Schlagzeilen:Letzter Auftritt von Kathrin Motschenbacher
Marktrodach: Das Dreikönigskonzert des Musikvereins Zeyern geriet in der ausverkauften Rodachtalhalle zum Fest der sinfonischen und traditionellen Blasmusik und damit zu einem Abschied mit Ausrufezeichen: Es war zehn Jahren der letzte gemeinsame Auftritt mit Dirigentin Kathrin Motschenbacher. Dazu hatten die Zeyerner Musikerinnen und Musiker alles aufgeboten, was ihnen zur Verfügung stand, von der umfangreichen Percussiongruppe bis zu den üppig besetzten Bläsersätzen, vom festlichen Ambiente in der geschmückten Rodachtalhalle bis zum mundwässerndem Schlemmerangebot, der Verein zeigte sich auch jenseits der Musik von seiner besten Seite. Das Programm „Klanglandschaften – vom Gipfel bis zum Kosmos“ versprach nicht zu viel. Wuchtige Klanggemälde bestimmten den ersten Teil, sinfonische Blasmusik, die etwas zu erzählen hat. „At the gate of god’s garden“ beschreibt einen tödlichen Bruderzwist mit versöhnlichem Ausgang am Veitsberg oberhalb von Ebensfeld. Donnernde Percussion, wummerndes Blech, vibrierende Flöten und Klarinetten, versöhnliches Flügelhorn, diese Geschichte komponiert von Matthias Wehr aus Bamberg ließ keinen kalt. Pilatus - ein Bergmassiv, zwei Kompositionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Windumtoste Bergwipfel, dramatische Kämpfe mit einem Drachen sind umgesetzt in Pilatus – Mountain of Dragons von Steven Reineke. Die poetische mystische Seite kommt in Pilatus Mountain Air von Steven Mead zur Geltung. Solist Rupert Motschenbacher am Euphonium zeigte in der Kadenz nicht nur sein großartiges Spiel, sondern auch die Schönheit dieses Instruments, das die deutschen Blasorchester erst noch erobern muss. Schmissig beendet wurde die Pause mit einem neuen Arrangement der Evergreens aus dem Singspiel „Im weißen Rößl“. Spätestens hier zeigte Moderator Georg Wunder seinen guten Draht zum Publikum, das von ihm animiert, jeden Titel anstimmen konnte: „Was kann der Sigismund dafür, dass er ... „ oder „Im Salzkammergut, da kann man gut...“. Ein großer Spaß auch für die Musikerinnen und Musiker, die nach Herzenslust swingen, klatschen, mit der „Goaßl schnoizn“ und schwelgen durften. Ähnlich lautmalerisch ging es bei der „Schlittenfahrt durch die Alpen“ zu, da wieherten die Pferde, schellten die Glöckchen, knallten die Peitschen. Filmmusiken aus Hollywood fehlen heutzutage in keinem Repertoire einer Blaskapelle. Der römisch-griechische Halbgott Herkules muss einen weiten Weg zurücklegen, bis er als Unsterblicher in den Olymp einziehen darf. Martin Hannig vermittelte mit seinem Gesang von „Go the distance“ eindringlich die inneren Konflikte des Helden. Bunt gespickt mit Hits aus den 70iger Jahren spielt der Soundtrack eine eigene Hauptrolle im Blockbuster „Guardians of the Galaxy“. Das Stück hatte es auf ausdrücklichen Wunsch der Dirigentin Kathrin Motschenbacher ins Programm geschafft. “Ain’t no mountain high enough”. So fasst sie ihre Zeit im Musikverein Zeyern zusammen, kein Berg war hoch genug, kein Stück zu schwierig, keine musikalische Herausforderung zu gering. Entsprechend emotional war der Abschied. Mit der herzergreifenden Melodie von „Auld Lange Syne“, arrangiert von Martin Hannig, verabschiedeten sich die Musikerinnen und Musiker registerweise von ihrer Dirigentin. Die gemeinsamen zehn Jahre hätte das Orchester maßgeblich geprägt, stellte Vereinsvorstand Tobias Partheymüller fest. Und in welcher Weise, das zeigte das beeindruckende Konzert des Musikvereins Zeyern. Der Musikverein Zeyern hat die Zeichen der Zeit erkannt und zeigte auch heuer wieder bei seinem Dreikönigskonzert in der vollbesetzten Rodachtalhalle eine bravouröse Leistung. Foto: Michael Wunder |