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Einer der Großen in der Fotografie

Kronach: Die Ausstellung mit den Fotografien von Daniel Biskup bildet den Auftakt für ein spannendes Ausstellungsjahr beim Kronacher Kunstverein (KKV).

Sabine Raithel konnte bei der Vernissage viele Kunstfreunde in der Galerie begrüßen. Sie sprach dabei von einer Welt die in einen Meer von Bildern lebt. Rund 1,5 Billionen digitale Fotos werden jährlich geschossen, Tendenz steigend. 85 Prozent aller Fotos werden in der heutigen Zeit mit dem Handy gemacht, jeder Smartphonbesitzer wird zum Fotografen. Ein Bild zu verbreiten geht inzwischen fast so schnell wie auf den Auslöser zu drücken. Die Gefahr dabei ist, dass ein Foto zu einer medialen Waffe werden kann. Ein Foto zieht seine Bahnen von einem Foltergefängnis in Abu Ghraib ins Weiße Haus. Es transportiert Sieg und Niederlage von Präsidenten in Sekundenschnelle - lang bevor die erste Nachrichtenagentur ihren Text abgesetzt hat. Es dokumentiert Erfolge, Verfehlungen, Schicksale und Skandale rund um die Uhr. Sabine Raithel sprach von einem unglaublichen Wandel in der Fotografie. Angefangen als höchst exklusives Medium Anfang des 20. Jahrhunderts, ist sie spätestens mit der Erfindung des Smartphones zu einem Werkzeug für jedermann geworden. Es ist die weitreichendste Veränderung der vergangenen zehn Jahre. Trotz aller Änderungen in der digitalen Welt, wo Exklusivbilder die Ausnahme darstellen, ist die Frage, wann Fotografie Kunst ist und wann nur ein Schnappschuss, heute so aktuell wie vor 100 Jahren.

„Was macht ein gutes Foto aus, es trifft uns“ Sabine Raithel bei der Ausstellungseröffnung des KKV

