldecker Motorflieger, der Kiebitz wurde verkauft und dessen Erlös floss in die Vereinskasse. Nach der Wende wurde in Titschendorf ein Fluggelände erworben und ein Hangar für die Flieger aufgestellt. Auch heute ist Josef Wunder mit seinen 75 Jahren noch fast jeden Freitagabend in der Fliegerhalle zu finden, um seine Fliegerkameraden bei den Baustunden zu unterstützen. Vorsitzender Christian Walle zeigte sich bei der Jahreshauptversammlung auch mit dem übrigen Vereinsgeschehen zufrieden. Seit langem konnten mal wieder Streckenflüge durchgeführt werden. Die Technik mache auch beim Segelfliegen keinen Halt, neben den jährlichen Nachprüfungen wurde auch Bluetooth in die Segelflugzeuge eingebaut, um über Handy oder Tabletts diese als Endanflugsrechner zu nutzen. Der Nachwuchspilot Max Deckelmann konnte im vergangenen Jahr seine Pilotenausbildung mit Erfolg abschließen und ergänzt seitdem das achtköpfige Pilotenteam. Udo Neubauer berichtete von fünf aktiven Mitgliedern der Modellfluggruppe. Insbesondere der Mini-Baukurs beim Flugplatzfest sei gut angenommen worden. Frank Kluge als Spartenleiter hob besonders die umfangreichen Verdienste von Karl Roth hervor. Beim Fliegen habe sich Vorsitzender Christian Walle hervorgetan, er war bei 80 Starts allein über 43 Stunden in der Luft. Nach wie vor bleibe die meiste Arbeit beim Vorsitzenden. Er hoffe im laufenden Jahr auf bessere Unterstützung, zumal man im Flugbetrieb personell am „Limit“ angekommen sei. Vorsitzender Christian Walle und seine Stellvertreterin Tanja Schmeißner dankten einer ganzen Reihe von Mitgliedern, die dem LSC schon seit Jahrzehnten die Treue halten. „Es ist wichtig, dass wir für unseren Sport die Fördermitglieder haben“, meinte Walle.
Einer der Pioniere des Segelfliegens in Nordhalben ist Josef Wunder. Er wurde für 60- jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Foto: Michael Wunder Eine große Anzahl von Ehrungen stand beim LSC Nordhalben an. Im Bild die Geehrten mit 1. Vorsitzenden Christian Walle (4 v.l.) und 2. Vorsitzender Tanja Schmeißner (rechts). Foto: Michael Wunder |