Schlagzeilen:Großartig inszenierte Komödie
Kronach: Auf die chaotischen Zustände der Welt hat Dürrenmatt mit der grotesken Komödie „Die Physiker“ reagiert. Die vor 16 Jahre gegründete Gruppe das Kaleidoskop führte das Stück nach sechsjähriger Pause auf. Austragungsort war das Industriedenkmal Kühnlenzpassage inmitten von Kronach. Es war bereits der zweite Unglücksfall innerhalb von drei Monaten, als im verstaubten Privatsanatorium der zweite Mord durch einen Patienten begangen wurde. Der sehr nervöse und aufgebrachte Kriminaloberinspektor Richard Voß (Tobias Ernst) hätte am liebsten diesen „Irren“ der sich als den berühmten Physiker Einstein alisa Kilton (Roobin Middeke) hält, an Ort und Stelle verhaftet. Doch die Chefärztin Dr. Mathilde von Zahnd (Bianca Faber), die die Patienten weitaus besser kennt als sich selbst, steht mit dem gesamten Schwestern hinter ihren Patienten und besteht auf deren Unzurechnungsfähigkeit. Der Kriminaloberinspektor geht zunächst davon aus, dass die Physiker nach radioaktiven Versuchen Gehirnschäden erlitten haben und sich dadurch die Mordlust eingestellt hat. Er stellt deshalb die Oberärztin vor der Endscheidung die Klinik zu schließen oder die überforderten Schwestern durch männliche Pfleger zu ersetzen. Was der Inspektor zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht weiß: Möbius (Martin Müller), ein Physiker, der sich einliefern lies, weil ihm angeblich der König Salomo erscheint, hat sich das Irrenhaus als persönlichen Schutz erwählt, um seine Weltformel vom Rest der Welt zu verbergen. Nur Schwester Monika (Tabea Koch) nimmt ihm sein Mimenspiel nicht ab. Sie konfrontiert Möbius nicht nur mit seiner Täuschung, sondern erklärt ihm auch ihre Liebe und bestätigt, dass sie ihn mit Erlaubnis der Oberärztin heiraten und in die Freiheit entführen wird. Diesem Risiko will sich Möbius nicht aussetzen und ermordet in einer Verzweiflungstat die Krankenschwester. Von nun an werden die Irren nicht mehr von Schwestern betreut, sondern von Pflegern bewacht. Zufrieden zeigt sich schließlich auch der Inspektor, hat er doch seine Anweisungen von Staatsanwalt befolgt und kein großes Aufsehens um die drei Morde im Irrenhaus gemacht hat. Als sich dann Möbius in seiner Verzweiflung zur Verhaftung stellen will, lehnt dies der Oberinspektor ab, für ihn ist der Fall bereits abgeschlossen und er verlässt auch den Tatort. Damit nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Die zwei anderen Physiker-Patienten, Einstein und Curie (Natasha Pandazieva) stellen sich als Spione verschiedener Geheimdienste heraus, die sich ins Irrenhaus geschleust haben, um die Weltformel von Möbius zu ergattern. Für Möbius bricht seine sorgsam aufgebaute Maskerade zusammen. Im letzten Moment retten die strengen Sicherheitsvorkehrungen Möbius vor einer Entführung durch die Spione. Doch nun sind diese von Bewachern zu Gefangenen geworden. Möbius schafft es, sie in dieser ausweglosen Lage vom Glück im Unglück zu überzeugen. Nun kann seine Weltformel in keine schlechten Hände fallen, die Erde ist gerettet. Doch das scheinbare Happy End verdirbt Dr. Mathilde von Zahnd. Sie offenbart den dreien, dass sie schon längst im Besitz der Weltformel ist und von dieser auch Gebrauch machen wird. Im Namen König Salomos, der ihr erscheint, will sie die Welt regieren. Die Regie der großartig aufgeführten Komödie führte Sonja Trebes. Die Kühnlenzpassage wurde zur “Irrenanstalt” umfunktioniert. Foto: Michael Wunder |