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Der Seelenrollator im Notfall

Schmölz: Vor 25 Jahren wurde im Landkreis Kronach, als einen der ersten Landkreise in ganz Bayern, der Notfallseelsorger ins Leben gerufen.

Wie Pfarrer Reinhold König, einer Notfallseelsorger der ersten Stunde, bei seinen Rückblick anlässlich der Feierstunde im Festzelt in Schmölz sagte, habe sich die Seelsorge in Krisensituationen bewährt. Schon damals zeigte sich, dass die Rettungsorganisationen mit ihren Aufgaben ausgelastet seien. Treibende Kraft im Landkreis Kronach sei damals Pfarrer Hanjo von Wietersheim gewesen, der selbst als aktiver Feuerwehrmann in Nordhalben wirkte. Neben ihm wurden kurze Zeit später vier weitere Pfarrer mit Schutzkleidung und Piepser ausgerüstet. Wie Pfarrer König ausführte, war damals die Alarmierung einer weiteren Organisation gewöhnungsbedürftig. Schnell stellte sich jedoch eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen ein. Als Pfarrer Hanjo von Wietersheim den Landkreis verließ, um in Nürnberg hauptamtlich die Notfallseelsorge in der evangelischen-lutherischen Kirche in Bayern aufzubauen, übernahm Pfarrer Reinhold König die Leitung des Systems. Ihm folgte für zehn Jahre Pfarrer Gerhard Schwab aus Burggrub, seit 2012 hat der Schmölzer Pfarrer Gerhard Munzert als Sprecher der evangelischen Kirche die Leitung inne. Im Jahr 2010 wurde die Arbeitsgemeinschaft psychosoziale Notfallversorgung gegründet. Damit wurden die Kräfte mit der Notfallseelsorge gebündelt, um noch schnellere und effektivere Hilfe für die Betroffenen leisten zu können. Wie König weiter ausführte, könne man derzeit auf eine größere Anzahl von Notfallseelsorger zurückgreifen. Dies sei auch notwendig, weil die Einsätze in der Notfallseelsorge und der psychosozialen Notfallseelsorge deutliche gestiegen seien. Hatte man Anfangs jährlich zwischen zehn und 15 Einsätze zu verzeichnen, sind es jetzt im Durchschnitt 40 bis 50 Einsätze. Einsätze, die nicht planbar seien und mitunter einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Reinhold König meinte, dass der Dienst nicht mit Geld zu bezahlen sei und viel Idealismus dahinter stecke.

Gerhard Munzert sagte: Die Notfallseelsorge will Teil eines Teams sein, dass sich um Menschen kümmert. Die Notfallseelsorger lassen Emotionen zu und versuchen gleichzeitig zu beruhigen, damit andere Einsatzkräfte möglichst ungestört arbeiten können. Bildlich gesprochen sei man ein Seelenrollator. „Wir geben halt, wir treiben nicht selber an oder irgendwohin. Wir können auch wieder zur Seite gestellt werden“, meinte er nachdenklich.

Miriam Schirmer und Stefanie Mesch vom BRK haben eingangs das Anforderungsprofil eine Notfallseelsorgers beschrieben. Dekanin Dorothea Richter dankte im Namen des Dekanats Kronach- Ludwigsstadt und meinte, dass sich in den vergangenen 25 Jahren aus den „Kleinkinderalter“ heraus was Großes entwickelt habe. Sie wünschte den Notfallseelsorgern weiterhin viel Energie, damit sie die wichtige Tätigkeit noch lange ausfüllen können. Im Namen der katholischen Kirche dankte Dekanatsbeauftragter Matthias Simon. Er wünschte den Pfarren, dass sie auch künftige bei Einsätzen die richtigen Worte zur richtigen Zeit finden mögen. Landrat Oswald Marr zeigte sich dankbar über diese Einrichtung. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass immer Menschen zur Hilfe kommen, meinte er. Vielmehr stecke ein großer Hilfsapparat dahinter, zudem auch jemand gehöre, der sich ums Seelenheil und die Psyche kümmert. Die Liste der Grußwortredner wurde durch Bürgermeister Herbert Scheider, Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger, Rettungsdienstleiter Martin Schmidt (BRK), Frank Hofmann (THW), Antje Düthorn (Polizei), Andras Stahl (Beauftragter der Landeskirche) sowie Notarzt Dr. Axel Witthauer ergänzt.

Matthias Simon zeichnete Reinhold König als „Mann der ersten Stunde“ mit einer Ehrenurkunde für 25 Jahre als Notfallseelsorger aus. Diethard Nemmert wurde mit der Ehrenmedaille in Silber ausgezeichnet.

2016 - 25 Jahre Notfallseelsorger II (05.05.16)

Der Sprecher der Notfallseelsorger Matthias Simon (rechts) zeichnete Pfarrer Reinhold König (links) für 25 Jahre und Diethard Nemmert mit der Ehrenmedaille in Silber aus. Foto: Michael Wunder

2016 - 25 Jahre Notfallseelsorger III (05.05.16)

Die Notfallseelsorge im Landkreis feierte ihr 25 jähriges Bestehen im Festzelt in Schmölz. Im Bild die beiden Ausgezeichneten mit Ehrengästen und Grußwortrednern. Foto: Michael Wunder