Schlagzeilen:Die WBV Kronach-Rothenkirchen will bauen
Neukenroth: Die Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen blickte in ihrer Jahreshauptversammlung in der Neukenrother Zecherhalle auf bewegte Jahre zurück und nahm zugleich wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vor. „Wald muss Wald bleiben“ - dieser Satz war an diesem Abend gleich mehrfach zu hören. Und diesem Satz haben sich die rund 350 anwesenden Waldbesitzer nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft verschrieben. Vorsitzender Markus Wich bezeichnete die ersten eineinhalb Jahre seiner Amtszeit vor dem Hintergrund der Kalamitäten als „Wahnsinn“. Es sei nicht zu begreifen, dass allen voran aufgrund des Borkenkäferbefalls das Erbe vieler Generationen verloren gegangen sei. Von 39.000 Hektar Wald seien mittlerweile 6.000 Hektar nicht mehr existent, betonte der Vorsitzende, der es als umso wichtiger bezeichnete, die Schadflächen wieder aufzustocken, um den Wald unter dem Dreiklang des ökologischen, ökonomischen und sozialen Nutzens für künftige Generationen wieder fit zu machen. „Wir als Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind besondere Naturschützer, weil unser Handeln von der Liebe zum Wald und der Verantwortung zum Eigentum und zur Heimat geprägt ist“, ließ Wich keinen Zweifel an der Überzeugung, dass der Umbau hin zu einem klimaangepassten Mischwald gelingen wird. Angesichts sich ändernder Rahmenbedingungen ist es laut Wich allerdings auch wichtig, sich so breit wie möglich aufzustellen, neue Geschäftsfelder zu erschließen und bestehende auszubauen. Dabei sprach er Waldpflegeverträge ebenso an wie die Holzvermarktung, den Maschinenverleih oder auch Warenkreditversicherungen. Für die Zukunft sei mit einer Verschiebung von Aufgabenschwerpunkten zu rechnen. Auch deshalb sei es erforderlich, sich als Verein neu zu positionieren und angesichts beengter Räumlichkeiten in den Büros in Teuschnitz den Neubau einer eigenen Geschäftsstelle voranzutreiben. „Wir sind nicht nur ein leistungsstarker Verein, sondern auch ein leistungsstarkes Unternehmen“, betonte Wich, der dabei auch die Verantwortung gegenüber aktuell acht Beschäftigten nicht außen vor ließ. Ein möglicher Neubau soll demnach in Rothenkirchen auf einem bestehenden Holzlagerplatz direkt an der B 85 in Holzbauweise erfolgen. Bei einigen Mitgliedern gab es Bedenken hinsichtlich dieser Überlegungen, am Ende fasste die Versammlung bei wenigen Gegenstimmen den Grundsatzbeschluss mit dem Auftrag an Vorstand und Beirat, die Planungen weiter voranzutreiben. Hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung bezeichnete es Markus Wich zudem als unumgänglich, die Strukturen der WBV anzupassen. Deshalb wurde bei einer Gegenstimme die Gründung einer Handels- und Dienstleistungsgesellschaft beschlossen, um den Mitgliedern auch weiterhin bestmögliche Konditionen bieten zu können. Christin Müller-Lisa berichtete über die Holzvermarktung für 523 Mitglieder und 213.000 Festmeter verkauftes Holz. Alleine 65.000 Festmeter seien davon an regionale Unternehmen veräußert worden. Mit aktuell rund 100 Euro pro Festmeter beziehungsweise rund 80 Euro pro Festmeter Käferholz sei die Preisentwicklung auf einem ähnlichen Niveau wie im ersten Quartal des Vorjahres. Johannes Schneider berichtete über das Tätigkeitsfeld „Waldverträge“, die unter anderem mit Waldbesitzern geschlossen sind, die ihren eigenen Wald nicht mehr bewirtschaften können oder wollen. „Das ist für uns ein wichtiges Standbein geworden“, betonte Schneider und sprach dabei die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Maßnahmen stets in Absprache mit den Waldbesitzern an. Je nach Größe und Aufwand betragen die Kosten für die Waldbesitzer rund 50 bis 70 Euro pro Hektar Wald und Jahr. Wolfgang Schirmer ging auf die Nadelwertholzsubmission ein. Die heimischen Mitglieder hätten dafür 146 Festmeter Fichtenblochholz in bester Qualität aufgelegt und dafür im Durchschnitt einen Preis von 280 Euro pro Festmeter erhalten. Den besten Preis mit über 