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Friedenswallfahrt Neuengrün, ja. Aber in einer anderen Form

Neuengrün: In einer komplett anderen Form wird heuer die Friedenswallfahrt in Neuengrün stattfinden müssen.

Die Vorbereitungen auf die mittlerweile 75. Friedenswallfahrt laufen auf Hochtouren. Durchführen oder erstmals seit 75 Jahren absagen, war die Frage, sagte der langjährige Organisator Heinz Hausmann. Man kam schließlich zum Ergebnis, diese traditionelle Wallfahrt fortzusetzen, wenn auch in völlig andern Rahmen. So muss wegen des Corona Virus nicht nur der Ablauf vollständig geändert werden, unabhängig davon musste auch die Organisation neu strukturiert werden. Für die Veranstaltung am 5. September zeigen sich neben der örtlichen Gemeinschaft, welche das Geschehen in Neuengrün organisiert, nunmehr die beiden Seelsorgebereiche Kronach und Teuschnitz verantwortlich. Diese Änderung war notwendig, weil es keine Gremien auf Dekanatsebene mehr gibt, sagte der zuständige Dekan Detlef Pötzl. Die Friedenswallfahrt wurde in der Vergangenheit getragen und veranstaltet von den Dekanatsräten der ehemaligen Dekanate Kronach und Teuschnitz. Kooperationspartner waren immer die Kuratie Neuengrün und die Soldatenkameradschaften im Kreisverband Kronach. Dekan Detlef Pötzl richtete einen herzlicher Dank an Heinz Hausmann, der das Anliegen der Friedenswallfahrt in den vergangenen Jahrzehnten gefördert und unterstützt hat.

Mit der Neustrukturierung der Dekanate, der Auflösung der "alten Dekanate" und der Dekanatsräte, hat sich auch an der Organisationsstruktur etwas geändert. Die Friedenswallfahrt wird nun von den Seelsorgebereichsräten des katholischen Seelsorgebereichs Kronach und Frankenwald getragen. Ansprechpartner sind Herr Lukas Löffler und Frau Anne Neubauer. Kooperationspartner sind natürlich weiterhin die Kuratie Neuengrün und die Soldatenkameradschaften im Kreisverband Kronach.