Ein gutes Foto entsteht immer wenn es einen trifft. Jeder hat sie im Kopf, diese Bilder, die einen tief im Innersten berühren. Sie haben sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Die New Yorker Bauarbeiter, die im Jahr 1932 auf einem Balken hoch oben über der Stadt Mittag essen; der erste Mann auf dem Mond; Albert Einstein, der uns die Zunge zeigt; John Lennon und Yoko One beim Bed-In in Amsterdam 1969. Gute Fotos zeigen mehr als einen gefrorenen Moment. Sie fangen Hintergründe ein, lassen Geschichten erahnen, regen die Fantasie an. Neudeutsch heißt das Storytelling. Es sind Fotos wie das, was der Fotograf Daniel Biskup 2017 im Auftrag der deutschen Bild Zeitung und der britischen Times vom frisch ins Amt gewählten amerikanischen Präsidenten gemacht hat. Da sitzt Donald Trump recht unprätentiös auf der Kante seines roten Chefsessels. Vieles ist typisch: die Frisur, die rote Krawatte. Aber anderes überrascht und lässt so manchen Rückschluss zu, wie die doch unsichere Haltung der Hände oder der völlig unorganisierte Schreibtisch, der von einem in Gold gefassten Foto von Trumps Vater dominiert wird. Unter dem Schreibtisch: ein voller Karton mit Papiermüll. An der Wand hängen gerahmte Titelfotos des Präsidenten aus den Magazinen „GQ“ und „Fortune“ und smarte Jugendfotos. Das Bild ist weit mehr, als die Abbildung des mächtigsten Politikers der Welt. Es ist ein Psychogramm. Daniel Biskup sagt: „Meine Fotos entstehen meistens am Rande von Interviews. Ich habe hier oft nur wenige Minuten Zeit“. Und er berichtet weiter: „Trump war sehr freundlich und völlig unkompliziert. Wie übrigens die meisten großen Männer und Frauen. Es sind alles nur Menschen.“ Daniel Biskup ist Autodidakt und ewig Umherreisender. Die Momente, in denen er ohne Kamera aus dem Haus geht, so sagt er, seien selten. Er sei immer auf der Jagd nach dem nächsten Bild, dem nächsten faszinierenden Ereignis, das er festhalten möchte. Als sich 1989 die politische Situation zur Zeit der Wiedervereinigung zuspitzt, reist er nach Berlin. Die deutsche Hauptstadt und das Klima der Revolution ziehen ihn magisch an. Er weiß, hier wird Zeitgeschichte geschrieben. Er kann nicht anders, will dabei sein. Die Mauer fällt. Und Daniel Biskup trifft in Berlin Gleichgesinnte, die sich wie er dem historischen Moment nicht entziehen können. Udo Lindenberg zum Beispiel. Biskups Fotografien zeigen, wie der Sänger mit kindlicher Freude DDR-Bürger an der Grenze empfängt. Daniel Biskup lernt Kai Diekmann (vormals Bild-Zeitung, Springer Verlag) und Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur der Wochenzeitung, Die Zeit) kennen. Für Daniel Biskup wird dies der Durchbruch zum Erfolg. Seine Fotografien vom Mauerfall, von glücklichen und verunsicherten Menschen, erscheinen seitdem in Zeitungen und Zeitschriften weltweit. Die Bilder von Daniel Biskup sind Kunstwerke der Dokumentarfotografie. Sie sind Zeugnisse der Zeitgeschichte. Fotografien, die Weltereignisse auf einzigartige Weise festhalten. Egal ob zur Zeit der Wiedervereinigung in Deutschland oder rund 25 Jahre später während der Freiheitskämpfe in der Ukraine. Daniel Biskup zeigt Menschen in Momenten, die für sie existenziell sind, ohne ihnen zu nahe zu treten. Auf seinen Fotografien zeigt sich das Schöne, das Menschliche, das Normale. Ganz ohne Hilfsmittel wie Studiolicht oder Bildbearbeitungsprogramm. In den letzten Jahren hat Daniel Biskup weltweit Prominente aus Politik, Kultur und Wirtschaft porträtiert. Dazu gehören unter anderen Bill Gates, Karl Lagerfeld, Claudia Schiffer, Selma Hayek, Roger Moore, Mette Marit, Helmut Schmidt, Vladimir Putin, Michail Gorbatschow, George Bush sen., Gerhard Schröder, Angela Merkel und vor allem Helmut Kohl, den er seit 1998 als Fotograf bei privaten und offiziellen Anlässen in Ludwigshafen und in der Welt begleitet hat. Die Fotografien von Daniel Biskup befinden sich nicht nur in Zeitungsarchiven, sondern auch in privaten und öffentlichen Sammlungen. Zum Beispiel im Russischen Museum in St. Petersburg, im Deutschen Historischen Museum in Berlin oder im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Und nun auch in Kronach. Daniel Biskup ist überzeugt, dass in der digitalen Welt bestimmte Fotos wie Kinderfotos oder Bilder von besonderen Anlässen überleben werden. In der Fotografie gibt es auch keine Geheimtipps, zumal der günstigste Moment, wo man den Auslöser drückt nicht planbar sei. Fotografen haben nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschehnisse, sie können sie nicht verändern, sondern nur dokumentieren. Die Ausstellungseröffnung wurde von Tabea Wagner, Sinja Rosenberger und Samuel Backof von der Berufsfachschule für Musik mitgestaltet und ist bis 16. Februar zu bestaunen.

 

Am kommenden Donnerstag, 16. Januar findet um 19:00 Uhr, die Jahreshauptversammlung des KKV mit Neuwahlen statt.

In diesem Jahr sind folgende Ausstellungen geplant:

Wieland Prechtl, Bayreuth, Malerei, Vernissage: 1. März 17:00 Uhr (1. März bis 5. April), Kerstin Sperschneider, Kronach, Fotografie Vernissage: 19. April 18:00 Uhr (19. April - 24. Mai), Prof. Peter Westwood, Melbourne, Malerei, Vernissage: 7. Juni 18:00 Uhr (7. Juni - 5. Juli), Stefanie Hofer, Taufkirchen, Melanie Siegel, München, Grafik, Malerei, Vernissage: 19.Juli 18:00 Uhr (19. Juli - 9. August), Gerd Kanz, Untermerzbach, Malerei und Objekte Vernissage: 13. September 18:00 Uhr
(13. September - 25. Oktober), Jahresausstellung mit Rahmenprogramm, Vernissage: 15. November 17:00 Uhr (15. November - 20. Dezember).

Daniel Biskup lebt in Augsburg und Berlin. Geboren ist er 1962 in Bonn und dort auch aufgewachsen. Er wird zunächst Postbote, holt später sein Abitur nach, studiert Geschichte, Politik und Volkskunde. Das politische Zeitgeschehen und Menschen, das ist es, was ihn seit seinem 14. Lebensjahr zur Fotografie treibt. Mit 18 Jahren schießt er sein erstes Titelfoto für eine Tageszeitung.

2020 - Ausstellungseröffnung VIII (12.01.20)

Alle wollen Donald Trump sehen. Foto: Michael Wunder