Schlagzeilen:

Am Samstag ist in Neuengrün wieder die Friedenswallfahrt

Neuengrün: In einem der schönsten Runddörfer in Bayern, nämlich im Wallenfelser Stadtteil Neuengrün findet am kommenden Samstag wiederum die Friedenswallfahrt statt. Dazu laden die beiden Dekanatsräte Kronach und Teuschnitz sowie die Kuratiegemeinde Neuengrün-Wolfersgrün ganz herzlich ein.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen Kriegsheimkehrer, aus Dankbarkeit ihrer Rückkehr, jährlich eine Wallfahrt nach Neuengrün durchzuführen. Tausende waren noch in Gefangenschaft. Im Jahr 1946 fand die erste Heimkehrerwallfahrt statt, bei der Prälat Georg Wertmann, ehemaliger Militärpfarrer und Stadtpfarrer von Kronach, sprach. Er wurde später Generalvikar der Bundeswehr.

Die Wallfahrten waren zunächst zweitägig. Initiator war der Kronacher Heimatdichter Andreas Bauer. 1947 wurde ein Friedenskreuz von Weihbischof Dr. Arthur Michael Landgraf eingeweiht. Ein Jahr später war die Uraufführung des Legendenspiels von Neuengrün, das von Andreas Bauer geschrieben wurde. Von 19 Laienspielern wird dargestellt, wie die Gnadenmadonna nach Neuengrün gekommen sein soll. Letztmals wurde es im vergangenen Jahr zur 70. Friedenswallfahrt zur Aufführung. In den ersten Jahren waren Politiker die Festredner. 1948 sprach Kultusminister Dr. Alois Hundhammer. Mehrmals war Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident Dr. Josef Müller (Ochsensepp) in Neuengrün. 1952 war der der CSU, Bundestagsabgeordneter Dr. Franz-Josef Strauß, der Festredner.

Bereits 1949 wurde die erste Friedensstandarte angeschafft. Zur 50. Friedenswallfahrt wurde eine neue Standarte angefertigt, die vom kürzlich verstorbenen akademischen Bildhauer Heinrich Schreiber entworfen wurde. Papst Johannes Paul II segnete diese im Jahr 1999 in Rom. Der Heilige Vater bat dem damaligen Dekanatsratsvorsitzenden Heinz Hausmann für den Frieden in der Welt zu beten und sich für ein Fortbestehen der Wallfahrt einzusetzen. Seit 67 Jahren wandert die Friedensstandarte von Gemeinde zu Gemeinde. Im vergangenen Jahr wurde sie von den Pfarreien und Soldatenkameradschaften im Seelsorgebereich Oberes Rodachtal übernommen und wird heuer an den Bereich Kronach Süd übergeben. Bei der Übergabe wird versichert, dass alle Monate eine Friedensgebetsstunde abgehalten wird. In all den Jahren sind somit schon über 800 Betstunden in den Gemeinden des Frankenwaldes abgehalten worden. Im Jahr 1964 ist Heimatdichter Andreas Bauer in Alter von 66 Jahren verstorben. Bei der Organisation der Wallfahrt wurde er damals von Kreisjugendpfleger Walter Kromp tatkräftig unterstützt. Als Heinz Hausmann 1967 Diözesansekretär wurde, übernahm das katholische Volksbüro zum größten Teil die organisatorische Arbeit. Die Heimkehrerwallfahrt wurde in Friedenswallfahrt umbenannt.

Am Samstag treffen sich die Wallfahrer um 18 Uhr am Ortseingang von Neuengrün wo man unter musikalischer Begleitung zum Jugendheim zieht. Dort findet die Begrüßung statt. Nach zwei Betstunden findet gegen 21:15 Uhr die Lichterprozession zum Friedenskreuz statt. Michael Dotzauer (Spiritual Priesterseminars Bamberg) dort die Predigt beim Wortgottesdienst halten. Anschließend ist auf dem Dorfplatz die Eucharistiefeier mit weiteren Geistlichen. Es werden wiederum viele Gläubige aus dem gesamten Frankenwald erwartet.

Das Gnadenbild von Neuengrün wird bei der Lichterprozession mitgetragen. Nach einer mündlichen Überlieferung soll es unmittelbar in der Zeit der Reformation von einem ungekannten Meister geschaffen worden sein. Da das Jesuskind große Ähnlichkeit mit dem bekannten Prager Jesulein aufweist, sprach man die Statue einem böhmischen Bildschnitzer zu. In den zurückliegenden Jahrzehnten kamen zur Friedenswallfahrt viele tausende Menschen, die alle gestärkt und in großer Dankbarkeit die Gebetsnacht von Neuengrün erlebten.

Auch heute, 71 Jahre nach Kriegsende ist es wichtig für den Frieden in der Welt zu beten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bisher viele kriegerische Auseinandersetzungen bis in die heutigen Tage. Die Menschen in der Bundesrepublik haben allen Grund zu danken, für Frieden in Freiheit, den sie erleben dürfen und für die Wiedervereinigung ohne Blutvergießen. Tag für Tag sollte man sich für den Frieden einsetzen und zunächst in seiner eigenen Umgebung beginnen.

FW Bild I

Erstmals übernahm mit dem Oberen Rodachtal im vergangenen Jahr ein Seelsorgebereich die Standarte. Im Bild (v.l.) Klaus Wunder (Steinwiesen); Tanja Stumpf und Bernd Radlo (beide Nordhalben) und Organisator Heinz Hausmann. Foto: Archiv Michael Wunder

FW Bild II

Mehrere Priester nehmen alljährlich an der Friedenswallfahrt mit Lichterprozession zum Friedenskreuz teil. Foto: Archiv Michael Wunder