Heinz Hausmann, der die Friedenswallfahrt als Herzensangelegenheit betrachtet und fast 50 Jahre organisiert hat war zuversichtlich, dass es gut weiter gehen wird. Er verwies auf die lange Geschichte, welche bereits 1946 mit der ersten Heimkehrerwallfahrt begann. Als erster Prediger war damals Prälat Werthmann aus Kronach im Runddorf zu Gast. Bereits ein Jahr später wurde das erste Friedenskreuz aus Holz auf der Anhöhe errichtet. Im Jahr 1949 fanden die Weihe der Friedensstandarte und die erste Lichterprozession statt. Hauptredner war damals der aus Steinwiesen stammende Dr. Josef Müller (Ochsensepp) der zu dieser Zeit Justizminister und stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident war. Andreas Bauer hatte nicht nur die Heimkehrerwallfahrt, wie sie bis Ende der 60er Jahre hieß ins Leben gerufen, sondern auch ein Legendenspiel geschrieben. Dieses wurde seitdem alle fünf Jahre aufgeführt und musste heuer wegen Corona erstmals abgesagt werden. Wie Heinz Hausmann beim Treffen in Neuengrün berichtete, sei unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kriegsheimkehrer, aus Dankbarkeit ihrer Rückkehr beschlossen worden, jährlich eine Wallfahrt nach Neuengrün durchzuführen. Tausende waren noch in Gefangenschaft. Im Jahr 1946 fand die erste Heimkehrerwallfahrt statt, bei der Prälat Georg Wertmann, ehemaliger Militärpfarrer und Stadtpfarrer von Kronach, sprach. Er wurde später Generalvikar der Bundeswehr. In den ersten Jahren waren Politiker die Festredner. 1948 sprach Kultusminister Dr. Alois Hundhammer. Mehrmals war Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident Dr. Josef Müller (Ochsensepp) in Neuengrün. 1952 war der CSU, Bundestagsabgeordneter Dr. Franz-Josef Strauß, der Festredner. Gläubige aus Neuengrün und aus den Nachbargemeinden, Überlebende des Weltkrieges, verzweifelte Angehörige von Vermissten und Gefallenen und zahlreiche Menschen, die für den Frieden dankbar waren, sind nach Neuengrün gepilgert, um für den Frieden zu beten. Das Anliegen ist immer noch und immer wieder aktuell. Vor 25 Jahren, zur 50. Friedenswallfahrt wurde die eine neue Standarte angeschafft, die vom akademischen Bildhauer Heinrich Schreiber entworfen wurde. Sie wurde 1999 in Rom von Papst Johannes Paul II gesegnet. Der Heilig Vater bat damals dem früheren Dekantsratsvorsitzenden Heinz Hausmann weiterhin für den Frieden in der Welt zu beten und die Wallfahrt durchzuführen. Die Friedensstandarte wandert seitdem von einem Ort zum anderen sie geht in diesem Jahr vom ehemaligen Seelsorgebereich Unteres Haßlachtal an den Seelsorgebereich Frankenwald (Oberes Rodachtal, Teuschnitz, Ludwigsstadt). Coronabedingt wird es keine Betstunden, keine Prozession zum Friedenskreuz und kein Legendenspiel geben. So finden lediglich die Übergabe der Friedensstandarte und ein Gottesdienst im Freien statt. Dieser wird nicht wie bisher auf dem Dorfplatz sondern direkt auf dem Kirchenvorplatz sein. Festprediger wird Monsignore Reinhold Bartmann, Generalvikar des katholischen Militärbischofs sein. Im Anschluss an den Gottesdienst, der um 20 Uhr beginnt, übergeben die Vertreter des ehemaligen Seelsorgebereichs Unteres Haßlachtal die Friedensstandarte an den katholischen Seelsorgebereich Frankenwald (Pfarrei Teuschnitz). Aus diesem Grund übernimmt auch eine Auswahl der Teuschnitzer Stadtkapelle und der Wickendorfer Musikanten die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Man erwartet auch heuer wieder viele Wallfahrer aus dem gesamten Frankenwald. Viele von ihnen kommen seit Jahrzehnten nach Neuengrün, um für den Frieden in der Welt zu beten. Zum Gelingen der Friedenswallfahrt werden auch Pfarrgemeinderatsvorsitzende Silvia Welscher und Mesner Ludwig Dietz, zwei Bürger die vor Ort großen Einsatz zeigen, beitragen.

Ein Hinweis zu den Sicherheitsmaßnahmen: Es wurde ein Hygiene- und Sicherheitskonzept erstellt. Dekan Detlef Pötzl bittet um Beachtung des nötigen Mindestabstands von eineinhalb Metern. Besucher sollten eine Mund-Nase-Schutzbedeckung mitbringen. Es ist damit zu rechnen, dass nicht alle Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz erhalten werden. Falls nötig können Gäste einen Klapphocker mitbringen. Vereine und Verbände sind ausdrücklich eingeladen, Fahnen oder Banner mitzuführen.

2019 - Friedenswallfahrt Neuengrün V (08.09

Das Gnadenbild von Neuengrün wird auch heuer wie auch die Lichterprozession fehlen. Nach einer mündlichen Überlieferung soll es unmittelbar in der Zeit der Reformation von einem ungekannten Meister geschaffen worden sein. Foto: Archiv Michael Wunder

2019 - Friedenswallfahrt Neuengrün VII (08.09

Auch auf die Lichterprozession zum Friedenskreuz, wo im vergangenen Jahr Dekan Detlef Pötzl sprach, wird man heuer verzichten müssen. Foto: Archiv Michael Wunder

2015 - Friedenswallfahrt Neuengrün XXIII (06.09

Ein Highlight der Neuengrüner Friedenwallfahrt das Legendenspiel wird alle fünf Jahre aufgeführt. Heuer muss man wegen Corona nach 75 Jahren erstmals darauf verzichten. Foto: Archiv Michael Wunder