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Wallfahrt in Neuengrün: Frieden ist ein großes Geschenk

Neuengrün: Vielfältige Erfahrungen hat Pfarrer Michael Dotzauer bei seiner einjährigen Fortbildung in Frankreich gemacht. Als Festprediger der 71. Friedenswallfahrt (früher Heimkehrerwallfahrt) erinnerte der künftige Spiritual des Priesterseminars Bamberg an Geschehnisse in den beiden Weltkriegen und ging auch auf die derzeitige Lage in der Welt ein.

Vor genau 100 Jahren, als der erste Weltkrieg Europa zerrissen hat wäre ein solches Studium wie jetzt am Institut Notre-Dame de Vie bei Avignon unmöglich gewesen. Damals waren viele katholische Priester als Seelsorger auf beiden Seiten an der Front bei den Truppen eingesetzt. Im benachbarten Frankreich galt aufgrund der zerrütteten Verhältnisse zwischen Kirche und Staat die allgemeine Wehrpflicht für Geistliche. Noch heute finden sich in Frankreich die Namen von etwa 5.000 gefallenen Priestern auf Gedenktafeln wieder. Heute, einhundert Jahre später, hat sich die Lage zum Glück wesentlich geändert. „Meine beiden Großväter waren im 1. Weltkrieg und mein Vater im 2. Weltkrieg Kriegsgefangener in Frankreich. Dort konnte ich jetzt ohne Visum und Anmeldung ein Jahr verbringen, es gab keine Spur von Ablehnung gegen Deutsche“, sagte Dotzauer. Heute ist es selbstverständlich, dass viele ins Nachbarland zum Urlaub oder zum Pilgern reisen. Dank des Friedens der heute herrscht, ist es möglich die Wallfahrtsorte Lourdes bis La Salette aufzusuchen. Die jetzige Generation kann es nicht mehr begreifen, dass sich die Länder über Jahrhunderte bekriegt haben. Der Friede sei aber nicht selbstverständlich und kam auch nicht von alleine.

„Von allein entsteht nur Chaos und Gewalt“

Festprediger Michael Dotzauer, Spiritual des Priesterseminars Bamberg.

Er verglich den Frieden mit einem Haus. Dieses baut sich auch nicht von alleine und wenn es niemand instand hält, verwahrlost es und irgendwann stützt es dann ein. Ähnlich ist es mit dem Frieden, er hängt auch an den Menschen die sich dafür einsetzten und dafür arbeiten. Die Friedenswallfahrt am Friedenskreuz in Neuengrün sei deshalb auch ein kleines Zeichen für den Frieden, den Jesus bringt, wenn man sich auf ihn einlässt. In der Bibel wird der Friede wie eine Zusammenfassung von allem Guten, das Gott schenkt beschrieben. Die Summe des Heils. Der vollkommene Zustand der Gottesherrschaft. Etwas, das aber nur Gott selbst bewirken kann. Der wirkliche, echte, dauerhafte Friede ist ein Geschenk Gottes, so Dotzauer. Wir dürfen dieses Geschenk empfangen und weitergeben, und daran mitarbeiten, dass dieser Friede Gottes in der Welt umgesetzt wird. Als ein Friedensstifter nach dem Bild Jesus hat sich auch der Karmeliterpater Henri Grialou mit dem Ordensmanen Marie-Eugene erwiesen. Er wird am 19. November selig gesprochen. Die Kirche erkennt damit offiziell an, dass er zu denen gehört, die voll und ganz verwirklicht haben, was Jesus für die Menschen gewollt hat. Dass er wahrhaft ein Friedensstifter war, jemand, der den Menschen geholfen hat, den Frieden Gottes in ihrem Leben anzunehmen und ihn weiterzugeben.

Zur 71. Friedenswallfahrt konnten der Ortspfarrer Pater Jan Poja und der neue Dekanatsratsvorsitzende Christian Behner nach der Abholung der Teilnehmer am Ortsrand eine stattliche Anzahl von Besuchern im Gotteshaus begrüßen. Die Friedensstandarte wurde vom Seelsorgebereich Oberes Rodachtal an den Pfarreien Verbund Kronach Süd übergeben. Klaus Wunder aus Steinwiesen meinte nach einem geschichtlichen Rückblick, dass man das Versprechen eingehalten habe und monatlich eine Betstunde für den Frieden in der Welt in einer der neuen Pfarreien durchgeführt habe. Gudrun Kalter bezeichnete es im Namen der sieben südlich von Kronach gelegen Pfarreien, als Ehre die Friedensstandarte zu übernehmen. Man werde das kostbare Gut, für den Frieden zu beten annahmen und die Geschichte fortführen. Den drei Betstunden schloss sich die Prozession zum Friedenskreuz, an der auch neun Geistliche teilnahmen, an. Zufrieden zeigte sich schließlich auch der langjährige Dekanatsratsvorsitzende und Organisator Heinz Hausmann. Mit der in seinem letzten „Dienstjahr“ eingesetzten Änderung, dass die Friedensstandarte an Seelsorgebereiche geht, komme diese auch in kleine Kirchengemeinden, was bisher nicht der Fall war, so Hausmann.

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün III (03.09.16)

Die Wallfahrer wurden am Ortsrand von Neuengrün abgeholt und zur Kirche geleitet. Foto: Michael Wunder

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün IV (03.09.16)

Gudrun Kalter übernahm im Auftrag des Seelsorgebereich Kronach Süd die Friedensstandarte. Foto: Michael Wunder

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün V (03.09.16)

Bürger aus dem Seelsorgebereich Kronach Süd trugen das Gnadenbild bei der Prozession zum Friedenskreuz. Foto: Michael Wunder

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün VII (03.09.16)

Die Soldatenkameradschaften waren zahlreich mit ihren Fahnen vertreten. Foto: Michael Wunder

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün VIII (03.09.16)

Festprediger war in diesem Jahr Michael Dotzauer, Spiritual des Priesterseminars Bamberg, der über seine Erfahrungen beim Institut Notre-Dame de Vie bei Avignon in Südfrankreich sprach. Foto: Michael Wunder

2016 - Friedenswallfahrt Neuengrün X (03.09.16)

Die Eucharistiefeier fand bei bestem Wetter auf dem Anger unter freien Himmel statt. Foto: Michael Wunder