2000 Euro habe dabei ein Stamm mit einer Länge von rund zehn Metern erzielt. Mit rund 64.000 Pflanzen hatte man laut Robert Lang im Herbst 2022 den Höchststand an Pflanzenbestellungen verzeichnet. Bei den Nadelhölzern sei die Douglasie, bei Laubhölzern die Rotbuche am häufigsten bestellt worden. Zweiter Vorsitzender Christian Barnickel ging auf den Maschinenpark der WBV und den damit verbundenen Geräteverleih ein. Vom Rückewagen über den Sägespaltautomat bis hin zu einem Häcksler könne alles angeboten werden. Vorsitzender Markus Wich ergänzte, dass grundsätzlich noch weitere Anschaffungen denkbar seien, allerdings stehe und falle alles mit verantwortungsbewussten Maschinenführern. Rechnungsführer Hans Ulrich Müller berichtete detailliert über die finanziellen Verhältnisse der WBV. Eine vorbildliche Kassenführung wurde ihm von Kassenprüfer Andreas Martin bescheinigt. Die Entlastung des Rechnungsführers und somit des Vorstandes waren demnach obligatorisch. Christian Stumpf stellte sich anschließend der Versammlung als neuer Hauptgeschäftsführung der WBV vor. Bereits als Kind sei er von seinem Opa mit in den Wald genommen und damit gewissermaßen frühzeitig „geimpft“ worden. Umso mehr freute er sich, diese Aufgabe Anfang April übernehmen zu dürfen. „Unser Vorstand hat erkannt, dass wir einem Wandel unterliegen, dem man sich stellen muss. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam eine erfolgreiche Zukunft für die WBV und unseren Frankenwald gestalten können“, betonte Stumpf, für den der Wald und das Holz gleichermaßen Erbe wie Leidenschaft sind. Jens Haertel richtete als neuer Bereichsleiter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seinen Blick unter anderem auf das Zukunftsprojekt – „Der neue Frankenwald“. Die vergangenen Jahre seien „unglaublich dynamisch und sehr herausfordernd“ gewesen. Das Ausmaß des Schadens belegte er durch Luftbildaufnahmen, die mitunter ein Raunen unter den Mitgliedern verursachten. Bei der notwendigen Wiederaufforstung, die er als Mammutaufgabe bezeichnete, dürfe man den Wegebau nicht außeracht lassen. Dieser sei das Rückgrat einer funktionierenden Waldbewirtschaftung. Bereits eingangs der Sitzung hatte auch Vorsitzender Markus Wich die Notwendigkeit der Wegeinstandhaltung und Wegeinstandsetzung angesprochen. Aus diesem Grund schaffe die WBV auch einen so genannten Rotationsgraders an, um für ihre Mitglieder einen wichtigen Beitrag in diese Richtung zu leisten. Abschließend ging Jens Haertel auf einige Forschungsprojekte ein, von denen man sich innovative Impulse für den Waldumbau des Frankenwaldes erhofft. Dabei sprach er das Ausbringen von Saatmischungen per Drohnen an Steilhängen oder auch per Harvester auf herkömmlichen Flächen an. Es sei wichtig, unterschiedliche Wege zu beschreiten, um herauszufinden, welche Methoden am besten für eine schnelle Wiederaufforstung hin zu einem widerstandsfähigen Forst geeignet sind. Ein Lob galt diesbezüglich Anton Prechtl, der auf seinen Flächen den Waldumbau unter Einhaltung und Berücksichtigung der erforderlichen Balance aus Ökologie und Ökonomie vorantreibt und dafür eine Auszeichnung der Forstverwaltung aus den Händen von Jens Haertel erhielt. Nach der traditionellen Verlosung nahm Vorsitzender Markus Wich das Beispiel von Prechtl sowie verschiedene Forschungsprojekte zum Anlass, um einen kurzen Blick in die Zukunft zu werfen. „Der Schlüssel zum Erfolg wird in der Vielfalt liegen. Ein Patentrezept dafür gibt es nicht – und vieles wird man einfach auch ausprobieren müssen“, betonte Wich, der sich angesichts des erforderlichen Waldumbaus dennoch optimistisch zeigte. Gerade deshalb wünschte er allen Waldbesitzern viel Zuversicht und auch in schwierigen Zeiten ein bisschen Freude am Wald. Waldbesitzer Anton Prechtl (Zweiter von links) wurde für seinen zukunftsträchtigen Waldumbau ausgezeichnet. Mit im Bild (von links) Jens Haertel vom Amt für Ernährung, Forsten und Landwirtschaft, stellvertretender Landrat Gerhard Wunder und WBV-Vorsitzender Markus Wich. Foto: Michael Wunder |